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Thema: Heißt es auf höchstem fachlichen und wissenschaftlichen nieveau oder auf höchstem fachlichem und wissenschaftlichem Niveau?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es auf höchstem fachlichen und wissenschaftlichen nieveau oder auf höchstem fachlichem und wissenschaftlichem Niveau?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    ich möchte das in einem Text schreiben und bin nicht sicher, was umgangssprachlich und was grammatikalisch korrekt ist

  2. #2

    Standard Parallelflexion vs. Monoflexion

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Die Antwort auf die Frage wurde von Vanessa Langsdorf in einem Seminar an der JLU Gießen erstellt.

    Sprachsystem


    Die Frage, wie mehrere attributive Adjektive dekliniert werden, gehört zu den zentralen Zweifelsfallbereichen der Grammatik. In diesem Forum befinden sich unter "Nominalgruppenflexion" deshalb bereits mehrere vergleichbare Fragen und Antworten, vgl. bspw.:
    https://grammatikfragen.de/showthrea...gruppenflexion
    https://grammatikfragen.de/showthrea...gruppenflexion

    Im hier vorliegenden Fall sind beide Varianten, sowohl „auf höchstem fachlichen und wissenschaftlichen Niveau“ als auch „auf höchstem fachlichem und wissenschaftlichem Niveau“, möglich.

    Im ersten Fall bezieht sich höchstem auf die Adjektive fachlichen und wissenschaftlichen. Demnach ist das Niveau sowohl wissenschaftlich als auch fachlich hoch. Die Verbindung wird also als eine Unterordnung interpretiert. Die Präposition auf fordert als Kasus Dativ, weshalb die folgende Wortgruppe im Dativ stehen muss. Das Adjektiv höchstem ist stark flektiert, da kein Artikel vorausgeht, welcher den Kasus markiert:

    Beispiel

    unter starkem Druck -> Adjektiv stark flektiert
    unter dem starken Druck -> Adjektiv schwach flektiert, die Kasusmarkierung übernimmt hier der bestimmte Artikel (Monoflexion)

    Dem Adjektiv höchstem werden die beiden schwach flektierten Adjektive fachlichen und wissenschaftlichen untergeordnet. Diese müssen den Kasus nicht erneut durch eine starke, gut erkennbare Dativendung markieren. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Monoflexion. Das ist ein höchst ökonomisches Prinzip: Es reicht aus, wenn der Kasus an einem Element der Nominalgruppe klar erkennbar ist.

    Im zweiten Fall sind die Adjektive gleichrangig verwendet und markieren alle den Kasus, was an der Endung –em erkennbar ist. Es handelt sich somit um eine Aufzählung, weshalb alle Adjektive stark flektiert werden, um den Kasus anzuzeigen. In diesem Zusammenhang wird von Parallelflexion gesprochen.
    Jedoch müsste das Ausgansbeispiel um ein Komma erweitert werden:

    Beispiel

    Beispiel

    auf höchstem, sprachlichem und wissenschaftlichem Niveau

    Dieses Komma ist erforderlich, um die Aufzählung zu kennzeichnen:

    Beispiel

    Ich mag, gelbe, rote, rosafarbene und orange Tulpen.

    Die Kommata dienen der asyndetischen (unverbundenen) Aufzählung. Das und hingegen dient der syndetischen (verbundenen) Aufzählung. Die Reihung der Adjektive kann durch den Koordinierungstest aufgezeigt werden:

    Beispiel

    auf höchstem und fachlichem und wissenschaftlichem Niveau

    Semantisch unterscheidet sich dieser Fall von dem vorangegangenen dahingehend, dass nun das Niveau am höchsten, fachlich und wissenschaftlich ist. Somit wird Niveau um drei Attribute erweitert. In der ersten Variante waren es nur zwei, nämlich auf höchstem fachlichen und auf höchstem wissenschaftlichen. Wir halten die erste Lesart für wahrscheinlicher, aber letzten Endes müssen Sie entscheiden, mit welcher Äußerungsabsicht Sie die drei Adjektive in dieser Nominalgruppe kombinieren möchten.

    Fazit: Beide Varianten sind möglich. Durch Parallelflexion (alle Adjektive haben die gleiche Endung) wird Nebenordnung (Gleichrangigkeit) angezeigt. Für die Kennzeichnung eines Unterordnungsverhältnisses bietet sich die Monoflexion (nur ein Adjektiv ist stark flektiert und hat die klar erkennbare Kasusendung) an.





     

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