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Thema: Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrer oder Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrern oder die Schüler sprachen mit zweien der nettesten Lehrer

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrer oder Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrern oder die Schüler sprachen mit zweien der nettesten Lehrer

     

  2. #2
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    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    In Ihrer Grammatikfrage geht es darum, in welchem Kasus die Nominalgruppe der nettesten Lehrer in Ihrem Beispiel stehen muss. Sie schlagen dafür zwei Varianten vor:

    Beispiel

    der nettesten Lehrer (= Genitiv)
    der nettesten Lehrern (= Dativ)


    Um zu entscheiden, welcher Kasus gewählt werden muss, betrachten wir die Struktur des Satzes näher. Dafür ist zunächst das Wort mit interessant. Bei diesem Wort handelt es sich um eine Präposition. Präpositionen zeichnen sich wesentlich dadurch aus, dass sie eine Nominalgruppe in einem bestimmten Kasus fordern, was als Kasusrektion bezeichnet wird. Die Präposition mit verlangt eine Nominalgruppe im Dativ, was das folgende Beispiel zeigt:

    Beispiel

    Die Schüler reden mit ihren Lehrern (= Nominalgruppe im Dativ).


    Das heißt, dass auch in Ihrem Beispiel an das Wort mit eine Nominalgruppe im Dativ anknüpfen muss. Nun kommt es zu der Stelle, die die Kasuswahl erschwert. In Ihrem Beispielsatz liegt nämlich jetzt keine ausformulierte Nominalgruppe, sondern eine Ellipse vor. Es handelt sich um eine Einsparung, die aus sprachökonomischen Gründen möglich ist. Rekonstruiert man diese Ellipse, lautet der Satz:

    Beispiel

    Die Schüler sprachen mit zwei Lehrern der nettesten Lehrer(?).


    Hier zeigt sich, dass die Nominalgruppe, die ausgespart wurde, im Dativ stehen müsste aufgrund des Rektionsverhaltens der Präposition mit. Sie wurde voraussichtlich deswegen nicht realisiert, weil es zu einer Doppelung mit dem zweiten Auftreten des Worts Lehrer kommen würde. In dieser ausformulierten Variante wird die Struktur des Satzes deutlicher: Während der Kasus des ersten Auftretens von Lehrer von der Präposition abhängig ist, ist beim zweiten Auftreten des Worts dessen Funktion relevant. Die Wortgruppe der nettesten Lehrer übernimmt nämlich eine partitive Funktion. Es wird damit ausgedrückt, dass die zwei Lehrer Teil einer größeren Lehrergemeinschaft sind, nämlich Teil der Gemeinschaft der nettesten Lehrer. Ein solches Teil-Ganzes-Verhältnis kann mittels eines Genitivattributs ausgedrückt werden, sodass das Wort Lehrer in diesem Fall im Genitiv stehen müsste. Ausformuliert heißt der Satz entsprechend:

    Beispiel

    Die Schüler sprachen mit zwei Lehrern der nettesten Lehrer.


    Entsprechend würde Ihr Satz in der elliptischen Variante lauten:

    Beispiel

    Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrer.


    Die Lesart als Ellipse stellt hierbei jedoch nur eine Interpretationsmöglichkeit Ihres Satzes dar. Mit der Klassifikation als Ellipse wird suggeriert, dass auch eine nicht-elliptische Variante Ihres Beispielsatzes sinnvoll ist, was jedoch nur bedingt der Fall ist. Vielmehr scheint es sich um ein konventionalisiertes Muster zu handeln, was regelmäßig vorzukommen scheint, was u.a. der folgende Beitrag belegt:

    http://www.grammatikfragen.de/showth...itiver+Genitiv

    Darüber hinaus möchten Sie wissen, wie das Wort zwei in Ihrem Beispielsatz flektiert werden muss. Sie schlagen die folgenden Varianten vor:

    Beispiel

    Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrer.
    Die Schüler sprachen mit zweien der nettesten Lehrer.


    In der Dudengrammatik heißt es diesbezüglich: „Bei zwei bis zwölf (ohne sieben) gibt es eine Dativform auf –en, die fakultativ auftritt, wenn kein weiteres Wort im gleichen Kasus folgt.“ (Dudengrammatik, Randnummer 511) Das bedeutet, dass in Ihrem Beispielfall beide Varianten möglich sind. Das Zahlwort zwei kann endungslos oder mit der Endung –en verwendet werden.

    Danach wären beide der von Ihnen vorgeschlagenen Varianten möglich.

     


    Sprachgeschichte


    Betrachtet man die Frage, ob es zwei oder zweien heißt, sprachgeschichtlich, dann lässt sich mithilfe des Grimm’schen Wörterbuchs feststellen, dass die Variante zweien historisch betrachtet die ältere ist. Ab dem 16. Jahrhundert ist jedoch ein stetiger Flexionsabbau zu beobachten. Bereits Johann Christoph Adelung erklärt, dass die Form zwei für alle Kasus gilt, sofern auf das Wort ein Substantiv folgt. Für Ihren konkreten Zweifelsfall hält er jedoch fest: „Wenn aber der Artikel oder das Pronomen fehlet, auch keine Präposition vorher gehet, welche dasselbe regieret, folglich der Casus aus sonst nichts erkannt werden kann, so hat es zu dessen Bezeichnung im Genitiv zweyer und im Dativ zweyen. […] Eben so verhält es sich, wenn es absolute, d. i. ohne Substantiv, stehet, da zwar der Nominativ und Accusativ zwey lautet, aber der Genitiv und der Dativ auf die vorige Art bezeichnet werden.“ Im 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert finden sich laut Grimm’schen Wörterbuch nur noch vereinzelt die flektierten Formen von zwei. Ausgenommen sei davon jedoch der Dativ. Es heißt dort: „und zweien musz als dativ gesetzt werden, wenn auf das zahlwort kein dazugehöriges hauptwort folgt.“
     


    Sprachgebrauch


    Um zu überprüfen, welche Variante im Sprachgebrauch präferiert wird, wurde mithilfe von COSMAS II, der digitalen Belegsammlung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), und Google nach beiden Varianten gesucht. Dabei ergab sich folgendes Ergebnis:

    COSMAS IIGoogle
    mit zwei ihrer Kinder ca. 14 Treffer ca. 7.060 Treffer
    mit zweien ihrer Kinder ca. 12 Treffer ca. 586 Treffer

    Aus diesen Daten geht hervor, dass die endungslose Variante von den Sprachbenutzern bevorzugt wird. Entsprechend würden sie wahrscheinlich eher zur folgenden Variante tendieren:

    Beispiel

    Die Schüler sprachen mit zwei der nettesten Lehrer.


    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die ergänzende Googlesuche ist notwendig, da in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten häufig nur relativ selten vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     


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