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Thema: Regel für Appendix -keit bzw. -heit?

  1. #1

    Standard Regel für Appendix -keit bzw. -heit?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Radio

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Grammatik-Duden, Internert-Recherche

    Gibt es grammatikalische, semantische, phonetische Regeln, die die Verwendung dieser Appendices festlegen?
    Vielen Dank!
    Freundliche Grüße, fischerg.

  2. #2

    Standard Nominalisierung von Adjektiven mit -heit und -keit

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.
    Die Frage wurde im Rahmen eines Seminars an der JLU Gießen von Manuel John beantwortet.

    Sprachsystem


    Sie fragen nach einer Regelmäßigkeit, mit der die Suffixe -keit und -heit verwendet werden. Hierbei handelt es sich um Wortbildungsbausteine (Wortbildungsmorpheme), die hauptsächlich an Adjektive als Endung (Suffix) angehängt werden, um daraus ein Substantiv zu bilden. Das bezeichnet man als Derivation. Die so gebildeten Substantive bezeichnen meist einen Zustand, eine Beschaffenheit oder eine Eigenschaft:

    Beispiel

    klar -> Klarheit

    Beispiel

    betriebsam -> Betriebsamkeit

    -heit kann allerdings auch an Substantive angehängt werden, aber da es hier um die Varianten von -heit zur Überführung von Adjektiven zu Substantiven geht, betrachten wir die anderen Funktionen von -heit nicht gesondert. Zu dieser Gruppe Wortbildungsbausteinen gehört auch noch -igkeit, das mit bestimmten Adjektiven ebenfalls ein Substantiv bildet.

    Beispiel

    müde -> Müdigkeit

    Zusammen sind -heit, -keit und -igkeit Suffixvarianten, da dieses eine Suffix – in seiner Funktion immer gleich – in verschiedenen Formen vorkommt und sich ebenso immer auf das gleiche Basiswort bezieht (vgl. Duden 4: 734; 3.3.1.1 Derivation)

    Die Verteilung der Varianten richtet sich nach der Silbenstruktur und dem Akzentmuster des Basisadjektivs. So treten einsilbige Adjektive (1), zweisilbige, die auf -en/-ern enden (2), zweisilbige mit Akzent auf der zweiten Silbe (3) und zweite Partizipien (4) immer mit -heit auf und zweisilbige, die auf -e enden (5), treten immer mit -igkeit auf.
    (1)

    Beispiel

    Derbheit
    (2) Trockenheit, Nüchternheit
    (3) Gesundheit, Exaktheit
    (4) Besonnenheit, Gespanntheit
    (5) Müdigkeit

    Adjektive, die selbst schon durch Derivation abgeleitet wurden, auf -bar, -ig, -isch, -lich, -mäßig, -sam, werden immer mit -keit gebildet (6) und solche auf -haft, -los immer mit -igkeit kombiniert (7).

    Beispiel

    (6) Machbarkeit, Lieblichkeit
    (7) Lebhaftigkeit, Freudlosigkeit

    Überlappungen gibt es auch, wie bei zweisilbigen Adjektiven auf -el (8) und bei zweisilbigen auf -er (9). Dies sind Adjektive mit den gleichen Merkmalen, die jedoch jeweils mit unterschiedlichen Morphemen kombiniert werden.

    Beispiel

    (8) Dunkelheit – Eitelkeit
    (9) Sicherheit – Sauberkeit

    Synonyme gibt es auch, wenn auch eher selten. Das heißt ein Adjektiv kann jeweils mit verschiedenen Morphemen zu einem Substantiv abgeleitet werden, obwohl alle Möglichkeiten die gleiche semantische Bedeutung haben (10).

    Beispiel

    (10) Düsterheit – Düsterkeit

    Adjektive, die ebenfalls mit verschiedenen Morphemen abgeleitet können, bei denen es aber nach der Derivation einen semantischen unterschied gibt, bleiben allerdings die Ausnahme (11).

    Beispiel

    (11) Kleinheit – Kleinigkeit, Neuheit – Neuigkeit

    Die Verteilung der Morpheme und die Beispiele wurden aus dem Duden 4: 734; 3.3.1.1 Derivation entnommen.
     


    Sprachgeschichte


    Aus etymologischer Sicht wurden -keit und -igkeit als Nebenformen von -heit abgeleitet. Adjektive auf -ig (mittelhochdeutsch auf -ec) haben dazu beigetragen, dass die Endung des Adjektivs und das Wortbildungsmorphem miteinander verschmolzen. Daher gibt es auch nur -igkeit und nicht *-igheit (vgl. Duden 7: 376; Lemma …heit).

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