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Thema: Wie sind die Regeln für die Stellung des Adjektivprädikats?

  1. #1

    Standard Wie sind die Regeln für die Stellung des Adjektivprädikats?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ich lerne Deutsch und habe das Thema nirgendwo gefunden.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Canoo, Duden, Google

    Ich möchte gerne wissen, wie ich die Stellung des Prädikats begründen soll, wenn es um ein Prädikat mit dem Verb "sein" handelt:
    "Der Fahrschein der Bahn ist gültig oft auch für Schiffe".
    Oder: "Der Fahrschein der Bahn ist oft auch für Schiffe gültig".
    Sind beide Sätze richtig?
    Gibt es hier welche Regeln?

  2. #2

    Standard Verbstellung im Satz

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Verbstellung im Satz. Der Verbalkomplex in Ihrem Beispiel setzt sich aus ist und gültig zusammen. Ist ist eine Form des Verbs sein, welches unterschiedliche Funktionen ausüben kann. In dem obigen Satz fungiert es als Prädikativverb, welches die Nominalgruppe Der Fahrschein der Bahn mit dem Adjektiv gültig (dem Prädikativ) verbindet und in einen Zusammenhang setzt.
    Für die deutsche Sprache ist spezifisch, dass sich der Satz prototypisch nach der Felderstrukturgrammatik in Felder und Satzklammern aufteilen lassen kann:

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Es regnet - - -

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Max gibt Maria ein Buch - -
    Die Klammern werden dabei vom Prädikat bzw. von dessen Bestandteilen gebildet. Liegt ein zweigliedriges Prädikat vor, sind beide Klammern besetzt:

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Max hat Maria ein Buch gegeben -
    Im obigen Beispiel bildet die Form hat des Hilfsverbs zur Perfektbildung haben die linke Satzklammer, das Partizip gegeben die rechte Satzklammer. Wendet man die Felderstrukturgrammatik auf Ihren Fall an, ergibt sich Folgendes:

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Der Fahrschein der Bahn ist oft auch für Schiffe gültig -
    Hierbei besetzt die Form ist die linke Satzklammer, das Prädikativ gültig die rechte Satzklammer. Das, was Sie als „Adjektivprädikat“ bezeichnen, kann dabei als Teil des Prädikats betrachtet werden. Aus dieser Perspektive kann man dafür argumentieren, dass sich das Prädikat aus dem Prädikativverb sein zusammen mit einem Adjektiv als Prädikativ, in Ihrem Beispiel gültig, wie ein Prädikat aus Hilfsverb und Vollverb z.B. bei der Perfektbildung verhält. Es würde demnach nach denselben Regeln die Felder besetzen. Wie man an den vier Beispielen nun erkennen kann, werden die Felder im Aussagesatz in der Regel linear nacheinander gefüllt.
    Allerdings lässt sich oft auch für Schiffe auch als Nachtrag interpretieren:

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Max hat sich an der Uni eingeschrieben in Berlin
    Da das Mittelfeld in diesem Fall unbesetzt bleibt, oft auch für Schiffe jedoch darin Platz finden kann, spricht man auch von Ausklammerung:

    Vorfeld linke Satzklammer Mittelfeld rechte Satzklammer Nachfeld
    Der Fahrschein der Bahn ist - gültig oft auch für Schiffe

    Ungewöhnlich ist hierbei, dass zwei Satzglieder ausgeklammert werden. Im Normalfall ist nur ein Satzglied ausgeklammert. Welche Verbstellung man nun verwendet, kann man an der Lesart ausmachen: Die Variante mit oft auch für Schiffe im Mittelfeld ist die neutrale Variante, während oft auch für Schiffe im Nachfeld markiert ist: Möchte man z.B. in erster Linie aussagen, dass der Fahrschein gültig ist und die Information oft auch für Schiffe nachträglich hinzugeben, spricht dies für die Position im Nachfeld. Die Nachfeldbesetzung kann daher zur Hervorhebung dienen oder in der gesprochenen Sprache ein Indiz für die Gleichzeitigkeit von Planen und Produzieren sein.
    Daher ist es Ihnen überlassen, für welche Verbstellung Sie sich entscheiden.

     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 20:37 Uhr)

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