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Thema: Ist folgende Formulierung richtig: Das Amt benutzt diesen Anlass, der Botschaft der Musterrepublik erneut seine Hochachtung zu versichern.

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Ist folgende Formulierung richtig: Das Amt benutzt diesen Anlass, der Botschaft der Musterrepublik erneut seine Hochachtung zu versichern.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Es wird behauptet, dass es ...erneut seiner Hochachtung zu versichern... lautten müsste.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    --

    Sehr geehrtes Team, können Sie mir bitte weiterhelfen.
    Vielen Dank im Voraus.

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen

    Bei Ihrer Frage geht es um die Valenz des Verbs versichern.

    Sprachsystem


    In einem Satz hängen die einzelnen Bestandteile von einem Valenzträger, dem Prädikat ab und werden von ihm gefordert. Diese Abhängigkeit bezeichnet man als Valenz. Nach der Anzahl von Mitspielern, die ein Prädikat fordert, wird dessen Wertigkeit bestimmt. Es gibt ein-, zwei- und mehrwertige Verben. Dazu ein paar Beispiele:

    Das Verb leben ist einwertig. Es fordert ein Subjekt, also den Handelnden (Agens), um auf die Frage zu antworten; „Wer lebt?“:

    Ich (Subjekt – Wer?) lebe.

    Verben wie z.B. loben fordern zwei Mitspieler. Einmal das Agens (Wer lobt?, Subjekt) und ein Akkusativobjekt (Wen lobe ich?). Dieses Akkusativobjekt benennt den Empfänger der Handlung (Rezipient):

    Ich (Agens, Subjekt) lobe Peter (Rezipient, Akkusativobjekt).

    Einige Verben fordern neben dem Agens zwei Objekte. Sie sind also dreiwertig. Dazu zählen unter anderem Verben des Gebens und Zeigens, die ein Dativ- und ein Akkusativobjekt fordern. Der Rezipient wird bei solchen Verben durch das Dativobjekt realisiert. Das Akkusativobjekt benennt das Patiens, also die Person oder Sache, die von der Handlung betroffen ist.

    Ich (Agens) schenke dir (Dativ, Rezipient) ein Buch (Akkusativ, Patiens).

    Welche Anzahl an Mitspielern ein Verb fordert und in welchem Kasus diese stehen, kann in einem Valenzwörterbuch nachgeschlagen werden. Ich beziehe mich im Folgenden auf das elektronische Valenzwörterbuch deutscher Verben (E-VAL BU) des Instituts für deutsche Sprache.

    Ihr Zweifelsfall kommt vermutlich daher, dass es zwei Möglichkeiten der Valenz des Verbs versichern gibt.

    Variante 1:

    Das Verb versichern fordert das Agens im Nominativ als Subjekt des Satzes und das Patiens im Akkusativ. Außerdem kann noch der Rezipient als fakultative Ergänzung im Dativ dazukommen. Folgende Beispiele sollen die Verwendung von versichern verdeutlichen:

    Beispiel

    Jemand (Agens, Nominativ) versichert jemandem (Rezipient, Dativ) etwas (Patiens, Akkusativ).
    Der Lehrer (Nominativ) versichert den Schülern (Dativ) seine Hilfe (Akkusativ).

    Variante 2:

    Bei dieser Variante fordert versichern ebenfalls den Agens im Nominativ. Allerdings verlangt es den Rezipienten im Akkusativ und das Patiens im Genitiv. Hierbei handelt es sich um eine stilistisch markierte Form, also eine Redeweise, die eher gehoben oder besonders betont wirkt:

    Beispiel

    Jemand (Agens, Nominativ) versichert jemanden (Rezipient, Akkusativ) etwas (Patiens, Genitiv).
    Markus (Nominativ) versichert seine Frau (Akkusativ) seiner Liebe (Genitiv).


    In Ihrem Beispiel ist „das Amt“ das Agens des Satzes. Da „versichern“ in einem Infinitivsatz steht, wird das Subjekt aus dem Hauptsatz übernommen. Der Rezipient wird durch „der Botschaft der Musterrepublik“ realisiert und das Patiens durch „seine(r) Hochachtung“.
    Bei der Anwendung von Variante 1 in einer vereinfachten Konstruktion lautet der Satz:

    Das Amt (Nominativ) versichert der Musterrepublik (Dativobjekt) seine Hochachtung (Akkusativobjekt).

    Bei der Verwendung von Variante 2 steht der Rezipient im Akkusativ. Aus „der Botschaft der Musterrepublik“ (Dativ) wird also „die Botschaft der Musterrepublik“ (Akkusativ). Das Patiens steht im Genitiv („seiner Hochachtung“). Wiederum in einer vereinfachten Konstruktion lautet der Satz:

    Das Amt (Nominativ) versichert die Musterrepublik (Akkusativobjekt) seiner Hochachtung (Genitivobjekt).

    Bettet man diese Varianten nun in die Infinitivkonstruktion ein, ergeben sich folgende Möglichkeiten:

    Variante 1:

    Das Amt benutzt diesen Anlass, der Botschaft der Musterrepublik erneut seine Hochachtung zu versichern.

    Variante 2:

    Das Amt benutzt diesen Anlass, die Botschaft der Musterrepublik erneut seiner Hochachtung zu versichern.
     


    Fazit:

    Grundsätzlich ist die Verwendung beider Varianten möglich. Wenn Sie Ihren Satz stilistisch besonders hervorheben möchten, ist das durch die Verwendung der zweiten Variante möglich.

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