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Thema: am / auf dem?

  1. #1

    Standard am / auf dem?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    siehe Text

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich betreue einen deutschsprachigen Blog redaktionell, in dem ich einen Beitrag mit dem Titel »Leben am Mars?« veröffentlichen soll. Nun bin ich ziemlich sicher, dass »am« nur für »an dem« stehen kann, nicht für »auf dem«. Ich möchte aber den Autor nicht kontaktieren, ohne hier Gewissheit hergestellt zu haben, daher meine Frage: liege ich richtig?

    Liebe Grüße
    Matthias Wolf
    (Wien)

    P.S. Danke für diese tolle Initiative!

  2. #2

    Standard "Leben am Mars" - Kann man das so sagen?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Aus grammatischer Sicht haben Sie ganz Recht damit, dass am auf jeden Fall eine Verschmelzung der Präposition an mit dem Dativ-Artikel dem (Maskulinum oder Neutrum) ist und keine Verschmelzung von auf dem. Es ist jedoch eine Frage der Bedeutung des Wörtchens an, ob man von Leben am Mars sprechen kann oder nicht. Im Süden des deutschen Sprachraums ist an nämlich auch mit der Bedeutung auf gebräuchlich, was sich auf die Verschmelzung am übertragen lässt. An kann also auch auf und am kann auf dem bedeuten, wie die folgenden Dudenbeispiele zeigen.

    Beispiel

    Der Blumentopf steht an der Fensterbank.

    am Programm, am Speiseplan stehen (Duden Universalwörterbuch)
     


    Sprachvariation

    Der Duden 9 („Richtiges und gutes Deutsch“) weist darauf hin, dass es schon im Mittel- und Frühneuhochdeutschen üblich war, an im Sinne von auf zu gebrauchen, d. h. auch mit der Präposition an konnte eine „Berührung von oben“ oder „das Verhältnis zu einem Ganzen als Basis“ ausgedrückt werden (vgl. Duden 9, S. 67). In dieser Bedeutung hat sich an bis heute in einigen Regionen des deutschen Sprachraums gehalten, hauptsächlich in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Gleiches gilt dementsprechend für am, das in diesen Regionen auch mit der Bedeutung auf dem verwendet wird. Insofern ist gegen die Formulierung Leben am Mars grundsätzlich nichts einzuwenden, d. h. sie ist nicht „falsch“ – sie ist lediglich nicht überall im deutschsprachigen Raum gebräuchlich.
     


    Sprachgebrauch

    Eine Recherche im digitalen Zeitungstextarchiv des Instituts für Deutsche Sprache bestätigt die Einschätzung, dass am am ehesten in Süddeutschland und Österreich mit der Bedeutung auf dem verwendet wird. Startet man dort eine Suche nach „Leben am Mars“, so erhält man 15 Treffer, deren nördlichster aus den Nürnberger Nachrichten stammt. Sucht man dagegen nach „Leben auf dem Mars“, kommt man auf 386 Treffer aus allen Regionen des deutschen Sprachraums (hier ist das St. Galler Tagblatt ebenso vertreten wie die Salzburger Nachrichten oder die Hamburger Morgenpost). In den gängigen Tageszeitungen wird also in etwa 96 % der Fälle vom Leben auf dem Mars gesprochen und in nur 4 % der Fälle vom Leben am Mars.

    Führt man die gleiche Suche mit Hilfe der Suchmaschine Google durch, so ist der Unterschied zwischen beiden Varianten ein wenig geringer: Für Leben auf dem Mars finden sich hier 79.000 Belege (= 89 %), für Leben am Mars aber immerhin auch 9.780 Belege (= 11 %).
     


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