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Thema: Das ist mir egal.Wieso / was bestimmt hier den Dativ? Ist ja kein "Dativverb" oder keine Präposition, die den fordert.

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Das ist mir egal.Wieso / was bestimmt hier den Dativ? Ist ja kein "Dativverb" oder keine Präposition, die den fordert.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Innheralb meines DaF-Unterrichts....shame on me...

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    ---
    Geändert von Lars Bepler (28.02.2017 um 15:53 Uhr)

  2. #2

    Standard Verwendung und Eigenschaften des freien Dativs

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Verwendung und Eigenschaften des freien Dativs. Nominalgruppen im Dativ können im Satz entweder ein Dativobjekt oder einen freien Dativ realisieren. Der Unterschied besteht darin, dass Dativobjekte vom Verb als Mitspieler im Satz verlangt werden (dies fällt unter Valenz) und daher nicht weglassbar sind, ohne dass der Satz ungrammatisch wird (im Folgenden durch den Stern gekennzeichnet):
    Das Auto gehört Max.
    *Das Auto gehört.
    Das hängt von ihm ab.
    *Das hängt ab.
    Diese Diskussion führt zu einem Streit.
    *Diese Diskussion führt.
    Der freie Dativ ist jedoch verbunspezifisch, nicht verbregiert und somit weglassbar, ohne dass der Satz ungrammatisch wird:
    Max putzt seiner Frau das Auto.
    Max putzt das Auto.
    Der Staat kürzt uns die finanziellen Mittel.
    Der Staat kürzt die finanziellen Mittel.
    Dative, die nicht verbregiert sind, werden traditionell semantisch klassifiziert: man unterscheidet zwischen Dativus Ethicus, Dativus iudicantis, Dativus commodi und dem Pertinenzdativ. Der Dativus Ethicus drückt Anteilnahme aus, der Dativus iudicantis einen Standpunkt, der Dativus commodi einen Nutzen und der Pertinenzdativ eine Zugehörigkeit zwischen einer Person (im unteren Beispiel „mir“) zu etwas (im unteren Beispiel „in die Tasche“):
    Dativus Ethicus (Anteilnahme)
    Iss (mir) bloß genug!

    Dativus iudicantis (Standpunkt)
    Das Essen schmeckt (mir) nicht.

    Dativus commodi (Nutzen)
    Max putzt (mir) das Auto.
    Der Staat kürzt (uns) die finanziellen Mittel.


    Pertinenzdativ (Zugehörigkeit)
    Diese Steuern greifen (mir) ziemlich in die Taschen.
    Der Arzt streicht (dem Patienten) eine Salbe auf den Finger.
    Inzwischen wird in der Satzgliedbestimmung dem Dativobjekt der freie Dativ gegenübergestellt. Man zieht hierbei das Kriterium der Passivfähigkeit (bekommen-Passiv/Rezipientenpassiv) hinzu, da nicht alle semantisch klassifizierbaren Dative freie Dative sind. Dativus Ethicus und Dativus iudicantis sind klar freie Dative, da sie weglassbar sind und nicht passivfähig:
    *Ich bekomme bloß genug gegessen.
    *Ich bekomme das Essen nicht geschmeckt.
    Dativus commodi und der Pertinenzdativ sind hingegen semantisch klassifizierbare Dative, die durch Passivfähigkeit eher bzw. teilweise Objekteigenschaften aufweisen:
    Ich bekomme das Auto von Max geputzt.
    Wir bekommen die finanziellen Mittel vom Staat gekürzt.

    Ich bekomme von diesen Steuern ziemlich in die Taschen gegriffen.
    Der Patient bekommt vom Arzt eine Salbe auf den Finger gestrichen.
    In Ihrem Beispiel handelt es sich bei „mir“ eindeutig um einen freien Dativ, der aus diesem Grund weglassbar ist. Konkret handelt es sich um einen Dativus iudicantis, da der Standpunkt ausgedrückt wird, dass es einer bestimmten Person, nämlich dem „mir“, egal ist:
    Dativus iudicantis (Standpunkt): Das ist (mir) egal.
     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 21:23 Uhr)

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