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Thema: Eisenberg, Grammatikduden 2009: 46ff. - Silbengrenzen - Ist die Definition (Regeln) allgemein gültig? Woher nimmt Eisenberg diese 4 Regeln?

  1. #1

    Standard Eisenberg, Grammatikduden 2009: 46ff. - Silbengrenzen - Ist die Definition (Regeln) allgemein gültig? Woher nimmt Eisenberg diese 4 Regeln?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Ich will etwas über DaF/DaZ und Silben schreiben

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    alles!

    Ich frage mich, ob die Ermittlung der Silbengrenzen und damit verbunden die Einteilung von Silben einfach möglich ist und ob die Infos dazu IMMER theorieabhängig sind. Bei Eisenberg kommt ja noch hinzu, dass er von amibsilbisch spricht. D.h. doch, dass eine Silbengrenze und die Gliederung von Wörtern in Silben gar nicht immer einfach möglich ist - Kindern wird (und Erwachsene gehen davon aus) das aber in der Grundschule so vermittelt. Auch das langsame Sprechen in der Schule ist doch falsch - es gibt (nach Eisenberg) gar keine zwei Konsonanten im Lautlichen bei kommen (also lautlich nicht kom-men, sondern ko-men).
    Wie ist es bei Utz Maas - erkennt der Ambisilbizität an? Wie ist es bei ihm mit dem Konsonanten für <sch>? Bei Eisenberg ambisilbisch? Bei Maas?
    Ich bin verwirrt! Fast denke ich, dass sich die Beschäftigung mit Phonologie/Phonetik so schwierig gestaltet, weil es extrem kompliziert ist und es keine eindeutigen Antworten gibt - oder?
    Gibt es ein verlässliches, allgemein anerkanntes Wörterbuch, in dem die Silbengrenzen korrekt wiedergegeben werden?
    Geändert von Helen-Maria (07.04.2017 um 12:01 Uhr)

  2. #2

    Standard Silbengelenke

    Liebe Helen-Maria,

    ich möchte zunächst klarstellen, dass unser Forum in erster Linie das Ziel hat, Fragen zum Sprachgebrauch zu beantworten. Ein solches Sprachberatungsforum ist nicht der geeignete Ort für Theoriediskussionen. Falls Sie an einer Seminararbeit arbeiten und sich Ihre Fragen in diesem Kontext ergeben haben, sollten Sie sie mit dem Betreuer Ihrer Seminararbeit diskutieren.

    Ich selbst bin auch kein Experte im Bereich Phonetik/Phonologie. Ich habe leider auch nicht Maas gelesen. Ich kann also nur versuchen, auf der Basis der Erläuterungen von Peter Eisenberg in der Dudengrammatik sowie in seiner Grammatik (Teil: Das Wort, S. 296ff. in der Auflage von 2013) eine kurze Einschätzung zu geben.

    Natürlich entstehen Erklärungen immer im Rahmen von Theorien. Dennoch kann es durchaus auch sein, dass sich manche Erklärung übergreifend als besonders eingängig erweisen und von vielen akzeptiert werden. So weit ich das überblicke, genießt der Erklärungsansatz der Silbengelenke, wie ihn auch Eisenberg in den Grammatiken aufgreift, derzeit in der Linguistik relativ breite Anerkennung. Das muss nicht heißen, dass auch Maas den Erklärungsansatz teilt, wie gesagt bin ich darüber nicht ausreichend informiert.

