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Thema: 2. 'Was zu vermeiden gilt' vs. 'was es zu vermeiden gilt'

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard 2. 'Was zu vermeiden gilt' vs. 'was es zu vermeiden gilt'

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Redewendung in Ihrer Antwort an Frage eines Benutzers

    Wie schon in vorgehender Frage behandelt dieser Thread dasselbe Thema. Denn Sie schrieben einst in Bezug auf 'im dunklen Zimmer?/im dunkeln Zimmer?' folgenden Satz:

    "Dort würde die unbetonte Silbe el und die unbetonte Silbe en aufeinandertreffen,
    was zu vermeiden gilt.'

    Daher meine anschliessende Frage: wie sagt man korrekterweise?

    - Wir geraten miteinander in Konflikt, was zu vermeiden gilt.
    oder
    - Wir geraten miteinander in Konflikt, was es zu vermeiden gilt.

    Mit dem Hilfsverb SEIN statt GELTEN waere die Sache klar, doch aufgrund Ihrer oben erwaehnten Antwort mit GELTEN verbleibt die Frage, ob ETWAS/ES GILT oder ob einfach GILT?

    Vielen Dank fuer Ihre Bemuehungen!
    MfG,
    gr

  2. #2

    Standard Funktion von "es" in Verbindung mit dem Verb "gelten"

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Ihre Frage betrifft die Funktion von es in Verbindung mit dem Verb gelten. es erfüllt im Deutschen unter anderem eine besondere Funktion, da es in Verbindung mit sogenannten unpersönlichen Verben eine grammatische Lücke füllt. Verben verlangen eine unterschiedliche Anzahl von Mitspieler im Satz, dies nennt man Valenz. Dazu gehört in der Regel mindestens ein Subjekt:
    Der Schüler läuft.
    Der Junge weint.
    Eine geringe Zahl an Verben verlangen allerdings kein Subjekt als Mitspieler, doch unser Verständnis von einem Satz ist, dass dieser ein Subjekt enthält:
    Es regnet/donnert/blitzt.
    es wird hierbei nur als sogenanntes formales Subjekt vom Verb verlangt. es steht bei diesen Verben wie regnen, erfüllt jedoch keine Rolle, hinter der eine Bedeutung steckt, und es verweist auch nicht auf etwas, das bereits vorher steht:
    Das Tier bewegte sich durch die Stadt. Es war verwirrt.
    (Hierbei verweist das Pronomen auf das Tier.)
    Es regnet.
    (Hierbei kann nichts Inhaltliches über es ausgesagt werden; man weiß nicht, was dort regnet.
    Bei gelten handelt es sich ebenfalls um ein solches unpersönliches Verb; ein Beispiel aus dem Valenzwörterbuch des Instituts für deutsche Sprache verdeutlicht dies:
    Wer argumentiert, es gelte Straßenschlachten zu verhindern, der verkennt den Erfolg der bisherigen Demonstrationen gegen Rechts. (Berliner Zeitung, 06.02.2007, S. 18)
    Das es muss dabei jedoch nicht immer obligatorisch, sondern kann stellungsbedingt auch gar nicht oder nur fakultativ gefordert sein:

    Obligatorisch:
    Es gilt immer noch, was Benjamin sagte. (Zeit, 17.04.1987, S. 51)
    Es gilt zu vermeiden, dass …
    Nicht gefordert:
    Was ich gesagt habe, gilt für alle.
    Fakultativ:
    Für Sozialwohnungen gilt (es), dass der Vermieter die laufenden Kosten nur auf die Benutzer der Waschmaschine umlegen darf. (Berliner Zeitung, 24.02.2007, S. 11)
    Auch für euch gilt (es), dass morgen trotz der Feierlichkeiten gearbeitet wird.
    Zu vermeiden gilt (es), dass
    Der Gebrauch von es ist folglich stellungsbedingt, daher kann in Ihrem Fall aus sprachsystematischer Perspektive weder die Variante mit noch die Variante ohne es ausgeschlossen werden. Dementsprechend möchten wir im folgenden Abschnitt zusätzlich Daten aus dem Sprachgebrauch heranziehen.
     


    Sprachgebrauch

    Die Sprachgebrauchsdaten anhand des Korpus DeReKo des Instituts für deutsche Sprache Mannheim weisen leider nur eine sehr geringe Anzahl an Treffern auf; dies spricht also nicht eindeutig für die Variante mit es. Die Sprachgebrauchsdaten anhand einer Google-Suche zeigen nämlich ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis der beiden Varianten:

    was es zu vermeiden gilt was zu vermeiden gilt
    DeReKo 12 Treffer 0 Treffer
    Google-Suche 8.070 Ergebnisse 6.570 Ergebnisse

    Es obliegt also folglich Ihnen, für welche Variante Sie sich entscheiden.

    Hinweis zu Googledaten:
    Die Sprachgebrauchsdaten werden in der Regel mit dem wissenschaftlich fundierten Recherchesystem des Instituts für deutsche Sprache Mannheim COSMAS II erhoben und durch Googlebefunde ergänzt. Die Googlesuche ist vor allem notwendig, wenn in der Textsammlung des IdS (DeReKo = Deutsches Referenzkorpus), obwohl diese inzwischen 24 Milliarden Wortformen umfasst, die gefragten Varianten nur relativ selten oder gar nicht vorkommen. Bei Google finden sich häufig deutlich mehr Treffer, die Zahlen sind aber aus den folgenden beiden Gründen mit Vorsicht zu genießen:

    1. Google unterscheidet nicht zwischen "echten" Sprachgebrauchstreffern und metasprachlichen Diskussionen. Die Frage zu downgeloadet/gedownloadet in unserem Forum bspw. ist auch ein Treffer bei Google. Insgesamt betrachtet machen die metasprachlichen Diskussionen aber in aller Regel den deutlich geringeren Anteil an den Gesamttreffern aus.

    2. Google bemüht sich um personalisierte und schnelle Suchergebnisse, die Treffergenauigkeit steht hier also nicht im Vordergrund. Dennoch - und deshalb wird hier trotz der genannten Einschränkungen auf Google zurückgegriffen - lassen sich doch Eindrücke über allgemeine Gebrauchstendenzen gewinnen.
     


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