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Thema: Warum genügt "Bürger", "Wähler" usw. nicht mehr, sondern wird zunehmend mit der vorangestellten -innen-Form ergänzt?

  1. #1

    Standard Warum genügt "Bürger", "Wähler" usw. nicht mehr, sondern wird zunehmend mit der vorangestellten -innen-Form ergänzt?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Zunehmende Ausdehnung der meisten Personengruppen auf "-innen" in den Medien

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden, Wahrig Wörterbuch, auch Wikipedia

    Warum genügt "die Bürger", "die Wähler" usw. nicht mehr, sondern wird zunehmend mit der vorangestellten "-innen"-Form ergänzt, also "die Bürgerinnen und Bürger" usw.?
    Ich habe mal gelernt, dass "die Bürger", "die Wähler", "die Wissenschaftler" usw. alle Mitglieder der genannten Gruppe benennt, und eben nicht nur die männlichen.
    Mir ist bekannt, dass es einen Hype gibt, der meint, man müsse alle diese Gruppen zusätzlich mit der weiblichen Form besonders in der Mehzahl nennen.

    Die eigentliche Frage lautet also:

    Meint "die Bürger" usw. alle Bürger oder tatsächlich nur die männlichen, wie Feministinnen behaupten die dabei sind, diese doppelten Sprech- und Schreibweisen überall durchzusetzen?

    Wo gibt es einen Nachweis, wer im Recht ist?

    Ich möchte keine feministisch gefärbte Behauptung (ja, es ist so!), sondern eine sprachlich fundierte Begründung.

    Ergänzung:
    Auch Wiktionary.org schreibt folgendes zu Bürger:
    Bedeutungen:
    [1a] Einwohner einer Gemeinde
    [1b] Angehöriger eines Staates
    [2] Angehöriger der Mittelschicht, des Bürgertums

    Also kein Hinweis darauf, dass damit nur biologisch männliche Bürger gemeint sind.

    Frage:
    Wann erfolgt eine Antwort?

    Nochmal die Nachfrage:
    Weshalb antwortet mir niemand?

    Also keine Antwort, sondern alles nur Schwindel. Oder?

    Oder es ist die Feigheit, zuzugeben, dass "die Bürgerinnen und Bürger" Unsinn ist, man es aber unterstützt, weil die Politik und dümmlich-radikale Genderistinnen es so wollen. "political correctness" eben.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Genderistik, Unkenntnis und Missbrauch der deutschen Sprache

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden, Wahrig Wörterbuch, auch Wikipedia

    Die Genderistinnen/Genderisten behaupten ja, dass "die Bürger" etc. (vorrangig) nur Männer meinen würde und Frauen "nur mitgemeint" wären.

    Da sie dieses selbsterfundene Konzept gewaltig stört, haben sie durchgesetzt und setzen sie weiterhin durch, dass mehr und mehr nicht mehr zwischen dem grammatikalischen und dem dem biologischen Geschlecht unterschieden wird und überall da, wo es ihnen passt, "die Bürgerinnen und" etc. vorangestellt werden muss.

    Dadurch werden Frauen überall dort doppelt benannt, einmal ein "die Bürger", da dies ja alle Bürger meint, egal, welches biologische Geschlecht sie haben, und dann nochmal extra "die Bürgerinnen".

    Dies widerspricht ja auch dem Gleichbehandlungsgebot von Männern und Frauen in der Sprache, was die Politik fordert.

    Weshalb also missachtet man die Grammatik/die deutsche Sprache?
    Oder ist es sogar ein gewollter Missbrauch, um Frauen noch mehr in den Vordergrund zu stellen?
    Geändert von Lars Bepler (06.10.2018 um 10:13 Uhr)

  2. #2

    Standard Political Correctness, geschlechtergerechter Sprachgebrauch und das generische Maskulinum