    Wenn ich es richtig verstehe, liegt das Grundsatzproblem für Sie darin, dass es Abweichungen zwischen Sprechsilbe und Schreibsilbe geben kann. Ich teile die Einschätzung, dass die Sprechsilben von kommen ko - mmen lauten und dass der graphische Doppelkonsonant durch die Gelenkschreibung erklärbar ist (siehe Eisenberg 2013: 300). Wir haben ja allgemein keine 1:1-Entsprechung zwischen Schreibung und Lautung. Sicherlich ist die Phonem-Graphem-Korrespondenz ein wichtiges Grundprinzip, es gibt ja aber einige ergänzende Prinzipien, die zu abweichenden Schreibungen führen. Das kann historisch dadurch erklärt werden, dass sich das Schriftsystem natürlich zuerst dazu herausgebildet hat, um die gesprochene Sprache abzubilden, dass es sich dann aber teilweise verselbstständigt und eigene Prinzipien ausgebildet hat. Nehmen wir etwa das morphologische Prinzip: Aus phonographischer Sicht müssten wir ja Hunt schreiben, um die Zusammengehörigkeit mit Hunde anzuzeigen, schreiben wir Hund.
    Vielleicht hilft es Ihnen ja, wenn Sie versuchen, diese Grundidee, dass die Schrift kein 1:1 Abbild des Sprechens ist, auch auf die Silben zu übertragen. (Sie haben übrigens die Dudengrammatik an der Stelle zur Sprechsilbe zitiert, es gibt aber auch einen Abschnitt zur Schreibsilbe!). Mir leuchtet immer die Erklärung sehr ein, dass sich einige Schreibprinzipien wahrscheinlich deshalb ausgebildet haben, damit man beim Lesen die Silbengrenzen gut erkennt.

    Wie genau die Praxis in der Grundschule aussieht, weiß ich nicht. M.W. wird dort stark versucht, erst einmal die Grundidee der Wiedergabe von Laut durch Schrift zu vermitteln. Dabei kann es sicherlich dazu kommen, dass dann teilweise mit Ansätzen gearbeitet wird, die von einer wissenschaftlich-linguistischen Perspektive abweichen. Inwiefern das didaktisch sinnvoll und gerechtfertigt ist (etwa im Sinne von Helmuth Feilkes Konzept einer Transitnorm), kann ich nicht beurteilen.

    Mathilde Hennig

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard Silbengelenk und Eisenbergs Regeln für die gesprochene Silbe

    Sehr geehrte Frau Dr. Hennig,

    vielen Dank für Ihre Antwort.

    Ich finde es großartig, dass Sie Ihren Studierenden Grammatik (dazu zähle ich auch die Orthographie) beibringen und ihnen in diesem Gebiet Anstrengungen abverlangen. Das ist dringend geboten!

    "Theoriediskussionen": Gibt es da eine Adresse im Internet? Das wäre für alle Studierende und Interessierte nützlich. In Seminaren kann man meist nicht einmal die zu lesenden Texte durchdiskutieren. Wenn man Fragen hat, die grundsätzlicher Art sind, dann gibt es Gestöhne von anderen Studierenden.

    Meine wichtigste Frage war, woher Eisenberg die 4 Regeln für den Silbenbau nimmt. Eine Quelle gibt er meines Wissens nicht an. Die Dudenredaktion sollte eigentlich für ihre Produkte (kostenlos) gerade stehen und Antworten auf fachliche Fragen geben. Tut sie das? Ich glaube nicht. Daher muss man als interessierter Sprachforscher und Leser andere kompetente Diskussionsforen suchen. Ich habe mir nochmals "Das Wort" von Eisenberg vorgenommen - vielleicht finde ich dort eine Antwort.

    "Phonetik" und "Phonologie": Auch ein Punkt, der wesentlich öfter und intensiver in Sprachwissenschaften bearbeitet werden müsste. Hier fehlt es an guten Seminaren.

    Herzlichen Dank und viel Erfolg

  4. #4

    Standard

    Nur kurz zu Ihren Rückfragen:

    - Es gibt in jedem Fachgebiet unzählige Theoriediskussionen. Diese werden im Fachgebiet in der Regeln in einschlägigen Fachzeitschriften ausgetragen. Dafür kann es kaum eine allgemeine Plattform im Internet geben. Neben solchen Diskussionen unter den Experten eines Faches ist es natürlich sehr sinnvoll, wenn Sie sich als Studentin auch in die theoretischen Fragen eindenken und diese im Studium diskutieren. Dazu sind Ihre Seminarleiter die Ansprechpartner.

    - Sie können Herrn Eisenberg - er ist einer der renommiertesten Grammatiker - gerne zugestehen, dass er selbständig Regeln zusammenfasst. Eine Formulierung von Grundregeln ist eine Systematisierungsleistung, die ein Autor wie Eisenberg auf der Basis der einschlägigen Fachliteratur sowie seiner eigenen Überzeugungen vornimmt.

    Auch Ihnen weiterhin viel ERfolg.
    MH

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