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Thema: Wie ist es grammatikalisch richtig: Stell dich sofort in deine oder in deiner Reihe auf? (aufstellen!!!)

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Wie ist es grammatikalisch richtig: Stell dich sofort in deine oder in deiner Reihe auf? (aufstellen!!!)

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Das Kollegium meiner Schule ist sich uneinig, ob beide Möglichkeiten grammatikalisch tatsächlich richtig sind.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden

    Ohne "auf" ist die Antwort klar: Stell dich sofort in deine Reihe. Mit dem Halbpräfix auf wird es meiner Meinung nach zu: Stell sich sofort in deiner Reihe auf.

    Eine Erklärung wäre toll, wenn Ihnen das möglich ist!

    Danke für Ihre Hilfe!
    Geändert von Lars Bepler (03.01.2017 um 01:48 Uhr)

  2. #2

    Standard Rektion der Wechselpräposition in bei Kombination mit dem Partikelverb aufstellen

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Rektion der Wechselpräposition in bei Kombination mit dem Partikelverb aufstellen. Präpositionen wie in haben die Eigenschaft im Satz, von der nachfolgenden Nominalgruppe (deine/deiner Reihe) einen bestimmten Kasus zu verlangen (dies bezeichnet man als Rektion). Bei in handelt es sich jedoch um eine Wechselpräposition.

    Wechselpräpositionen können je nach Bedeutungszusammenhang entweder den Dativ oder den Akkusativ regieren. Nach Duden 4 „Die Grammatik“ gilt: Bei lokaler Verwendung bezeichnet der Dativ eine statische Lage, das Verbleiben an einem Ort und die Antwort auf die Frage wo? Der Akkusativ bezeichnet bei lokaler Verwendung hingegen eine (direktionale oder dynamische) Ortsveränderung und die Antwort auf die Frage wohin?

    Beispiele:
    Max liest auf dem Sofa. (Wo liest Max? Auf dem Sofa.)
    Max stürzt sich auf das Sofa. (Wohin stürzt sich Max? Auf das Sofa.)
    In Ihrem Beispiel lässt sich nicht bestimmen, welche der zwei Bedeutungen vorliegt:
    Wo sollst du dich aufstellen? In deiner Reihe.
    Wohin sollst du dich aufstellen? In deine Reihe.
    Dies kann mit dem Partikelverb aufstellen zusammenhängen. aufstellen beschreibt sowohl eine Ortsveränderung durch das Verb stellen als auch durch die Präposition auf das Versetzen des Schülers in eine statische Lage (der Schüler steht danach in seiner Reihe). Die Entscheidung für Ort oder Richtung bzw. Statik oder Dynamik ist folglich bei dem Verb aufstellen nicht so eindeutig und sorgt für die Varianz.

    Besonders bei der Kombination von Wechselpräpositionen und Partikelverben können Kasusschwankungen auftreten: Der Akkusativ betont hierbei die Dynamik, der Dativ den Endzustand:
    Stell dich sofort in deine Reihe auf! (Du sollst dich in deine Reihe stellen!)
    Stell dich sofort in deiner Reihe auf! (Du sollst in deiner Reihe stehen!)
    Dementsprechend möchten wir uns im folgenden Abschnitt Daten aus dem Sprachgebrauch ansehen.
     


    Sprachgebrauch

    Die Sprachgebrauchsanalyse anhand der Suche in Google zeigt folgendes Resultat:
    in der Reihe aufstellen: 1.110.000 Ergebnisse
    in einer Reihe aufstellen: 1.120.000 Ergebnisse
    in deiner Reihe aufstellen: 3.110.000 Ergebnisse
    vs.
    in die Reihe aufstellen: 1.110.000 Ergebnisse
    in eine Reihe aufstellen: 1.110.000 Ergebnisse
    in deine Reihe aufstellen: 3.900.000 Ergebnisse
    Die Daten untermauern die Vermutung, dass beide Varianten im Sprachgebrauch nahezu gleichermaßen auftreten. Daher ist es Ihnen überlassen, für welche Form Sie sich letztendlich entscheiden.

    Hinweis zu Googledaten: Die Sprachgebrauchsdaten werden in der Regel mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die Googlesuche ist vor allem notwendig, wenn in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten nur relativ selten oder gar nicht vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 21:25 Uhr)

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