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Thema: Heißt es "des Wegs" oder "des Weges"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "des Wegs" oder "des Weges"?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Diskussion mit einer Kollegin

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden

  2. #2

    Standard Heißt es "des Wegs" oder "des Weges"?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Die Frage, ob bei einem Wort die lange Genitivendung –es oder die kurze Endung –s angehängt wird, stellt sich nur bei maskulinen oder neutralen Substantiven, die stark flektiert (dekliniert, gebeugt) werden. Zu diesen gehört auch Ihr Wort Weg. Am besten geht man in solchen Fällen nach dem Ausschlussverfahren vor, das im Grammatikportal „Grammis“ des Instituts für Deutsche Sprache ausführlich beschrieben wird. Es gilt demnach zu überprüfen:

    1. Endet das Wort mit einem [s]-Laut? In der geschriebenen Sprache sind das vor allem Wörter, die mit –s, –ss, –ß, –z, –tz oder –x enden. Diese Wörter müssen die lange Endung –es erhalten, sofern sie „einheimisch“ sind (z. B. das Haus – des Hauses). Fremdwörter mit einem [s]-Laut am Ende erhalten ebenfalls die lange Endung oder bleiben gänzlich endungslos (z. B. der Index – des Indexes oder des Index).

    Dies trifft auf Weg nicht zu, also weiter zu Punkt 2.

    2. Endet das Wort mit einem unbetonten –chen, –el, –em, –en, –end, –er, –ig, –lein oder –ling? Wenn ja, wird gewöhnlich die kurze Endung –s angehängt.

    Auch dies trifft auf Weg nicht zu, also weiter zu Punkt 3.

    3. Endet das Wort mit einem einfachen, unbetonten Vokal? Lautet die Antwort „ja“, so wird die kurze Endung –s angehängt (z. B. das Auto – des Autos)

    Das trifft auf Weg ebenfalls nicht zu.

    Wörter, die keines dieser drei Kriterien erfüllen, können in der Regel beide Endungen erhalten, d. h. des Wegs ist standardsprachlich ebenso anerkannt wie des Weges.
     


    Sprachgeschichte

    Beobachtungen des Instituts für Deutsche Sprache zufolge ist die Verwendung der langen Genitivendung –es bei Substantiven, die grundsätzlich beide Endungen tragen können, tendenziell rückläufig. Als Grund für den Rückgang wird der „ohnehin schon gehobene bzw. leicht altmodische Charakter des Genitivs“ vermutet, der bei der Verwendung der langen Endung verstärkt zutage tritt (vgl. http://hypermedia.ids-mannheim.de/ca..._typ=f&v_id=26). Wenn man nicht Gefahr laufen möchte, allzu erhaben oder altertümelnd zu klingen, kann man getrost auf die Kurzform mit –s ausweichen.
     


    Sprachgebrauch

    Das Thema „lange oder kurze Genitivendung“ ist ein sehr weites Feld und allgemein gültige Regeln sind schwer aufzustellen. Da Weg ein einsilbiges Wort des Grundwortschatzes ist, ist laut Dudengrammatik jedoch zu erwarten, dass die lange Endung im tatsächlichen Sprachgebrauch häufiger auftritt als die kurze. Eine Suchanfrage bei COSMAS II, der digitalen Zeitungstextsammlung des Instituts für Deutsche Sprache, scheint dies zu bestätigen: In den als standardsprachlich geltenden Zeitungstexten findet sich 7331-mal „des Weges“ (= 89 %), aber nur 874-mal „des Wegs“ (= 11 %).

    Bei Google ist der Unterschied nicht ganz so groß, aber auch hier hat „des Weges“ noch einen deutlichen Vorsprung (1.640.000 Funde = 73 %) vor „des Wegs“ (602.000 Funde = 27 %).
     

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