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Thema: Heißt es: Einladung zu Jules fünftem Geburtstag oder zu Jules fünften Geburtstag?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es: Einladung zu Jules fünftem Geburtstag oder zu Jules fünften Geburtstag?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Streit mit meinem Mann - ich sage fünftem - er sagt es klingt komisch

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    ja, Internetrecherche, aber kein konkretes Vergleichsbeispiel gefunden

  2. #2

    Standard Adjektivflexion nach der Präposition "zu"

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Mit Ihrer Frage thematisieren Sie die Adjektivflexion nach der Präposition zu. Ihr Beispiel enthält ein Nomen Einladung, das durch ein Präpositionalattribut zu […] Geburtstag erweitert worden ist. Ein Attribut dient der näheren Beschreibung seines Bezugswortes (die Einladung wird dadurch näher spezifiziert). Auch der Geburtstag wird zum einen durch den Namen Jules und zum anderen durch das als Adjektiv gebrauchte Zahlwort fünftem/n näher definiert. Jules bezeichnet man daher als Genitivattribut (aufgrund des Kasus, in dem Jules steht) und fünftem/n als Adjektivattribut.

    Nun zu Ihrer Frage:

    Präpositionen wie zu fordern gemeinhin einen bestimmten Kasus, in den die darauffolgende Wortgruppe gesetzt werden muss. Man spricht von Rektion.

    Dementsprechend gibt es Präpositionen, die den Genitiv regieren:
    Angesichts der erdrückenden Beweislage (Angesichts wessen? – Der erdrückenden Beweislage) denke ich, dass du der Täter bist.
    … Präpositionen, die den Dativ voraussetzen:
    Dank der ertragreichen Ernte (Dank wem? – Der ertragreichen Ernte) haben wir nun genügend Kartoffeln.
    Laut dem Wetterbericht soll es die nächsten Tage schön sonnig werden.
    … Präpositionen, die den Akkusativ fordern:
    Durch das laute Geschrei (Durch wen oder was? – Das laute Geschrei) meiner kleinen Schwester bin ich wach geworden.
    Ohne Zucker schmeckt der Kaffee nicht.
    … sogenannte Wechselpräpositionen, die sowohl Dativ als auch Akkusativ zulassen (jedoch für unterschiedliche Aussagen: Lage vs. Richtung):
    Ich befinde mich gerade im Wald (Wo befinde ich mich? = Lage). vs. Ich gehe in den Wald (Wohin gehe ich? = Richtung).
    Der Hund liegt unter dem Tisch. vs. Der Hund geht unter den Tisch.
    und Präpositionen, die mehr als zwei Kasus tolerieren:
    Plus einem Senior/ einen Senior/ eines Seniors kostet die Fahrt 10€.
    Die Präposition zu aus Ihrem Beispiel regiert den Dativ. Folglich muss auch das Adjektiv im Dativ stehen, da Adjektive die Eigenschaft aufweisen, mit dem Nomen, auf das sie sich beziehen, in Kongruenz zu treten (den Kasus, Numerus und Genus anzunehmen). An dieser Stelle ergeben sich zwei Möglichkeiten, die Form des Adjektivs zu bilden. Es wird zwischen schwacher und starker Deklination unterschieden.

    Schwach deklinierte (gebeugte) Adjektive stehen mit einem Artikel, an dem die grammatischen Kategorien (Kasus, Numerus, Genus) realisiert wurden. Man bezeichnet den Artikel daher als Hauptmerkmalträger der Nominalgruppe. An dieser Stelle ein Beispiel:
    Die Mutter des ungezogenen Kindes schimpfte mit diesem.
    Der Artikel des trägt die Information Genitiv, Singular (Einzahl) und maskulin oder neutrum. Er stimmt in diesen Kategorien mit dem Nomen Kindes überein (die Entscheidung fällt nun auf neutrum).

    Im Unterschied hierzu kann ein Adjektiv auch stark dekliniert werden. Stark deklinierte Adjektive stehen ohne Artikel. Sie übernehmen daher die Aufgabe des Hauptmerkmalträgers der Nominalgruppe.
    (1) Schwache Deklination: Der kalte Auflauf schmeckt mir nicht mehr.
    (1’) Starke Deklination: Kalter Auflauf schmeckt mir nicht mehr.
    Auf Ihr Beispiel übertragen:
    Schwache Deklination: zu dem fünften Geburtstag
    Starke Deklination: zu Jules fünftem Geburtstag
    Es wird also deutlich, dass kein Artikel vorliegt und das Adjektiv als Hauptmerkmalträger demnach stark dekliniert werden muss. Die richtige Form lautet fünftem.
     


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