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Ihre Frage betrifft die Political Correctness, den geschlechtergerechten Sprachgebrauch und konkret das generische Maskulinum. Nach Duden Band 9 „Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“ handelt es sich bei Political Correctness um ein sprachpolitisches Konzept, bei dem es darum geht, die „potentielle Diskriminierung einzelner Personen oder Personengruppen“ abzulehnen, indem ein bestimmter Gebrauch bzw. Nichtgebrauch, z.B. von Wörtern, empfohlen oder festgelegt wird.
    Beispiele für Political Correctness
    Sinti und Roma anstelle von Zigeuner
    Afroamerikaner anstelle von Neger
    Aus der feministischen Sprachwissenschaft sowie aus weiten Teilen der Gesellschaft treten in diesem Sinne Forderungen auf, Wörter, welche für Frauen eine potentielle Diskriminierung darstellen, zu vermeiden. Das generische Maskulinum stellt einen Schwerpunkt der aktuellen Debatte dar: Unter dem Terminus „generisches Maskulinum“ werden Personenbezeichnungen (insbesondere in Form von Substantiven, z.B. der Lehrer, der Bürger, der Wähler) aufgefasst, die das grammatische Genus Maskulinum aufweisen und die durch Ableitung (Derivation) mit dem Suffix -in Wörter bilden, welchen hinsichtlich des Genus die Kategorie Femininum zugeordnet werden kann (z.B. die Lehrerin, die Bürgerin, die Wählerin).

    Zentraler Diskussionspunkt ist dabei die Frage, ob es gerechtfertigt ist, bei der Referenz auf Gruppen von Personen unterschiedlicher Geschlechter die grammatisch maskuline Variante der Personenbezeichnung zu wählen. Dieser Gebrauch steht im Verdacht, diskriminierend gegenüber Frauen zu sein. Dabei bezieht sich die Kritik der gegenwärtigen, feministisch-sprachwissenschaftlichen Arbeiten (zu denen durchaus auch der der Duden Band „Richtig gendern“ gezählt werden darf) vorrangig auf die folgenden beiden zentralen Punkte:

    1. Das generische Maskulinum sei mehrdeutig (polysem), denn es könnten Missverständnisse auftreten, ob z.B. Bürger nun geschlechtsspezifisch, also nur auf Männer referierend verwendet wird oder geschlechtsindefinit, also auf alle biologischen Geschlechter referierend gebraucht wird. Die Lesart entwickelt sich dabei entweder aus dem Kontext oder bleibt unklar, wenn das generische Maskulinum alleine ohne Kontextualisierung stehen bleibt:
    Beispiele für Lesarten des generischen Maskulinums
    Den Schülern fehlte das Wissen über diese Regelung. Die Jungs betraten den zugefrorenen Sportplatz an einem Wintertag und dachten sich dabei nichts. (geschlechtsspezifische Lesart)

    Den Schülern fehlte das Wissen über diese Regelung. Die drei Jungs und die zwei Mädchen betraten den zugefrorenen Sportplatz an einem Wintertag und dachten sich dabei nichts. (geschlechtsindefinite Lesart)

    Den Schülern fehlte das Wissen über diese Regelung. (Aus der Aussage allein geht nicht hervor, welche Lesart intendiert ist.)
    2. Mit dem generischen Maskulinum, so zeigen es psycholinguistische Studien, würden durchaus in der Vorstellung mehr Männer assoziiert werden als Frauen. Zwar werden trotz Vermeidungsstrategien immer noch mehr Männer assoziiert, doch der Anteil dieser Assoziationen sinke bei ihrer Anwendung. Die populärsten Vermeidungsstrategien sind vermutlich die Doppelnennung (z.B. Bürgerinnen und Bürger sind zum Wählen aufgefordert!) sowie die Sparschreibung (Lehrer/-innen, KollegInnen), doch es gibt noch andere Optionen wie z.B. die direkte Ansprache (z.B. Sie sind zum Wählen aufgefordert!), bei welchen auch das verbreitete Argument, dass Vermeidung nicht sprachökonomisch sei, nicht mehr greift.


    Sprachsystematisch (Generizität tritt auch in anderen Bereichen in der Sprache auf), sprachgeschichtlich (es ist mittlerweile relativ sicher, dass das Sexus (also das natürliche Geschlecht) für die Entstehung des Genus nicht verantwortlich gewesen sein kann) und sprachtypologisch (Länder, deren Sprache kein generisches Maskulinum kennt, können auch eine weniger ausgeprägte Gleichberechtigung der Geschlechter aufweisen) allein spricht jedoch nichts gegen den Gebrauch des generischen Maskulinums.

