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Thema: die Lieblichkeit des an Hyänen gemahnendeN/S Tieres

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard die Lieblichkeit des an Hyänen gemahnendeN/S Tieres

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Frage einer Freundin

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden: Richtiges und gutes Deutsch

    "Lieblichkeit des" verlangt den Genitiv, "gemahnen an" aber den Akkusativ. Wer gewinnt? (Ich weiß, dass der Stil mies ist, ist ja nur 'ne Grammtikfrage.)

  2. #2

    Standard Die Lieblichkeit des an Hyänen gemahnenden/s Tieres

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    Die kurze Antwort vorausgeschickt: gemahnend muss im Genitiv stehen. Um zu erklären, warum das so ist und welche Endung demnach die richtige ist, muss zunächst einmal festgestellt werden, wer oder was in dieser ziemlich komplexen Nominalgruppe von wem abhängt.

    Eine Nominalgruppe (auch: Nominalphrase) ist eine Wortgruppe mit einem Substantiv oder einem Pronomen als Kern. Der Kern einer Wortgruppe hat eine gewisse „Macht“ über andere Wörter in derselben Wortgruppe und so hat Lieblichkeit als Kern der Nominalgruppe die Lieblichkeit des an Hyänen gemahnenden/s Tieres zum einen natürlich die Macht, den dazugehörigen Artikel in eine bestimmte Form zu pressen. Da Lieblichkeit Nominativ oder Akkusativ Singular Femininum ist, muss sich der Artikel daran anpassen. Ergebnis: die Lieblichkeit. Desweiten hat ein Substantiv wie Lieblichkeit die Macht, Genitivattribute an sich zu binden, d.h. man kann dem Substantiv ohne Weiteres noch eine Nominalgruppe im Genitiv beifügen (in Ihrem Fall die Lieblichkeit des Tieres).

    Nun kann die Nominalgruppe des Tieres wiederum durch Attribute erweitert werden und dies geschieht in Ihrem Beispiel durch das adjektivisch gebrauchte Partizip I gemahnend. Ursprünglich vom Verb gemahnen abstammend, wird das Partizip I wie ein Adjektiv flektiert (dekliniert) und kann wie ein Adjektivattribut zu einem Substantiv dazugesetzt werden. Dabei muss es sich aber wie der Artikel hinsichtlich des Kasus, des Numerus und des Genus mit dem Substantiv abstimmen, d.h. gemahnend muss wie Tieres in den Genitiv Singular Neutrum gebracht werden. Und eben an dieser Stelle stoßen wir auf eine Besonderheit der deutschen Adjektivflexion.

    Was vielen Muttersprachlern wahrscheinlich gar nicht bewusst ist, ist, dass es im Deutschen zwei Arten der Adjektivflexion gibt: die starke und die schwache. Die starke Adjektivflexion zeichnet sich gegenüber der schwachen Adjektivflexion durch eine größere Bandbreite und Deutlichkeit der Endungen für die verschiedenen Kasus aus. Die Genitivendung –es gibt es aber am Adjektiv gar nicht (mehr) – sowohl in der starken als auch in der schwachen Adjektivflexion endet der Genitiv im Neutrum Singular auf –en.

    starke Adjektivflexion schwache Adjektivflexion
    Nominativ wildes Tier das wilde Tier
    Genitiv wilden Tieres des wilden Tieres
    Dativ wildem Tier dem wilden Tier
    Akkusativ wildes Tier das wilde Tier

    Welche der beiden Flexionsarten jeweils zu wählen ist, hängt vom grammatischen Umfeld des Adjektivs ab. So stellt der Duden-Band 9 („Richtiges und gutes Deutsch“) die Regel auf, dass ein Adjektiv schwach flektiert wird, „wenn ihm der bestimmte Artikel oder ein anderes Artikelwort mit Endung vorausgeht“ (S. 37). Dies ist in Ihrer Wortgruppe der Fall: Dem Adjektiv bzw. dem Partizip I geht der bestimmte Artikel des voraus, weshalb hier entsprechend der obigen Tabelle zur schwachen Adjektivflexion gegriffen wird (die Lieblichkeit des an Hyänen gemahnenden Tieres).

    Schließlich stellt das Partizip I auch noch Forderungen, nämlich die nach der Präposition an mit einem Akkusativ (die Fähigkeit, dies zu fordern, hat das Partizip vom Verb gemahnen geerbt). Diese Forderung stellt es allerdings nicht an sich selbst, sondern wiederum an einen „Untergebenen“ in der Wortgruppe, nämlich die Hyänen. Bei ihnen weist die Endung –n tatsächlich auf einen Akkusativ hin, während das –en an gemahnenden aus den genannten Gründen für den Genitiv steht.
     


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