Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Heißt es eigentlich ein Glas Wein, oder ein Glas Weines?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es eigentlich ein Glas Wein, oder ein Glas Weines?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Diskussion

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    gutefrage.net

    Ich hatte letztens eine sehr anregende Diskussion mit einem guten Freund, ob es ein Glas Wein, oder ein Glas Weinses heißt. Bisher war ich der felsenfesten Überzeugung, dass nur ein Glas Wein korrekt ist, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr finde ich auch Gefallen an der Formulierung "ein Glas Weines".
    Kann man das auch benutzen und würden Sie es auch empfehlen, wenn es korrekt ist? Ich möchte ja auch nicht besserwisserisch rüberkommen.
    Ich bin sehr gespannt auf die Antwort der Grammatikfüchse.

    Viele Grüße

    PS: Ich hatte Probleme, diese Frage mit dem Chromebrowser abzuschicken, da ich das Captcha nicht lösen konnte. Es gab immer eine Fehlermeldung. Vielleicht können Sie das an Ihre EDV-Abteilung weiterleiten.

  2. #2

    Standard Partitives Attribut

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Die Frage bezieht sich auf den Kasus der Nominalgruppe Wein im Beispiel ein Glas Wein/Weines. Die Nominalgruppe Wein ist im vorliegenden Beispiel ein sogenanntes partitives Attribut, worunter laut der Dudengrammatik (Duden 4) eine Phrase verstanden wird, die nach Maß- oder Mengenangaben steht. Die Maßangabe in Ihrem Beispiel ist die Nominalgruppe ein Glas. Das partitive Attribut kann in einem Satz auf unterschiedliche Art realisiert werden. Diese sind unter folgender Antwort ausführlich erklärt:
    https://grammatikfragen.de/showthrea...itiver+genitiv
    Ich werde mich im Folgenden auf die zwei von ihnen vorgeschlagenen Varianten ein Glas Wein und ein Glas Weines beziehen.

    Bei ein Glas Wein handelt es sich um eine partitive Apposition. Dabei steht das Attribut, also in diesem Fall die Nominalgruppe Wein, im selben Kasus wie das Bezugswort Glas. In welchem Kasus das Bezugswort steht, ist immer abhängig von der Verwendung im Satz. Sowohl bei dem Substantiv Glas als auch bei dem Substantiv Wein handelt es sich um schwach deklinierte Substantive. Das bedeutet konkret, dass der Kasus im Singular nur im Genitiv eindeutig bestimmbar ist, die Formen in den anderen drei Kasus aber gleich aussehen. In welchem Kasus die Nominalgruppe ein Glas steht, ist in diesem Fall nur an dem unbestimmten Artikel zu erkennen. Dies wird an folgenden Beispielen deutlich:

    Beispiel

    Ein Glas Wein schmeckt mir gut. (Nominativ)
    Wegen eines Glases Weines kann Friederike kein Auto mehr fahren. (Genitiv)
    Emil sitzt mit einem Glas Wein auf der Terrasse. (Dativ)
    Charlotte sieht ein Glas Wein. (Akkusativ)


    Wie die Beispiele zeigen, ist es problematisch, Aussagen zum Kasus einer Nominalgruppe gelöst vom syntaktischen Kontext zu treffen. Im Nominativ und im Akkusativ jedoch lautet das Beispiel mit einer partitiven Apposition ein Glas Wein.
    Bei der Variante ein Glas Weines handelt es sich um einen partitiven Genitiv. Das Attribut steht hierbei unabhängig vom Kasus der Maßangabe im Genitiv. Prinzipiell ist also auch die Variante ein Glas Weines möglich, auch wenn dies zunächst ungewöhnlich klingen mag. Daher ein Beispiel zum partitiven Genitiv:

    Beispiel

    Er trinkt ein Glas edlen Weines.


    Sowohl die Variante ein Glas Wein als auch ein Glas Weines sind also aus grammatikalischer Perspektive möglich.
     


    Sprachgebrauch


    Nach der Dudengrammatik wird der partitive Genitiv im heutigen Sprachgebrauch fast nur noch im Plural gebraucht, wobei er nach Maßbezeichnungen eher selten verwendet wird. Diese Tendenz wird durch die Angaben im Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle (Duden 9) bestätigt. Demnach bezeichnet der partitive Genitiv ein Teil-Ganzes-Verhältnis, in diesem Fall ein umfassendes Ganzes. Dieser partitive Genitiv wird heute eher als gehoben angesehen und häufig durch eine partitive Apposition ersetzt.
     


    Umfrage zum Umgang mit dieser Antwort

    War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
    Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!

    Umfrage öffnen


Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein