Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Das Wort "nicht" wird im dialektalen Sprachgebrauch oft als "net" realisiert. Fällt dies in den grammatischen Bereich der Morphologie (Wortbildung) oder Phonologie?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Das Wort "nicht" wird im dialektalen Sprachgebrauch oft als "net" realisiert. Fällt dies in den grammatischen Bereich der Morphologie (Wortbildung) oder Phonologie?

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    DUDEN

  2. #2
    Registriert seit
    03.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    271

    Standard

    Da metasprachliche Fragestellungen keine den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfälle sind, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    Sie fragen, ob es sich bei der Variante net um eine phonologische oder morphologische Variation des Wortes nicht handelt. Das Vorliegen einer phonologischen Variation würde bedeuten, dass es sich um das gleiche Lexem, d. h. das gleiche abstrakte Wort, handelt, welches jedoch lautlich unterschiedlich realisiert wird. Bei einer morphologischen Variation hingegen, müsste angenommen werden, dass das Wort aus anderen Morphemen, d. h. Wortbausteinen besteht.

    Mit Bezug auf Ihr Beispiel würden wir annehmen, dass es sich bei net um eine phonologische Variation von nicht handelt. Historisch betrachtet kommen im Mittelhochdeutschen laut Grimm’schen Wörterbuch die folgenden drei Varianten vor:

    Beispiel

    1) niht
    2) nit
    3) net


    Die Variante 1 unterscheidet sich lautlich von den beiden anderen Varianten dahingehend, dass bei ihr der gutturale Laut /h/ verwendet wird. Dahingegen unterscheidet sich die Variante 3 von den vorherigen beiden Varianten dadurch, dass der Vokal /i/ abgeschwächt wird. Abschwächung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Vokal mit einem weiter geöffneten Mund artikuliert wird aufgrund der veränderten Zungenstellung. Dabei wird die Variante 1 als die „gewöhnliche form“ klassifiziert. Die Variante 2 und 3 kommen vor allem im bairischen und österreichischem Raum vor.

    Diese Einschätzung, dass es sich um eine phonologische Variation handelt, deckt sich darüber hinaus mit der des Atlas zur deutschen Alltagssprache. Sie finden den entsprechenden Beitrag unter dem nachfolgenden Link: http://www.atlas-alltagssprache.de/register/N/

    Die dort zu findende Graphik zeigt dabei deutlich, dass die Variante net vor allem im süddeutschen und österreichischen Raum verwendet wird.

    Umfrage zum Umgang mit dieser Antwort

    War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
    Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!

    Umfrage öffnen


Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein