Frage zur Wortstellung

Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

Sprachsystem

Die erste von Ihnen formulierte Variante ist ein sogenannter uneingeleiteter Nebensatz. Es handelt sich um Sätze, die aufgrund der Verbzweitstellung (= vor dem finiten/konjugierten Verb steht ein Satzglied) formale Hauptsätze sind (vgl. Beispiel 1).

Beispiel
Beispiel 1:
1a. Die erste Aufgabe war, sie mussten ein Ungeheuer töten.
1b. Sie hatten eine erste Aufgabe erhalten. Sie mussten ein Ungeheuer töten.

Wegen ihrer Einbettung in einen übergeordneten Satz sind sie jedoch, funktional gesehen, Nebensätze. Dass der zweite Teilsatz „..., sie mussten ein Ungeheuer töten“ in den ersten Teilsatz „Die erste Aufgabe war...“ eingebettet ist, sieht man daran, dass der Satz ungrammatisch/unlogisch wird, wenn man den zweiten Teilsatz weglässt (Beispiel 2c). Der zweite Teilsatz ist – wie auch etwa ein Nomen oder eine Nominalgruppe (Beispiel 2b) – Bestandteil des ersten Teilsatzes (Beispiel 2a).

Beispiel
Beispiel 2:
2a. Die erste Aufgabe war, sie mussten ein Ungeheuer töten.
2b. Die erste Aufgabe was das Töten eines Ungeheuers.
2c. Die erste Aufgabe war.*

Dass uneingeleitete Nebensätze formale Hauptsätze sind, liegt daran, dass sie nicht durch eine Subjunktion (z.B. dass, ob, während, wenn) eingeleitet werden. Eine einleitende Subjunktion verändert die Syntax des Satzes, den sie einleitet: Das finite/konjugierte Verb nimmt dann die letzte Position im Nebensatz ein (= Verbletztstellung). Dieser Konstruktion entspricht die zweite von Ihnen formulierte Variante. Man kann bei der zweiten Varianten von einem funktionalen und formalen Nebensatz sprechen.

Somit sind beide Konstruktionen mit Blick auf die Wortstellung möglich.

Sprachgebrauch

Wenn Ihnen die erste Variante oder ggf. auch die zweite nicht gebräuchlich vorkommt, könnte das auch daran liegen, dass bei der Kombination aus Aufgabe und sein kaum auf uneingeleitete Nebensätze (Beispiel 1a) oder Konstruktionen mit dem Subjunktor dass (Ihre zweite Variante) zurückgegriffen wird, wenn es darum geht, den Inhalt der Aufgabe zu beschreiben. Das können die folgenden Daten verdeutlichen:

In den Textkorpora/der Textsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (COSMAS II) konnten für die erste Variante (Aufgabe + sein + uneingeleiteter Nebensatz) keine Belege gefunden werden. Für die zweite Variante (Aufgabe + sein + mit dass eingeleiteter Nebensatz) konnten nur etwa 35 Belege gefunden werden. Auch wenn bei der Abfrage – vor allem der ersten Variante – auch mögliche Konstruktionen nicht berücksichtigt werden konnten, spricht vieles dafür, dass weder die erste noch die zweite Variante häufig gebraucht werden, da andere Varianten wesentlich gebräuchlicher erscheinen: Für eine Konstruktion mit einem zu-Infinitiv (Beispiel 3) können mindestens 3400 Belege gefunden werden, von denen etwa zwei Drittel auf die Variante mit einem Korrelat-es entfallen (Beispiel 4).

Beispiel
Beispiel 3:
Die erste Aufgabe war, ein Ungeheuer zu töten.

Beispiel
Beispiel 4:
Die erste Aufgabe war es, ein Ungeheuer zu töten.

Kombiniert man Ihre zweite Variante mit einem Korrelat-es (Beispiel 5), können übrigens weitere 32 Belege für diese Variante gefunden werden.

Beispiel
Beispiel 5:
Die erste Aufgabe war es, dass sie das Ungeheuer tötet.

Eine Suche bei www.google.de zeigt auch, dass das Muster „Aufgabe + sein + Komma + dass“ durchaus verwendet wird (650.000 Treffer). Die Variante mit es (Beispiel 5) liefert sogar 1.300.000 Treffer. Die Variante mit dem uneingeleiteten Nebensatz scheint jedoch kaum gebräuchlich. In jedem Fall scheint die Variante mit einem zu-Infinitiv (mit oder ohne Korrelat) die formellere und auch gebräuchlichere Variante zu sein.