    Das generische Maskulinum und seine Vermeidungsstrategien werden daher in der Gesellschaft, in der Politik, in der Linguistik und auch aktuell im Rat für deutsche Rechtschreibung kontrovers diskutiert. Argumente stehen gegen Argumente. Dabei treten immer wieder Fragen auf: Kann durch Sprache ein gesellschaftlicher Wandel erzeugt werden, oder erzeugt nicht erst der gesellschaftliche Wandel eine Veränderung der Sprache? Ist das generische Maskulinum wirklich diskriminierend? Welche Vermeidungsstrategie ist sinnvoll, soll bzw. kann es nur eine Vermeidungsstrategie geben?


    Diese Fragen zu behandeln, ist im Rahmen einer Antwort in unserem Forum aufgrund des Umfangs nicht möglich. Da es sich hierbei um eine ergebnisoffene Debatte handelt, möchten wir auch auf eine Empfehlung zum Gebrauch oder Vermeiden des generischen Maskulinums verzichten. Aktuell sind sowohl der Gebrauch des generischen Maskulinums als auch seine Vermeidung vertretbar; bei der Entscheidung für die eine oder andere Strategie kommt es vor allem auf den Kontext der Äußerung an.

  3. #3

    Standard Antwort zur Stellungnahme von Lars Bepler

    Ich sehe, dass Ihre Antwort die falsche Begründung für diesen lästigen Fehler im Sprachgebrauch genauso erklärt, wie es z.B. der Duden tut. Und das ist leider weder befriedigend noch die richtige Antwort. Das sogenannte generische Maskulinum erklärt nicht, dass man Frauen in dieser Sprachregelung doppelt nennt, einmal in "die Bürger" usw. und dann och einmal extra mit "und Bürgerinnen".

    Die entscheidende Frage ist doch die, ob mit "die Bürger" etc. tatsächlich in irgendeiner Form nur oder vorrangig Männer angesprochen oder gemeint sind. Das ist jedoch nicht der Fall. Kein einziges angesehenes und korrekte Werk der Sprache nennt das. Ich schrieb das bereits. Also stellt die bisher übliche und biologisch geschlechtsneutale Bezeichnung "die Bürger" in keiner Weise eine Diskriminierung von Frauen dar.

    Diese unnötige und lästige Doppelnennung wird ja auch keineswegs durchgehend angewendet. Und wozu auch? Es wird durch diese Doppel- bzw. Extranennung aller Frauen ja auch gar nichts erreicht.
    Das bilden sich gewisse Feministinnen doch nur ein.
    Auch diese ominöse "Untersuchung" ist sicher nicht seriös, denn nahezu alle Frauen, die ich dazu befragt habe, sind anderer Meinung.

    Es ist offenbar nur eine Minderheit von Frauen, die meinen, sich belästigt oder gar diskriminiert fühlen zu müssen. Diese Leute wenden z.T. auch Methoden der Erpressung an, um ihren Willen durchzusetzen. Ich weiß das aus dem Schriftverkehr mit jemandem, der von gewisen Frauen erpresst worden ist bzw. sich dummerweise erpressen ließ.

    Mich interessiert natürlich auch, wer diese Frauen, wer die Verantwortlichen sind, die diese Fehlentwicklung durchzusetzen in der Lage sind und wer aus der Regierung bzw. deren Einrichtungen diese lästige Fehlentwicklung befördert oder zumindest unterstützt, vielleicht sogar verlangt. Kein normal denkender, intelligenter und die Sprache achtender Mensch unterstützt diese alberne Forderung von feministischen Kreisen. Der Allgemeinheit genügt allemal "die Bürger" usw.

    Übrigens wird eine unverständliche Fehlermeldung angezeigt, als ich die Antwort von Lars Bepler bewerten wollte.
    Daher hier meine Bewertung:

    "nicht hilfreich"

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