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Thema: Liebes Team, heißt es: du hast nichts anderes gewollt, als die beiden auseinanderzubringen; oder ... als die beiden auseinanderbringen?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Liebes Team, heißt es: du hast nichts anderes gewollt, als die beiden auseinanderzubringen; oder ... als die beiden auseinanderbringen?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Bei der Übersetzung eines Satzes für ein Synchronbuch
    Geändert von Lars Bepler (07.05.2017 um 20:48 Uhr)

  2. #2

    Standard Verwendung des Infinitivs mit oder ohne zu und Unterscheidung zwischen dem Infinitiv als Bestandteil des Prädikats und als satzwertige Infinitivgruppe

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.


    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Verwendung des Infinitivs mit oder ohne zu und die Unterscheidung zwischen dem Infinitiv als Bestandteil des Prädikats und als satzwertige Infinitivgruppe. Ob ein Infinitiv mit oder ohne zu steht, hängt zum einen vom finiten Verb ab. Das Modalverb wollen verlangt dabei in der Regel den Infinitiv ohne zu:
    Das Kind will spielen.
    Das Kind will das Eis haben.
    Zum anderen spielt die Frage eine Rolle, ob der Infinitiv auseinander(zu)bringen überhaupt Teil des Prädikats ist oder für sich als eigenständige Infinitivgruppe besteht. Diese nennt man dann auch satzwertig, da sie Ähnlichkeiten zu Nebensätzen aufweisen kann:
    Max behauptet, ein Superheld zu sein.
    Speziell in dem Fall, dass die Infinitivgruppe das Subjekt des übergeordneten Verbs bildet, kann der Infinitiv nämlich mit oder ohne zu stehen:
    Gedichte lernen macht keinem Spaß.
    Gedichte zu lernen, macht keinem Spaß.
    Bei Ihrem Beispiel handelt es sich jedoch um eine spezielle Konstruktion (X will nichts/nichts anderes als ...), bei der solche Regeln nur bedingt greifen. als die beiden auseinander(zu)bringen ist hierbei auch nicht das Subjekt, sondern schließt sich an das Objekt des Satzes nichts anderes durch als an:
    Du (Subjekt)
    hast (Bestandteil des Prädikats)
    nichts anderes (Objekt)
    gewollt (Bestandteil des Prädikats)
    als die beiden auseinander(zu)bringen (Bestandteil des Objekts)
    Der zu-Infinitiv hat im Vergleich zum einfachen Infinitiv eine stärkere Neigung zur Satzförmigkeit. Der einfache Infinitiv tendiert in Richtung Substantivierung und ist daher weniger eigenständig:
    Er liebt es, zu spielen.
    Er liebt das Spielen.
    Er liebt spielen.
    Die Frage liegt also nahe, ob die Konstruktion in Ihrem Fall eine Eigenständigkeit aufweist. Mit der Konstruktion nichts anderes als werden z.B. auch Substantive angeschlossen; dies spricht für eine geringe Eigenständigkeit:
    X will nichts anderes als Marmelade.
    Genauso existieren jedoch satzförmige Anschlüsse; dies spricht wiederum für eine stärkere Eigenständigkeit:
    X interpretiert das Gedicht anders, als der Lehrer verlangt.
    Dementsprechend können beide Varianten sprachsystematisch begründet werden, daher möchten wir uns im folgenden Abschnitt solche speziellen Konstruktionen im Sprachgebrauch ansehen.
     


    Sprachgebrauch

    Die Sprachgebrauchsanalyse anhand des Korpus COSMAS II vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim zeigt folgendes Verhältnis:
    Nichts anderes als spielen: 5 Treffer
    Nichts anderes als zu spielen: 3 Treffer
    Nichts anderes als lernen: 6 Treffer
    Nichts anderes als zu lernen: 0 Treffer
    Nichts anderes als warten: 4 Treffer
    Nichts anderes als zu warten: 6 Treffer
    In der speziellen Konstruktion Ihres Beispiels treten also sowohl Varianten mit als auch Varianten ohne zu auf.
     

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    Geändert von Lars Bepler (10.06.2017 um 21:13 Uhr)

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