Um die heutige Schreibweise annähernd nachvollziehen zu können, wurde das
Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm herangezogen.
Prophezeiung:
"prophet, m., mhd. prophête (vgl. Stoppe ged. 1, 36. Göthe 26, 283), prophêt aus lat. propheta (goth. praufêtês und praufêtus aus griech. προφήτης) […]"
"prophetisieren, -zieren, verb., im 14. jahrh. prophêtizieren (erlös. 2768), aus mlat. prophetizare […]"
"prophezeien, verb., md. im 14. jh. prophezîen (Beheim evangel. 288a), eine prophezei thun, in die zukunft sehend vorhersagen […]"
Der erste Eintrag zeigt, dass
prophet aus dem Lateinischen (
propheta) entlehnt wurde, wobei
propheta auf das griechische Wort
προφήτης zurückgeht. Auch das Verb
prophetisieren, -zieren (später:
prophezeien) lässt sich von dem mittellateinischen Verb
prophetizare herleiten.
"prophetei, f., jetzt prophetie, was prophezei, prophezie; mhd. prophetîe aus mlat. prophetia: als Danielis prophetei sagt. Meisterlin 58, 1, nach der prophetei. 58, 5. […]"
"prophezei, f., wofür nun prophezeiung; mhd. prophezîe, -cîe, frühnhd. profecei […], im 16. und 17. jahrh. meist prophecei aus mlat. prophecia […]"
Prophezeiung entstand folglich aus dem Nomen
prophezei (mlat.
prophetia, prophecia), das erst später durch das Wortbildungsmorphem
-ung erweitert wurde. Die Schreibweise ohne <h> könnte eine Folge der Entlehnung aus dem Lateinischen sein.
Verzeihung:
„[…] die frühen belege knüpfen an zeihen im sinne von 'dicere, fateri, confiteri' an; die vorsilbe verleiht dem wort ursprünglich einen auf das hindern, abwehren gerichteten sinn wie in ahd. firbiotan prohibere, interdicere, firsprechan prohibere, firsagên negare, renunciare; nhd. versagen, verbitten […]“
Dementsprechend setzt sich
verzeihen aus der Vorsilbe
ver- und dem Verb
zeihen zusammen. Die Einträge zu
zeihen weisen darauf hin, dass sich die Schreibung mit <h> von Beginn an durchsetzt. Im Mittelneudeutschen fällt es für kurze Zeit weg, wird im Althochdeutschen jedoch wieder integriert.
„zeihen, verb. form: gemeingerm. wort (goth. gateihan, altn. tjá, ags. téon, afrs. tîa, as. aftîhan, mnd. tîen, ahd. zîhan, mhd. zîhen) […]“
Fazit: Das grimmsche Wörterbuch zeigt, dass es sich bei
Verzeihung und
Prophezeiung um zwei völlig unterschiedliche Nomina handelt, die jeweils eine andere Wortherkunft (
Prophezeiung: Entlehnung aus dem Lateinischen) aufweisen.
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