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Thema: gekleidet in [+ Dativ oder Akkusativ?]

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard gekleidet in [+ Dativ oder Akkusativ?]

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Die Halle ist gekleidet in dunklem/dunklen Marmor.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Wahrig, Duden

    Danke schon vorab für die Beantwortung der Frage, gerne auch mit einer kurzen Begründung.

  2. #2
    Registriert seit
    03.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    271

    Standard Rektion kleiden + in

    Sprachsystem


    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    In Ihrer Grammatikfrage geht es darum, in welchem Kasus die Wortgruppe dunkler Marmor stehen muss. Sie schlagen dafür bereits zwei Varianten vor:

    Beispiel

    a) in dunklem Marmor (= Dativ)
    b) in dunklen Marmor (= Akkusativ)


    Laut Duden 9 Richtiges und gutes Deutsch ist in diesem Fall nur die Wahl des Akkusativs möglich. Es müsste entsprechend lauten:

    Beispiel

    Die Halle ist eingekleidet in dunklen Marmor.


    Dennoch ist Ihre Frage nicht unberechtigt und es gilt zu klären, wie es zu diesem Zweifelsfall kommt. Dafür muss geklärt werden, wovon die Wahl des entsprechenden Kasus abhängt. Betrachtet man die entsprechende Wortgruppe näher, dann ist sie Teil einer Präpositionalgruppe, die vom Verb kleiden verlangt wird. Präpositionalgruppen sind Wortgruppen, die eine Präposition als zentralen Bestandteil haben. Wesentlich für eine Präposition ist, dass sie immer eine Nominalgruppe in einem bestimmten Kasus fordert, was als Kasusrektion bezeichnet wird. Das besondere an der Präposition in ist, dass es sich hierbei um eine sogenannte Wechselpräposition handelt, was bedeutet, dass sie je nach Satzzusammenhang entweder den Akkusativ oder den Dativ regieren, also fordern, kann. Mit der Wahl des Kasus geht eine unterschiedliche Bedeutung einher.

    Veranschaulichen wir uns das an einem Beispiel:

    Beispiel

    1) Ich gehe in die Küche.
    2) Ich stehe in der Küche.


    In beiden Beispielsätzen liegt eine mit in eingeleitete Präpositionalgruppe vor. In Beispielsatz 1 steht die geforderte Nominalgruppe im Akkusativ. Mit ihr wird ein Ort angegeben, wohin sich eine Person bewegt. Durch die Kombination einer Wechselpräposition mit dem Akkusativ, kann also eine bestimmte Richtung angegeben werden, in die sich jemand bewegt. Es handelt sich um einen dynamischen Prozess.

    Anders Beispiel 2. Hier wird die Präpositionalgruppe mit dem Dativ verbunden. Die Präpositionalgruppe drückt in diesem Fall keine Richtung aus, in die sich jemand bewegt, sondern es wird ein konkreter Ort angegeben, an dem sich eine Person befindet. Es handelt sich hier also um einen Zustand, der dargelegt wird.

    Das heißt, dass aus sprachsystematischer Perspektive in sowohl mit einer Nominalgruppe im Akkusativ als auch mit einer Nominalgruppe im Dativ stehen kann.

    Daneben hat jedoch auch das Verb in Ihrem Beispielfall einen Einfluss auf die Wahl des Kasus. Betrachten wir dazu noch einmal die zwei vorherigen Beispielsätze: Das Verb gehen hat eine direktionale Bedeutung, d.h. mit ihm wird eine Bewegung in eine bestimmte Richtung angegeben. Entsprechend passt dazu die Wahl des Akkusativs, den die Wechselpräposition ermöglicht. Das Verb stehen hat eine lokale Bedeutung. Jemand, der steht, verharrt an einem bestimmten Ort und bewegt sich gerade nicht in eine Richtung, wozu die Wahl des Dativs passend ist.

    Problematisch sind nun Konstruktionen, in denen das Verb keine eindeutige direktionale oder lokale Bedeutung hat oder nur ihm diese nur in einem übertragenden Sinne zukommt. Zu diesen Fällen gehört auch das Verb kleiden. Zwar lässt sich sagen, dass jemanden in etwas kleiden eine Handlung bezeichnet, bei der Kleidung in Richtung einer Person bewegt wird und diese Person sich bewegend in die Kleider einhüllt, aber ein wirklich Ort wird damit nicht bezeichnet, sodass der Akkusativ – wenn überhaupt – nur durch eine übertragende Bedeutung erklärt werden kann. Vielmehr scheint es hier der Fall zu sein, dass sich die Wahl des Akkusativs nach kleiden lexikalisiert hat, d.h. diese Variante hat sich als Konvention im Sprachgebrauch durchgesetzt.
     


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