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Thema: Welchen Unterschied gibt es unter mindestens, zumindest und wenigstens?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Welchen Unterschied gibt es unter mindestens, zumindest und wenigstens?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    In der Grammatikstunde (Germanistik - Karlsuniversität Prag)

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Internet, Grammatiken (Duden, H/B, ...)

    Genauso würde mich interessieren wo liegt der Unterschied bei öfter/öfters/häufiger und besser/wohler und auch anderen ähnlichen, aber die drei genannten finde ich am interessantesten.

    Vielen Dank im Voraus für Ihr Antwort
    Geändert von Lars Bepler (03.05.2017 um 01:55 Uhr)

  2. #2
    Unregistriert Gast

    Standard Wie könnte man den Unterschied bei wenigstens, mindestens und zumindest näher beschreiben?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Deutschlernen

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    CCDB Kookurrenzanalyse

    Bei CCDB KA zeigten sich bei mindestens sowohl mit wenigstens als auch mit zumindest zwei Pole, also sich ihre Verwendung nur sehr wenig überlappt. Bei mindesten waren es vor allem verschiedene Nummer und Wörter, die mit einer bestimmten Menge zu tun haben.

    Bei wenigstens und zumindest war der Übergang dagegen allmählich.


    Meine Frage:
    Ist es wirklich so, dass sich mindestens mit den anderen zwei fast nicht überlappt? Ich dachte, diese drei sind sich sehr nah und fast synonymisch und in den meisten Verbindungen können sie alle verwendet werden.
    Bzw. welchen Unterschied gibt es allgemein unter diesen drei und wie kann man ihn feststellen?

  3. #3

    Standard Semantik von Adverbien und Komparationsformen von Adjektiven

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Fragen betreffen die Semantik von Adverbien und Komparationsformen von Adjektiven. Zunächst beschäftigen wir uns mit den Modaladverbien wenigstens, mindestens und zumindest. Mit allen drei Modaladverbien kann - als Fokuspartikel gebraucht - eine Quantität in einem bestimmten Verhältnis ausgedrückt werden:
    Wenigstens/mindestens/zumindest dreißig Kilogramm sollte Ihr Kind in dem Alter wiegen.
    Dabei erläutert das grammatische Informationssystem des Instituts für deutsche Sprache, dass mit wenigstens und zumindest ein Sprecher kommuniziert, dass der Sachverhalt hinsichtlich seiner Erwartung zwar als geringwertig eingestuft wird (die dreißig Kilogramm sind immer noch gering), jedoch noch als positiv, höhergradig und erwünscht (die dreißig Kilogramm sind jedoch erwünscht und höhergradig im Vergleich zu geringeren Werten).

    Im Deutschen Universalwörterbuch der Dudenredaktion werden hingegen drei Bedeutungsnuancen aufgeführt:
    • Zumindest und mindestens können wie auf jeden Fall gebraucht werden: „Dies ist auf jeden Fall/zumindest/mindestens keine bedrohliche Krise.“
    • Zumindest und wenigstens können für eine Handlung gebraucht werden, die man als Mindestmaß voraussetzt: „Du hättest wenigstens/zumindest anrufen können!“
    • Wenigstens und mindestens können in Verbindung mit Zahlenangaben gebraucht werden: „Dies kostet wenigstens/mindestens 300 Euro!“
    Wenigstens und zumindest werden außerdem grammatisch als Konnektoren behandelt, das heißt, sie verknüpfen Sätze miteinander wie in den unteren Beispielen. Mindestens hingegen kann in der geschriebenen Standardsprache nur als eine Fokuspartikel wie im obigen Beispiel verwendet werden.
    Weitere Beispiele:
    Diese Entscheidung der Konzernzentrale hätte die Firmenleitung nicht so hinnehmen dürfen. Sie hätte zumindest Einspruch erheben müssen. (grammis 2.0)
    Anders als viele der Gemüsehändler klagt er jedoch nicht über die Einbußen: "Wenigstens verkaufe ich nicht weniger als sonst um diese Jahreszeit." [Frankfurter Rundschau, 09.01.1997, S. 22] (grammis 2.0)
    In Duden 9 „Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“ werden die drei Modaladverbien als Synonyme, also Wörter mit identischem Inhalt, aufgeführt:
    Du hättest die Sache mindestens / zumindest / zum Mindesten / [wenigstens] vorher mit mir besprechen müssen.
    Dies lässt sich auch bestätigen, wenn wir in authentischen Beispielen für mindestens die zwei Alternativen einsetzen, denn die Bedeutung ändert sich dadurch nicht:
    Ist damit bewiesen, dass es in Zürich nur Platz für einen Sender gibt? Mindestens hat sich gezeigt, dass es für ein Programm wie Züri 1 nicht reicht. [Züricher Tagesanzeiger, 31.01.1996, S. 15] (grammis 2.0)
    (Anmerkung: Hier wird mindestens als Konnektor gebraucht. Dies ist jedoch vermutlich regional.)

    Ist damit bewiesen, dass es in Zürich nur Platz für einen Sender gibt? Wenigstens/Zumindest hat sich gezeigt, dass es für ein Programm wie Züri 1 nicht reicht.
    ---

    Die Temporaladverbien öfter, häufiger und öfters drücken hingegen eine zeitliche Quantität aus:
    Das wird sie noch öfters tun, wenn eine Situation vorüber ist, vor der sie Angst hatte. (Süddeutsche Zeitung, Beispiel aus Duden 9)
    „Wer öfter fragt, hat motiviertere Mitarbeiter“ (FAZ.net, 08.09.2016)
    „Hans-Jürgen Bäumler floh häufiger über Feuerleiter vor Fans“ (FAZ.net, 30.03.2017)
    Während öfter und häufiger gegeneinander austauschbar sind, trifft dies auf öfters nicht immer zu. Dies liegt vermutlich daran, dass man in Vergleichen durch die Adverbien öfter und häufiger verdeutlicht, dass es sich um Steigerungsformen (Komparationsformen) handelt, während öfters diese Eigenschaft nicht mehr so deutlich zeigt:
    Das wird sie noch öfters/öfter/häufiger tun, wenn eine Situation vorüber ist, vor der sie Angst hatte.
    Manche Sätze hört man öfter/häufiger als andere.
    (Süddeutsche Zeitung, Beispiel aus Duden 9)
    In solchen Kontexten wie dem letzten Fall sei öfters laut Duden 9 sehr selten; allgemein kann man sagen, dass öfter in der geschriebenen Standardsprache überwiegt.

    ---

    Bei besser und wohler handelt es sich ebenso um Komparationsformen, nämlich um jene der Adjektive gut und wohl. Dabei kann wohl laut Duden Band 9 sowohl im Sinne von gesund oder behaglich als auch im Sinne von gut gebraucht werden:
    Bei meinem Bruder fühle ich mich wohl/behaglich.
    Nach der Einnahme der Tabletten fühlte ich mich wieder wohl/gesund.
    Der starke Max gefällt ihr wohl/gut.
    Der Unterschied besteht zum einen darin, dass die Bedeutung von wohl etwas ausdifferenzierter ist, zum anderen, dass wohl im Sinne von gut nicht immer seine Komparationsformen ausbildet, sondern jene von gut:
    Der starke Max fühlt sich wohl/wohler/am wohlsten bei seiner Großmutter.
    Der starke Max gefällt ihr wohl/*wohler/*am wohlsten.
    Der starke Max gefällt ihr wohl/besser/am besten.
     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 21:14 Uhr)

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