Druckbare Version
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es um die Verwendungsweise des Verbs wollen. Dieses Verb kann zunächst auf zwei grundsätzlich unterschiedliche Weisen verwendet werden. Es kann zum einen ein Vollverb zum anderen ein Modalverb sein. In Ihrem Beispielsatz ist wollen ein Modalverb. Modalverben zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen reinen Infinitiv verlangen und zum Ausdruck von Modalität dienen. Letzteres bedeutet, dass man mit ihnen einen Wunsch, eine Erlaubnis, ein Verbot, eine Notwendigkeit, eine Möglichkeit, etc. ausdrücken kann. Im Deutschen sind das v.a. dürfen, können, müssen, mögen, sollen und wollen. Wollen als Modalverb drückt aus, dass das Subjekt „die Absicht oder den Wunsch hat, die beschriebene Handlung herbeizuführen bzw. den beschriebenen Sachverhalt realisiert zu sehen.“ (Dudengrammatik, Randnummer 825) Dies trifft auf folgende Beispiele zu:
Beispiel
Ich will heute ins Theater gehen.
Das Buch wollte ich schon immer gelesen haben.
Darüber will ich mehr wissen.
In Ihrem Beispiel drückt das Modalverb wird wollen den Wunsch aus, den das Subjekt hat, nämlich mehr zu erfahren. Ohne den Konjunktiv wäre das wollen in ihrem Satz nötig, um diese Form von Wunsch auszudrücken:
Beispiel
Ich will gerne mehr erfahren.
Nun stellt sich die Frage, ob durch den Konjunktiv alleine der Wunsch ausgedrückt werden kann oder ob es zusätzlich des Modalverbs bedarf.
Zunächst einmal für die Wahl des Konjunktivs + Modalverb scheint zu sprechen, dass der Konjunktiv aus Höflichkeitsgründen gewählt werden kann. Besonders im Vergleich der beiden Varianten wird deutlich, dass die Wahl ohne Konjunktiv wesentlich schroffer klingt:
Beispiel
1) Ich will gerne mehr erfahren.
2) Ich würde gerne mehr erfahren wollen.
Ob bei der Verwendung des Konjunktivs aber das Modalverb noch nötig ist, hängt davon ab, ob der Konjunktiv allein einen Wunsch ausdrücken kann. Generell können laut Dudengrammatik Wünsche auf drei Weisen mit dem Konjunktiv gebildet werden. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1403) Es werden dabei die folgenden drei Varianten unterschieden:
Beispiel
1) Verbzweit-Wunschsatz im Konjunktiv I: Hoch lebe unsere Frau Bürgermeisterin!
2) Verberst-Wunschsatz im Konjunktiv II: Käme doch endlich dieser Zug!
3) Verbletzt-Wunschsatz im Konjunktiv II (mit Subjunktor): Wenn doch endlich dieser Zug käme!
Zu Satz 1 ist anzumerken, dass diese Art von Wunschsätzen sich nicht an einen konkreten Gesprächspartner richtet. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 779)
Es gilt dabei jedoch zu bedenken, dass es sich bei Satz 2 um einen irrealen Wunschsatz handelt. Der Sprecher hält seinen Wunsch für unerfüllbar. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 754) Satz 3 funktioniert dabei ähnlich wie Satz 2, nur dass hier bedingt durch einen Subjunktor die Verbletztstellung verlangt wird. Der Hauptsatz wurde dabei ausgelassen. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 754)
Mit dem Konjunktiv kann allein demnach ein Wunsch ausgedrückt werden. Diese Wünsche funktionieren jedoch anders als in Ihrem Beispiel, da sie entweder davon ausgehen, dass der Wunsch unerfüllbar ist oder sich nicht an eine konkrete Person richten. Das heißt vorerst, dass für Ihr Beispiel das Modalverb gebraucht wird, da der Konjunktiv alleine nicht die Sprecherintention ausdrücken kann.
Allerdings besteht die Möglichkeit mit dem Adverb gern(e) + Verb im Konjunktiv II einen Wunsch auszudrücken, wie in den folgenden Beispielen:
Beispiel
Gerne wäre ich zuhause geblieben.
Ich wüsste nur zu gern, was ihm durch den Kopf geht.
Dies funktioniert auch in ihrem Beispiel:
Beispiel
Ich erführe gerne mehr.
Anstatt des Konjunktiv II wird zunehmend auch die Formulierung mit würde verwendet. Dieser wird insbesondere dann verwendet, wenn der Konjunktiv mit dem Indikativ überstimmt oder der Konjunktiv veraltet klingt. Der würde-Konjunktiv ist jedoch standardsprachlich genauso anerkannt wie der Konjunktiv II. Deswegen ist auch die folgende Formulierung möglich:
Beispiel
Ich würde gerne mehr erfahren.
Fazit: Demnach sind beide von Ihnen gewählte Varianten möglich.
War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!