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Thema: Heißt es "Müll gehört in die Mülleimer" oder kann man auch schreiben " Müll gehört in den Mülleimern"

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "Müll gehört in die Mülleimer" oder kann man auch schreiben " Müll gehört in den Mülleimern"

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Wir hatten ein Schild gesehen

  2. #2
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    Gießen
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    Standard Rektion gehören in

    Sprachsystem


    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    In Ihrer Frage geht es darum, in welchem Kasus das Substantiv Mülleimer stehen muss. Sie schlagen dafür bereits zwei unterschiedliche Varianten vor:

    Beispiel

    (1) Müll gehört in die Mülleimer. (= Akkusativ)
    (2) Müll gehört in den Mülleimern. (= Dativ)


    Ihr Zweifelsfall entsteht nun durch die Verwendung des Verbs gehören in fester Kombination mit der Präposition in.

    Bei in handelt es um eine sogenannte Wechselpräposition. Präpositionen zeichnen sich wesentlich dadurch aus, dass sie den Kasus der auf sie folgenden Nominalgruppe festlegen, was als Kasusrektion bezeichnet wird. D.h. bezogen auf Ihr Beispiel, dass das Wort in den Kasus der Wortgruppe die Mülleimer festlegt. Die Besonderheit der Wechselpräpositionen besteht nun darin, dass sie mehr als nur einen Kasus fordern können. So kann die Präposition in sowohl den Akkusativ als auch den Dativ regieren.

    Welcher der beiden Kasus nun zu wählen ist, ist nicht vollkommen beliebig, sondern abhängig von der intendierten Bedeutung. Will man eine Richtung bzw. die Dynamik eines Vorgangs artikulieren, dann ist der Akkusativ zu wählen, was das folgende Beispiel verdeutlicht:

    Beispiel

    (3) Ich setze mich in den neuen Sessel.


    Will man hingegen einen bestimmten Ort oder eine Lage artikulieren, dann ist der Dativ zu wählen. Er wird dazu genutzt, um statische Zustände zu beschreiben. Ein Beispiel, was dies zeigt, ist der Satz:

    Beispiel

    (4) Ich sitze in dem neuen Sessel.


    Das bedeutet, dass die Wahl des Dativs oder des Akkusativs in diesen Beispielen immer mit einer bestimmten Sprecherabsicht verbunden ist.

    Vor diesem Hintergrund trägt zunächst die Wechselpräposition zur Entstehung des Zweifelsfalls bei. Darüber hinaus ist jedoch auch das Verb für die Wahl des Kasus von Bedeutung. Unproblematisch erscheint die Wahl des Kasus der Nominalgruppe in den Fällen, bei denen „die Unterscheidung zwischen lokaler (Dativ) und direktionaler (Akkusativ) Verwendung zur Bedeutung des Verbs passt“. Dies lässt sich an den vorherigen Beispielen veranschaulichen. In Beispiel 3 wird das Verb sich setzen verwendet. Dieses hat insofern eine direktionale Bedeutung, als dass mit ihm angegeben wird, dass sich jemand in eine bestimmte Richtung platziert. Damit passt es zur Verwendungsweise der Wechselpräposition in mit Akkusativ. Anders hingegen das Wort sitzen in Beispielsatz 4. Sitzen hat eine lokale Bedeutung, da die Handlung an einem konkreten Ort stattfindet, von dem aus sich nicht wegbewegt wird. Dadurch passt die Bedeutung des Verbs zur Verwendungsweise von in mit Dativ.

    Problematisch hingegen sind Beispiele, bei denen das Verb nicht klar mit einer lokalen oder direktionalen Bedeutung verwendet wird oder eine solche Bedeutung nicht zentral ist. Ein Beispiel dafür ist das Verb bestehen in Kombination mit der Wechselpräposition auf, zu dem Sie unter dem folgenden Link einen Beitrag finden:
    http://www.grammatikfragen.de/showth...light=bestehen

    Bei diesem Verb ist eine lokale Bedeutung nur in einem übertragenen Sinn denkbar, sodass daraus Unsicherheiten resultieren, ob der Dativ oder der Akkusativ verwendet werden soll.

    In einigen Fällen lexikalisiert sich jedoch eine Variante, d.h. sie setzt sich als Konvention im Sprachgebrauch durch.

    Betrachtet man nun vor diesem Hintergrund Ihr Beispiel, dann wird das Verb gehören hier mit einer direktionalen Bedeutung verwendet. Es soll angegeben werden, in welche Richtung der Müll bewegt werden soll, wodurch die Wahl des Akkusativs begründet werden kann. Zwar ist gehören kein prototypisches Beispiel für ein Verb mit direktionaler Bedeutung, in diesem Zusammenhang wird es jedoch auf diese Weise gebraucht und die Formulierung hat sich so lexikalisiert. Dies sieht man u.a. daran, dass es im Valenzwörterbuch für das Verb gehören in Kombination mit der Präposition in heißt, dass es mit dem Akkusativ steht. Für Ihr Beispiel ist also die folgende Variante zu wählen:

    Beispiel

    Müll gehört in die Mülleimer.


     

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