Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Beim Zeitformüben für die Schule
Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
Vielen Dank im voraus.
Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
Beim Zeitformüben für die Schule
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Vielen Dank im voraus.
Da es sich bei einer Frage zur Satzanalyse um keinen den Sprachgebrauch betreffenden grammatischen Zweifelsfall handelt, wird hier auf unser auf Zweifelsfälle ausgerichtetes Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
Ihre Frage bezieht sich auf die verbale Kategorie Tempus des Verbalkomplexes im folgenden Satz:
Beispiel
(1) Du wolltest doch schon gegessen haben.
Komplex könnte diese Konstruktion erscheinen, weil der Verbalkomplex mehrteilig ist. Er besteht aus dem Modalverb
wolltest = 2. Person Singular Präteritum Aktiv Indikativ
und dem mehrteiligen Infinitiv
gegessen haben = Infinitiv Perfekt
Da der Infinitiv seinerseits zweiteilig ist, haben wir einen insgesamt dreiteiligen Verbalkomplex. Namensgebend für den Verbalkomplex ist hier das Modalverb wollen, wir haben also einen Modalverbkomplex. Modalverben gehören neben einigen anderen zu den infinitivregierenden Verbarten. Dass Modalverben infinitivregierend sind, bedeutet, dass in diesem Fall wolltest einen von zwei Infinitiven, den Infinitiv Perfekt oder den Infinitiv Präsens verlangt.
Der Infinitiv Präsens ist sozusagen die unflektierte Grundform des Verbs wie essen oder fallen. Der Infinitiv Perfekt (auch: Infinitiv II) wird gebildet aus dem Partizip II (= Partizip Perfekt Passiv) und den Hilfsverben haben oder sein wie gegessen haben oder gefallen sein.
Obwohl Modalverb sowie Infinitiv in Bezug auf ihr jeweiliges Tempus bestimmbar sind, wie Sie oben anhand der Hervorhebung von Präteritum und Perfekt sehen können, ist das entscheidende Tempus das des Modalverbs, weil das Modalverb den Verbalkomplex regiert. Der Infinitiv gegessen haben hängt also vom Modalverb wolltest ab. Das Tempus ist entsprechend Präteritum.
Zum besseren Verständnis ist in Ihrem Satz in Beispiel (2) der Infinitiv Perfekt durch den Infinitiv Präsens ersetzt worden.
Beispiel
(2) Du wolltest doch schon essen.
Auch hier ist die Kategorie Tempus wieder am finiten Teil des Verbalkomplexes, dem Modalverb wolltest, markiert. Finit bedeutet, dass das Verb hinsichtlich Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus verbi differenziert ist. Das Tempus des Verbalkomplexes ist daher auch hier Präteritum.
Wäre das Tempus der Verbalkomplexes Perfekt, müsste das Modalverb im Perfekt stehen und nicht der Infinitiv. Der Satz sähe dann folgendermaßen aus:
Beispiel
(3) Du hast doch schon essen wollen.
An Beispiel (3) zeigt sich eine weitere Besonderheit von Modalverben, die hier nur kurz erläutert werden soll, um möglichen Fragen zur Perfektbildung vorzugreifen. Modalverben bilden das Perfekt aus einer Form von haben im Präsens (hier: hast) und dem Modalverb im Infinitiv (hier: wollen) (vgl. grammis 2.0 (Online-Angebot des IDS): Modalverben). Vollverben wie beispielsweise essen oder fallen bilden das Perfekt hingegen aus einer Form von haben oder sein im Präsens (hier: hast oder bist) und dem Partizip II des Vollverbs (hier: gegessen oder gefallen).
Beispiel
(4) Du hast gegessen.
(5) *Du hast essen gewollt.
Fazit: Ausschlaggebend für die Bestimmung des Tempus des Modalverbkomplexes ist das Tempus von wollen, das den Verbalkomplex regiert und im Präteritum steht. Ursprung der Irritation könnte gewesen sein, dass der Infinitiv des Verbalkomplexes ein Infinitiv Perfekt ist.
Für Informationen zur Realisierung der Vergangenheit bei Modalverben, beachten Sie bitte den Beitrag, zu dem Sie mit diesem Link gelangen:
http://www.grammatikfragen.de/showth...refixid=tempus
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