Mit einer Sprachgebrauchsanalyse kann Ihre Vermutung bestätigt werden, dass es "etwas mit stehenden Begriffen zu tun hat".
So finden sich im Kernkorpus des DWDS (= Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache) die folgenden Treffer für ein Kompositum mit -
deutschland und
im:
Beispiel
Die Zeit, 12.03.1982, Nr. 11:
Es wäre schwierig gewesen,
im Nachkriegsdeutschland als deutscher Jude wieder Fuß zu fassen.
Sinn und Form, 1985, Nr. 2, Bd. 37:
Er hatte gedacht, daß die neuen Formen der Repression, unter denen sein Volk zu leiden gehabt hat und noch leidet, der Zustand von Angst (ganz wie
im Nazideutschland konnte man jederzeit auch für ein kleines Vergehen inhaftiert werden, man war jederzeit in Lebensgefahr) und Rechtlosigkeit (sein Vater, ein Anwalt, hat seinen Beruf deswegen aufgegeben), eine Angelegenheit der Geschichte Ugandas sei, wie sie sonst nur noch in Ländern wie Chile und Brasilien zu finden ist.
Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 77:
Im Januar 1924 betrug die Gesamtmitgliedschaft der italienischen faschistischen Jugendorganisationen 60941, im Juli 1937 dagegen 6 052 581,
im Hitlerdeutschland betrug die Gesamtzahl Ende 1932 nach der staatlichen Statistik 107856, zu Anfang 1939 dagegen 7 728 259.
Das sind insgesamt nur wenige Treffer (34), bei denen es ganz offensichtlich um ein spezifisches Deutschland geht, sodass die Verwendung eines bestimmten Artikels hier naheliegt.
Die Verwendung ohne Artikel ist offenbar die neutralere Form (1734 Treffer). Hier finden sich vor allem Komposita wie
Norddeutschland und
Süddeutschland, allerdings aber auch den anderen Beispielen vergleichbare Verwendungen wie:
Beispiel
Baudissin, Wolf von u. Baudissin, Eva von: Spemanns goldenes Buch der Sitte. In: Zillig, Werner (Hg.), Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1901], S. 3315:
Die letztere Kategorie ist
in Reichsdeutschland als ungewöhnlich zu bezeichnen, während die Heroldsämter einiger anderen Länder in sehr umfassendem und nicht gerade erbaulichem Maße sich damit zu befassen haben.
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