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Thema: Heißt es "Er ist Mitglied des Vorstands der BASF" oder geht auch "Er ist Mitglied des Vorstands von BASF"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "Er ist Mitglied des Vorstands der BASF" oder geht auch "Er ist Mitglied des Vorstands von BASF"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Diskussion mit Kollegen über einen Brief

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden

    Bei einigen Firmen ist der Genetiv wohl nicht möglich, weil sie - ohne den Rechtsfomzusatz AG oder GmbH - kein klares grammatikalisches Geschlecht haben, z.B. "Sie ist Aufsichtsratsmitglied von Daimler". Bei Unternehmen, deren Firma ein grammatikalisches Geschlecht hat "die BASF", "die Lufthansa" erscheint es mir korrekt, den Genetiv zu verwenden.

  2. #2

    Standard Reihung von Attributen: Genitiv oder Präpsition "von"?

    Sprachsystem

    Bei Ihrer Frage geht es tatsächlich weniger um das Genus von BASF (= die Badische Anilin- & Sodafabrik; auch auf der Firmenwebsite wird BASF als Femininum gebraucht), als vielmehr darum, wie BASF als Attribut an des Vorstands angeschlossen werden kann. Nun handelt es sich bei des Vorstands selbst schon um ein Genitivattribut zu Mitglied, was aber aus Sicht von Wahrigs „Fehlerfreies und gutes Deutsch“ kein Hinderungsgrund ist, nicht auch BASF in Form eines Genitivattributs daran anzuschließen, denn „prinzipiell [sind] beliebig lange Reihen von Genitivattributen möglich“.

    Beispiel

    der Versuch der Entlassung eines Teils der Minister der Regierung (Wahrig 5)


    Das bedeutet, dass auch an Ihrem Favoriten Er ist Mitglied des Vorstands der BASF grammatisch nichts auszusetzen ist. Ebenso möglich ist aber der Anschluss mit der Präposition von, die den Dativ fordert (insbesondere wenn BASF ohne Artikel steht: Er ist Mitglied des Vorstands von BASF).
     


    Sprachvariation

    Laut Wahrigs „Fehlerfreies und gutes Deutsch“ könnte der übermäßige Gebrauch des Genitivs, genauer gesagt die Reihung von mehr als zwei Genitivattributen, als „stilistisch unschön“ empfunden werden, klingt er doch für manche sehr nach dem schwerfälligen und hölzernen Nominalstil der Behörden- oder der Wissenschaftssprache. Darauf bezieht sich vielleicht auch der Einwand Ihrer Kollegen, die die Konstruktion mit von vorziehen würden. Da in Ihrem Beispiel jedoch nur zwei Genitivattribute aneinandergereiht sind, ist diesbezüglich noch alles im grünen Bereich.
     


    Sprachgebrauch

    Sowohl bei Google als auch in den Zeitungskorpora des Instituts für deutsche Sprache finden sich weitaus mehr Belege für die Konstruktion Mitglied des Vorstands + Genitivattribut als für die Konstruktion Mitglied des Vorstands von [Name der Firma oder Organisation]. Bei Google findet sich insgesamt 1.824.300-mal Mitglied des Vorstands des/der [Firmenname] (= 95 %), Mitglied des Vorstands von [Firmenname] dagegen „nur“ 101.000-mal (= 5 %). Eine Analyse der IDS-Korpora liefert ein ganz ähnliches Bild: Mitglied des Vorstands des/der [Firmenname] ist hier 383-mal verzeichnet (= 96 %), während es für Mitglied des Vorstands von [Firmenname] nur 16 Treffer gibt (= 4 %).
     


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  3. #3
    Joe II. Gast

    Standard

    Guten Abend allerseits,
    warum sollte man nicht ganz einfach schreiben "Er ist Vorstandsmitglied der BASF" ?
    Die wenigsten Wörter und Jeder verstehts.
    Oder ist es vielleicht notwendig der deutschen Sprache durch möglichst viele zusätzliche Beugungen und Fälle noch einen Schwierigkeitsgrad mehr hinzuzufügen um der Restwelt unsere geistige Überlegenheit zu beweisen die sie partout nicht einzusehen vermag?
    Ich denke wir sollten das besser bleibenlassen.

    Viele Grüße,
    Joe

  4. #4

    Standard

    Vielen Dank für Ihre Rückfrage. Da diese aber eher stilistischer und sprachkritischer Natur ist, können wir darauf nichts Substantielles erwidern. Sie haben Recht damit, dass hier auch die Bildung eines Kompositums möglich ist. Es ist aber nicht Aufgabe der Sprachwissenschaft festzulegen, ob ein Kompositum eine bessere sprachliche Ausdrucksmöglichkeit ist als ein Genitivattribut. Die Sprachbenutzer selber haben die Möglichkeit zu entscheiden, welche Variante sie angemessener finden und lieber verwenden müssen.

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