Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
¨Bung in der Klasse
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Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
¨Bung in der Klasse
Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
Sprachsystem
In Ihrer Frage geht es darum, wie Adjektive flektiert (= gebeugt) werden müssen, wenn sie nach dem Wort beide auftreten. Ihr Zweifel entsteht möglicherweise durch die Unsicherheit, ob das Wort beide in Ihrem Beispiel als Artikelwort oder als Adjektiv behandelt werden soll. Das ist durchaus berechtigt, denn es gibt viele Fälle, bei denen Wörter zwischen Artikel und Adjektiv changieren (z.B. manche gute Gründe vs. manche guten Gründe, vgl. Dudengrammatik (2009), S. 952, §1526).
Betrachten wir zunächst den Gebrauch von beide als Adjektiv:
Beispiel
(1) Beide bunte Blusen
In dem obigen Beispiel werden die Adjektive jeweils stark flektiert, da kein definiter Artikel vorausgeht. Das bedeutet, dass beide dieselbe Endung (hier: -e) erhalten. Geht jedoch ein definiter Artikel voraus, so werden die Adjektive schwach flektiert und erhalten die Endung -n:
Beispiel
(2a) Die beiden bunten Blusen
(2b) Die beiden Taschen
Nun ist es jedoch so, dass das Wort beide auch wie ein Artikelwort gebraucht werden kann. Dazu betrachten wir Beispiel (1) zunächst einmal ohne das Wort beide:
Beispiel
(3) Bunte Blusen
Da kein definiter Artikel vorausgeht, wird das Adjektiv bunt stark flektiert. Geht jedoch ein definiter Artikel voraus, so wird es schwach flektiert und erhält die Endung -n:
Beispiel
(4) Die bunten Blusen
Dass beide dieselbe Funktion wie der definite Artikel die haben kann, ergibt sich durch eine Ersatzprobe:
Beispiel
(5) Beide bunten Blusen
Die Tatsache, dass der definite Artikel die durch beide ersetzt werden kann und dabei die schwache Flexion des nachfolgenden Adjektivs beibehalten wird (vgl. Dudengrammatik (2009) S. 312, §413), spricht dafür, dass beide in diesem Fall die Artikelfunktion übernimmt.
In der Dudengrammatik (2009) wird die Lesart von beide als Artikel präferiert. Zwar erklärt die Lesart von beide als Adjektiv möglicherweise, wie es zu dem Zweifel kommen kann, wir schließen uns jedoch der Dudengrammatik (2009) an und empfehlen daher den Gebrauch von beide als Artikel (vgl. Beispiel (5)).
Sehr geehrte Damen und Herren,
darf ich aus Ihren Erläuterungen erschließen, dass "alle" und "sämtliche" genauso wie "beide" als Artikelwörter zu betrachten sind - was somit die schwache Deklination der folgenden Adjektive impliziert -, weil sie durch den Artikel "die" ersetzt werden können. Und dass "einige/etliche/viele/ wenige" usw., die nicht durch "die" ersetzt werden können, dann Adjektive sind - wobei die Deklination der folgenden Adjektive parallel wäre?
Beispiele:
(1) alle/beide/sämtliche Exemplare = die Exemplare
(2) viele/wenige/etliche/einige usw. Exemplare = Exemplare (mit Nullartikel)
Ich bin mir aber nicht ganz sicher, denn nach "mancher" (Singular) z.B. folgt eine schwache Deklination des Adjektivs, obwohl "mancher" meines Erachtens nicht durch "der/die/das" ersetzt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Michel Soumillion
Lieber Herr Soumillion,
Ihre Überlegungen finde ich insgesamt sehr sinnvoll. Ich habe den Eindruck, dass der von Ihnen vorgeschlagene Test, ein potentielles Artikelwort durch den bestimmten Artikel der/die/das zu ersetzen, um entscheiden zu können, ob das Adjektiv danach schwach oder stark flektiert wird, gut funktioniert (auch bei manch-).
Beispiel
(1) alles brauchbare Material -> das brauchbare Material
(2) beide kleinen Hunde -> die kleinen Hunde
(3) jeder kluge Mensch -> der kluge Mensch
(4) solcher weiche Stoff -> der weiche Stoff
(5) welcher andere Text -> der andere Text
(Beispiele aus der Dudengrammatik, § 1526)
Allerdings würde ich nicht schlussfolgern, dass alle in Frage kommenden Sprachzeichen, die sich wie der bestimmte Artikel die verhalten, Artikel sind, und alle, die das nicht tun, Adjektive. Man spricht - bspw. in der Dudengrammatik - eher davon, dass sich einige Artikelwörter wie Adjektive verhalten und einige Adjektive wie Artikelwörter: "Die Grenze zwischen Artikelwörtern und Adjektiven ist nicht ganz fest, es zeigt sich Varianz." (ebd.)
In der Dudengrammatik findet sich in § 1526 eine lange Tabelle mit den relevanten "Artikelwörtern oder artikelähnlichen Adjektiven", wobei jeweils angegeben wird, ob die Flexion danach stark oder schwach erfolgt. Teilweise schwankt sie auch, bspw:
Beispiel
(6) folgender überraschender Anblick / folgender überraschende Anblick
(7) manche kluge Leute / manche klugen Leute
(8) irgendwelches dummes Zeug / irgendwelches dumme Zeug
Gerade solche Schwankungen sind ein Indiz dafür, dass der Übergang zwischen Adjektiv und Artikelwort in der Tat fließend ist. Dementsprechend führt die Problematik auch zu vielen Zweifelsfällen, wie bspw.:
http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion
Ein "Klassiker" ist bspw. auch die Frage, ob es Ende dieses Jahres oder Ende diesen Jahres heißt:
http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion
Beste Grüße
Mathilde Hennig