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Thema: Warum heißt es in den Sechziger Jahren und nicht in den Sechzigen Jahren?

  1. #1
    foggstepper Gast

    Standard Warum heißt es in den Sechziger Jahren und nicht in den Sechzigen Jahren?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    einer meiner Studenten hat mich gefragt

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Internet und diverse Grammatikbücher

    Einer meiner Schüler hat mich darauf aufmerksam gemacht und ich bin auf der Suche nach einer grammatischen Erklärung. Natürlich könnte ich sagen, es ist halt so, aber halte die Frage persönlich auch für interessant. Vielen Dank!!
    Geändert von Lars Bepler (07.12.2016 um 19:17 Uhr)

  2. #2

    Standard Besonderheiten in der Adjektivdeklination

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Besonderheiten in der Adjektivdeklination. Die Irritation in Ihrem Beispiel entsteht aufgrund der Endung des Adjektivs sechziger: Bei der Adjektivdeklination beschreibt das Prinzip der Monoflexion, dass es in der Nominalgruppe nur einen Hauptmerkmalträger gibt und dieser die grammatischen Informationen trägt. In Ihrem Fall wäre dies der bestimmte Artikel den und das Adjektiv würde schwach dekliniert werden:
    in den sechzigen Jahren
    Dass diese Variante dennoch nicht infrage zu kommen scheint, liegt wohl am besonderen Status der Zahladjektive, denn diese werden in der Regel nicht flektiert:
    in den sechzig Jahren
    Die Variante in den sechziger Jahren lässt sich nun anhand der normalisierten Formen wie in den Sechzigern erläutern: Die Endung –er ist bei sechziger keine Kasusendung wie das –en bei sechzigen, sondern ein Wortbildungssuffix. Dass es sich hierbei nicht um eine Kasusendung handelt, erkennt man daran, dass das Suffix stets gleich bleibt:

    Die sechziger Jahre waren toll.
    In den sechziger Jahren war es toll.
    Die Anfänger der sechziger Jahre waren toll.
    Diese abgeleitete Form von in den Sechzigern wird nun wie ein Adjektivattribut auch mit Jahren kombiniert. Um dies allerdings nochmal zu überprüfen, möchten wir im folgenden Kapitel einen Blick auf den Sprachgebrauch werfen.
     


    Sprachgebrauch

    Die Analyse des Sprachgebrauchs anhand des Korpus COSMAS II vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim zeigt folgendes Verhältnis:
    in den sechziger Jahren: 18.448 Treffer
    in den sechzigen Jahren: 0 Treffer
    Das Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass die Variante mit flektiertem Zahladjektiv nicht auftritt.

     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 21:26 Uhr)

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