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Thema: wie korrekt sind die Verbformen: frägst und bäckst?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard wie korrekt sind die Verbformen: frägst und bäckst?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    im Spiegel-Forum: http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=45679&page=11

    Manches hört sich so grausam an, ist aber gleichzeitig so verbreitet, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich falsch höre oder Falsches höre...

  2. #2

    Standard "du frägst" und "du bäckst" - kann man das so sagen?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachgeschichte

    Obwohl die Ausgangsfrage in Bezug auf beide Verben die Gleiche ist – „Sind die Formen mit Umlaut korrekt oder nicht?“ –, haben backen und fragen doch jeweils eigene Geschichten, die unterschiedliche Auswirkungen auf die sprachliche Gegenwart haben.

    So ist backen ursprünglich ein starkes Verb gewesen, das mit der Zeit auch schwache Formen entwickelt hat. Es ist jedoch (noch) nicht völlig in die Klasse der schwachen Verben übergetreten, was man daran erkennen kann, dass als Partizip II zumeist noch die Form gebacken verwendet wird (seltener: gebackt). Im Präteritum halten sich laut der Dudengrammatik starke und schwache Formen die Waage, d.h. du buk(e)st, er/sie/es buk und du backtest, er/sie/es backte sind in etwa gleich gebräuchlich. Auch im Präsens sind die umgelauteten, starken Formen du bäckst, er/sie/es bäckt und die schwachen Formen du backst, er/sie/es backt gleichermaßen anerkannt.

    Bei fragen liegt die Sache etwas anders: Als schwaches Verb dürfte es eigentlich keinen Umlaut im Präsens haben, es müsste du fragst heißen. Dem Wörterbuch der Brüder Grimm zufolge ist die umgelautete Form du frägst vermutlich in Analogie zu ähnlichen Verben entstanden, die den Umlaut besitzen, z.B. tragen – du trägst und mundartlich auch jagen – du jägst. Dass ein schwaches Verb starke Formen hinzuentwickelt (von du fragst, du fragtest zu du frägst, du frug(e)st), ist jedoch seltener als das umgekehrte Phänomen „stark zu schwach“ (von du bäckst, du buk(e)st zu du backst, du backtest).
     

    Sprachsystem

    Der Unterschied zwischen starken und schwachen Verben besteht darin, dass starke Verben bei der Bildung der Präteritumsformen und des Partizips II einen Vokalwechsel aufweisen, schwache Verben dagegen nicht. Das bedeutet, dass sich der Stammvokal bei starken Verben nach bestimmten Mustern (den sogenannten Ablautreihen) verändert, wenn man das Präteritum oder das Partizip II bildet, z.B. tragen – (ich) trug – getragen oder eben backen – (ich) buk – gebacken (Muster a – u – a). Zudem wird der Stammvokal –a– bei starken Verben im Präsens teilweise in –ä– geändert, also ich trage und ich backe, aber du trägst und du bäckst.

    Bei schwachen Verben wie sagen und fragen findet dagegen kein solcher Vokalwechsel statt – sie bilden das Präteritum lediglich durch Anhängen der vorgesehenen Personalendungen (ich sagte/fragte, du sagtest/fragtest, er/sie/es sagte/fragte usw.) und das Partizip II mit ge–...–t (gesagt bzw. gefragt). Das –a– des Verbstamms wird im Präsens nicht durch –ä– ersetzt (du sagst, er/sie/es sagt bzw. du fragst, er/sie/es fragt). Zu den schwache Verben gesellt sich zunehmend auch backen, daher du backst, er/sie/es backt.
     


    Sprachvariation

    Während die Formen du bäckst und du backst beide standardsprachlich anerkannt sind, gilt dies beim Verb fragen nur für du fragst. Die Form du frägst stammt laut Duden 9 aus dem Niederdeutschen und wird auch heute in bestimmten Gegenden noch verwendet (so auch du käufst statt du kaufst u.ä.), standardsprachliche Anerkennung hat sie aber nicht gefunden. Das bedeutet: bäckst und backst sind heute überregional anerkannte Formen und somit in der deutschen Standardsprache „korrekt“. Korrekt sind auch die Formen fragst und frägst, doch hier muss man relativieren: Frägst ist mitunter in manchen Regionen des deutschen Sprachraumes gebräuchlich und somit in den dort gesprochenen Varietäten des Deutschen (Dialekten, Mundarten) korrekt, während es in der Standardsprache als nicht korrekt gilt. Hier sollte auf die Form fragst ausgewichen werden.
     


    Sprachgebrauch

    In der digitalen Zeitungssammlung des Instituts für Deutsche Sprache, die im Wesentlichen den standardgemäßen Sprachgebrauch widerspiegelt, halten sich bäckt und backt nicht ganz die Waage (hier wurde nach der 3. Person Singular gesucht, da die 2. Person in Zeitungstexten kaum vorkommt): Für die umgelautete Form bäckt finden sich 835 Belege, für backt dagegen 2328. Es besteht hier also ein Verhältnis von 1:3 zwischen bäckt und backt.

    Die Form frägt ist in der Sammlung tatsächlich auch zu finden, ihr Anteil ist jedoch im Vergleich zu fragt verschwindend gering: Den 90.260 Belegen für fragt (= 99,7 %) stehen nur 291 Belege für frägt gegenüber (= 0,3 %).
     


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