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Thema: Aussprache des i-Lautes

  1. #1

    Standard Aussprache des i-Lautes

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Im Gespräch mit einem Bürger eines anderen Bundeslandes

    Es tut mir leid, dass dies keine wirkliche Grammatikfrage ist, sondern eine zur Aussprache und Dialekten, aber ich kenne keine andere Anlaufstelle, die mir diese Frage beantworten könnte. Daher wäre es sehr freundlich, wenn Sie sich trotzdem die Mühe machten.

    Und zwar unterhielt ich mich neulich mit einem Bekannten aus Nordrhein-Westfalen, der mich stets bei der Aussprache des Lautes des Buchstabens i korrigierte. Ich komme aus Hessen und spreche, ohne es als Dialekt zu empfinden, einige Wörter wie "Kirche", "wirklich" und "zwischen" nicht mit einem reinen i-Laut, wie er beispielsweise in "sicher" vorkommt, sondern mit einem Laut zwischen Ü und Y, etwa "Kyrche", "zwüschen" usw.
    Mein Bekannter war nun der Auffassung, es müsse im korrekten Hochdeutsch mit einem unverfälschten i-Laut gesprochen werden (und er tut dies auch konsequent), was für mich aber überbetont und überdehnt klingt.

    Lässt sich sagen, welche dieser Aussprachen korrekt und welche von einem Dialekt geprägt ist?

  2. #2

    Standard Kirche oder Kürche?

    Da die Aussprache eines Lautes nicht zur Grammatik im engeren Sinn gehört, wird hier auf unser übliches Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    „Korrekt“ sind beide Ausspracheweisen – die Aussprache mit kurzem i entspricht eher der Standardaussprache, während die Aussprache mit einem gerundeten ü-Laut offenbar in Ihrem Dialektraum üblich und damit in Ihrem Dialekt korrekt ist.

    Auf duden.de können Sie sich die standardmäßige Ausspracheweise von Wörtern wie Kirche, Kirsche, Pfirsich oder zwischen anhören, indem Sie bei den jeweiligen Einträgen auf das schwarze Lautsprechersymbol klicken. So, wie es dort hören können, müssten diese Wörter z.B. von Nachrichtensprechern überregionaler Fernsehsender ausgesprochen werden. Prinzipiell ist hier nichts „überbetont“ oder „überdehnt“, allerdings trifft man gelegentlich auch solche Sprechweisen an (dann wird aus dem Pfirsich ein Pfiersich).

    Die Rundung des i-Lauts zu einem ü-Laut wird dagegen als eher dialektal betrachtet und vor allem auf eine Erleichterung des Sprechens zurückgeführt: Der Vokal wird dabei in seiner Produktionsweise an die ihn umgebenden Laute angepasst. Besonders „anfällig“ für solche Anpassungen scheint generell der kurze i-Laut vor r zu sein, daher vermutlich die Ausspracheweisen Kürche, Kürsche, Pfürsich (oder Fürsich) und würd (statt wird). Aber auch in anderer lautlicher Umgebung kann die i-Rundung erfolgen, z.B. zwischen w– und –sch, wie Sie an zwüschen sehen.

    Die i-Rundung gibt es im Deutschen schon seit Langem und sie hat sich sogar teilweise zur standardsprachlichen Norm durchgesetzt. So hat sich z.B. das mittelhochdeutsche finf mit der Zeit zu fünf entwickelt, flistern zu flüstern usw. Bei anderen Wörtern ist sie dagegen nicht zur standardsprachlichen (Schrift-)Norm geworden, sondern auf bestimmte Varietäten des Deutschen begrenzt geblieben, z.B. Hülfe, Hümmel, ümmer, Mülsch (statt Hilfe, Himmel, immer, Milch).

    Auch wenn Sie sich sonst womöglich gar nicht als starken Dialektsprecher empfinden, ist Ihnen doch zumindest dieses eine Dialektmerkmal so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass Sie es als völlig normal empfinden (was es ja auch ist), da es eben Ihren alltäglichen Sprech- und Hörgewohnheiten entspricht. Wenn Sie dann allerdings auf einen standardnahen Sprecher oder einen Sprecher aus einem Dialektraum treffen, in dem dieses Dialektmerkmal so nicht existiert, kann es natürlich passieren, dass diesem Ihre Aussprache auffällt. Wenn er Sie darauf anspricht oder sogar „korrigiert“, ist es allerdings auch verständlich, dass Sie eine gewisse „Verteidigungshaltung“ einnehmen, sofern Sie davon ausgegangen sind, dass Sie sich in einem nicht-offiziellen Kontext befinden, in dem Sie verständlicherweise Ihre gewohnte Umgangssprache sprechen.

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