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Thema: folgender Satz: er schrieb, er würde da wohnen

  1. #1
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    1

    Standard folgender Satz: er schrieb, er würde da wohnen

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    im Gespräch

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    duden

    im Gespräch gab ich die aussage eines Bekannten wieder, s.o., daraufhin wurde mir gesagt, ich verwende das Verb würde falsch. könnten Sie mir sagen, ob das stimmt? meine Aussage beruhte darauf, daß ich mir nicht sicher bin, ob sein Geschriebenes stimmt.

  2. #2

    Standard

    Sprachsystem

    Wir können Sie beruhigen: Sie haben würde nicht falsch verwendet. Obwohl die von Ihnen zitierte Person Sie schriftlich über ihren Wohnort informiert hat, befinden wir uns hier im Bereich der indirekten Rede(wiedergabe), d. h. Sie haben die (mündliche oder schriftliche) Äußerung eines Dritten wiedergegeben. Prinzipiell hätten Sie hier sogar den Indikativ verwenden können (Er schreibt, er wohnt da oder Er schreibt, dass er da wohnt), da Sie die Redewiedergabe durch das einleitende Er schreibt bereits deutlich als Fremdäußerung gekennzeichnet haben. Da Sie aber offenbar am Wahrheitsgehalt der Originaläußerung zweifeln, ist es absolut angemessen, in den Konjunktiv auszuweichen. Dabei stellt sich wiederum die Frage: Welche Form des Konjunktivs ist zu wählen?

    Als Standardmodus für die indirekte Rede, wie sie etwa in Zeitungsartikeln häufig vorkommt, wird der Konjunktiv I angenommen (Er schreibt, er wohne da). Damit wird ausgedrückt, dass der Sprecher (im konkreten Fall also Sie selbst) eine Fremdäußerung wiedergibt, sich aber nicht für die Wahrhaftigkeit dieser Äußerung verbürgen möchte. Möglicherweise haben Sie in der Schule gelernt, dass man dieses Spiel noch weiter treiben kann: Möchte man sich nämlich noch weiter von der Fremdäußerung distanzieren oder deutliche Zweifel daran anzeigen, so kann man in den Konjunktiv II übergehen (Er schreibt, er wohnte da). Diese Funktion des Konjunktivs II wird zwar heute nicht mehr von allen Grammatikern angenommen, fest steht jedoch, dass der Konjunktiv II in der indirekten Rede häufig vorkommt. In Ihrem Fall ist außerdem zu beachten, dass der Konjunktiv II – wie bei allen schwachen Verben – identisch ist mit dem Indikativ Präteritum. Um den Konjunktiv nun wieder deutlich zu machen, kann man die würde-Umschreibung wählen, so wie Sie es getan haben (Er schreibt, er würde da wohnen).
     


    Sprachgeschichte

    Am Übergang der Konjunktive I + II zur würde-Konstruktion lässt sich deutlich die Tendenz zu einem zunehmend analytischen Sprachbau ablesen. Analytisch bedeutet, dass für einzelne grammatisch Merkmale einzelne Wörter existieren, mit Hilfe derer die Merkmale in der konkreten Äußerung realisiert werden. Das Gegenteil davon wäre ein synthetischer Sprachbau, bei dem grammatische Merkmale mit Hilfe von Endungen an einem Wort kenntlich gemacht werden.

    Beispiel

    Synthetischer Sprachbau: habitavit (lat. „er/sie/es hat gewohnt“): habita- = Verbstamm; -v- = Perfektkennzeichen; -it = Zeichen für die 3. Person Singular.

    Analytischer Sprachbau: er hat gewohnt: -wohn- = Verbstamm + ge-t zur Bildung des Partizips II; hat = Hilfsverb zur Bildung des Perfekts mit dem Zeichen für die 3. Person Singular. Zudem wird im Deutschen (im Gegensatz zum Lateinischen) das Personalpronomen (er) normalerweise realisiert.


    Bei der würde-Konstruktion werden in Ihrem Beispiel alle grammatischen Merkmale, auch das des Konjunktivs, an das Hilfsverb „ausgelagert“. Bei Anhalten dieser Tendenz wird die analytische würde-Konstruktion die synthetischen Verbformen des Konjunktivs I + II in einigen Bereichen wohl künftig noch weiter zurückdrängen.
     


    Sprachvariation

    Die Kritik an Ihrer Äußerung bezog sich aller Wahrscheinlichkeit nach darauf, dass Sie zur Redewiedergabe eben nicht den Konjunktiv I, sondern die würde-Umschreibung gewählt haben. In diesem Zusammenhang lenken die Grammatiken jedoch ein, dass der Konjunktiv I in der indirekten Rede eher ein Zeichen der geschriebenen Standardsprache ist, während er in der gesprochenen Sprache kaum vorkommt. Den Konjunktiv I in der gesprochenen Sprache einzufordern, hieße also, die gesprochene Sprache mit den Maßstäben der Schriftsprache zu messen. In der Realität wird in mündlichen Redewiedergaben eher der Konjunktiv II oder die würde-Umschreibung verwendet. Der Gebrauch der analytischen würde-Konstruktion entspricht dabei der allgemeinen Tendenz, in der gesprochenen Sprache mehr analytische Konstruktionen zu benutzen als in der geschriebenen.
     


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    Geändert von Melanie Löber (13.09.2011 um 15:12 Uhr)

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard Konjunktiv in der indirekten Rede

    .

    Konjunktiv in der indirekten Rede:
    Er schrieb, er wohne da.
    Daraufhin wurde mir gesagt, ich verwendete das Verb 'würde' falsch.
    Daraufhin wurde mir gesagt, ich würde das Verb 'würde' falsch verwenden.

    .

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