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Thema: Dativ: Ich gebe dem Kind ein Eis. Wäre es auch korrekt die Präposition 'zu' zu benutzen? Ich gebe das Eis zu dem Kind

  1. #1

    Standard Dativ: Ich gebe dem Kind ein Eis. Wäre es auch korrekt die Präposition 'zu' zu benutzen? Ich gebe das Eis zu dem Kind

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Im Unterricht. Gebrauch von Dativ als indirektes Object oder Dativ nach der Präposition 'zu'?

    1. Ich gebe dem Kind ein Eis. = Dativ, indirectes Objekt
    2. Ich gebe das Eis zu dem Kind. = Dativ nach der Präpositon'zu'? Ist dies auch korrekt oder umgangssprachlich?
    Im Unterricht wurde gefragt: Falls 2. auch korrekt ist, warum ist es dann nicht möglich die Präposition hier wegzulassen:

    3. Ich stelle das Bier auf den Tisch. (Akkusativ) korrekt
    4. Ich stelle das Bier den Tisch?

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    In Ihrer Frage möchten Sie zunächst wissen, ob in dem Satz

    Beispiel

    (1) Ich gebe dem Kind ein Eis
    der Rezipient der Handlung (das Kind) auch mit einer Präpositionalgruppe (zu dem Kind) realisiert werden kann.

    Beispiel

    (2) Ich gebe das Eis zu dem Kind.


    Anschließend bitten Sie um die Erklärung, warum in einem zweiten Vergleichsbeispiel die Präposition „auf“ nicht weggelassen werden kann.

    Beispiel

    (3) Ich stelle das Bier auf den Tisch.
    (4) Ich stelle das Bier den Tisch.


    Sprachsystem


    Zunächst einmal möchte ich auf das erste Beispiel eingehen.

    Beispiel

    (1) Ich gebe dem Kind ein Eis.
    (2) Ich gebe das Eis zu dem Kind.

    Hierbei soll durch eine valenztheoretische Herangehensweise gegen die Verwendung von (2) argumentiert werden.
    Wie (notwendig realisierte) Ergänzungen eines Verbs (hier „geben“) realisiert werden, hängt mit der Valenz des Verbs zusammen. Die Valenz bestimmt nicht nur, welche „Mitspieler“ ein Verb benötigt, sondern auch, in welcher Form diese „Mitspieler“ stehen müssen.
    Das Verb „geben“ im semantischen Sinne von „machen, dass jemand etwas bekommt“ benötigt drei Mitspieler: ein Subjekt, ein Akkusativ-Objekt (das, was gegeben wird) und ein Dativ-Objekt (auch indirektes Objekt genannt; der, dem gegeben wird).
    Das Subjekt übernimmt im aktiven Satz semantisch die Rolle des Agens, also desjenigen, der die Handlung „geben“ ausführt. Das Akkusativ-Objekt stellt das Patiens dar, d.h. den Gegenstand der Handlung „geben“. Das Dativ-Objekt wiederum ist in der Rolle des Rezipienten, also desjenigen, der „Nutznießer“ der Handlung ist, sprich, den Gegenstand der Handlung (das Patiens) erhält.

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    Gelegentlich wird der Rezipient der Handlung nicht als Nominalgruppe im Dativ, sondern als Präpositionalgruppe mit der Präposition „an“ und einer Nominalgruppe im Akkusativ realisiert.

    Beispiel

    Die Polizeibeamten haben ihr Material der Redaktion gegeben.
    Die Polizeibeamten haben ihr Material an die Redaktion gegeben.

    Die Präposition „zu“ wird bei einer Gestaltung des Rezipienten in Form einer Präpositionalgruppe allerdings nicht verwendet; eine Konstruktion mit der Präposition „zu“ ist in der Valenz des Verbs „geben“ im Sinne von „machen, dass jemand etwas bekommt“ also nicht angelegt.

    Schließlich soll ihr zweites Beispiel erläutert werden.

    Beispiel

    (3) Ich stelle das Bier auf den Tisch.
    (4) Ich stelle das Bier den Tisch.

    In diesem Beispiel haben wir es mit einem ganz anderen Verb zu tun – „stellen“ – und dementsprechend auch mit einer andersartigen Valenz. Die Mitspieler, die vom Verb „stellen“ gefordert werden, sind a) ein Subjekt, b) ein Akkusativ-Objekt und c) ein lokales Adverbial zur Angabe des Zielortes.

    Beispiel

    jemand stellt etwas irgendwohin

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    Die Präposition „auf“ ist als Richtungspräposition notwendig, um semantisch einen Zielort und syntaktisch ein lokales Adverbial zu gestalten. Sie kann also nicht weggelassen werden. Besonders zu betonen ist, dass nicht die Präposition „auf“ an sich vom Verb festgelegt ist, sondern die Konstruktion einer Präpositionalgruppe. Die konkrete Präposition kann also variieren.

    Beispiel

    Ich stelle das Bier auf den Tisch.
    Ich stelle das Bier unter den Tisch.
    Ich stelle das Bier neben den Tisch.
    Ich stelle das Bier vor den Tisch.


     

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard Dativ

    kann ich auch sagen:

    Ich gebe es es (dem Kind das Eis) ?

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