Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Reflexiv-Pronomen in Haupt -und Nebensatz

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Reflexiv-Pronomen in Haupt -und Nebensatz

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Online-Suche

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Google :-/

    Hallo zusammen und vielen Dank für diese tolle Website!
    Wir haben hier folgenden Satz und fragen uns, ob die Wiederholung von "uns" nur komisch klingt oder auch falsch ist:
    - "Wir freuen uns darauf, uns Ihrer Sache zu widmen."
    Oder besser:
    - "Wir freuen uns darauf, sich Ihrer Sache zu widmen."
    Herzlichen Dank für Ihre Mühe!
    Viele Grüße MW

  2. #2

    Standard Reflexives Verb im Infinitivsatz - Form des Reflexivums

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    In Ihrer Frage thematisieren Sie, inwieweit die Wiederholung des Pronomens uns im folgenden Beispielsatz korrekt ist:
    Wir freuen uns darauf, uns Ihrer Sache zu widmen.
    Besonders an diesem Beispiel ist, dass laut dem Duden-Universalwörterbuch (DUW) zwei reflexive Verben vorliegen. Das Verb widmen kann mit einem Reflexivum verwendet werden, tritt jedoch auch ohne auf:
    Sie hat die Erstausgabe handschriftlich ihrem Ehemann gewidmet. (Beispiel aus dem DUW)
    Sie widmet sich ganz ihrem Beruf. (Beispiel aus dem DUW)
    Du musst dich den Gästen widmen. (Beispiel aus dem DUW)
    Laut dem elektronischen Valenzwörterbuch (E-Valbu) liegt in Ihrem Beispiel die reflexive Lesart des Verbs widmen zugrunde, wie der folgende Eintrag zeigt:
    Jemand widmet sich etwas; im Sinne von: jemand kümmert sich um etwas; opfert seine Zeit, seiner Kraft, seine Arbeit usw. für jemanden/etwas
    Amtsleiterin Gerda G. wird sich nun ganz ihrer Familie, ihren Hunden und den Bienen widmen.
    Auch in Ihrem Beispiel wird das Verb widmen in dem Sinne verwenden, dass sich einer Sache angenommen wird. Hingegen wird die nichtreflexive Variante von widmen umschrieben mit jemand ehrt jemanden mit etwas, was für Ihr Beispiel nicht zutrifft.
    Das Verb freuen wird hingegen ausschließlich reflexiv gebraucht:
    Wir freuen uns auf den Ausflug. (Beispiel aus dem DUW)
    Nun ist sowohl im Hauptsatz als auch im Nebensatz das Reflexivum uns realisiert. Durch die Form des Nebensatzes uns Ihrer Sache zu widmen wird jedoch das Subjekt wir nicht zweimal realisiert. Der Nebensatz wird in dem Beispiel nämlich als Infinitivsatz mit einem zu-Infinitiv (zu widmen) realisiert. Die folgenden Beispiele zeigen, dass das Subjekt im Infinitivsatz nicht genannt wird:
    Wir widmen uns Ihrer Sache. – Wir versprechen, uns Ihrer Sache zu widmen.
    Wir freuen uns auf den Ausflug. – Wir versprechen, uns auf den Ausflug zu freuen.
    Die Beispiele zeigen aber sehr deutlich, dass das Reflexivum im Nebensatz nicht wegfällt, auch wenn das Subjekt nicht genannt wird:
    Wir versprechen, uns Ihrer Sache zu widmen.
    *Wir sprechen, Ihrer Sache zu widmen.
    Wir freuen uns, uns Ihrer Sache zu widmen.
    *Wir freuen uns, Ihrer Sache zu widmen.
    Ob nun der einleitende Hauptsatz selbst ein reflexives Verb besitzt oder nicht, nimmt keinen Einfluss darauf, ob das Reflexivum im Infinitivsatz realisiert wird. Es kann demnach festgehalten werden, dass das Reflexivum obligatorischer Bestandteil des Nebensatzes ist, das Subjekt im Nebensatz jedoch nicht realisiert wird.
    Nachdem nun die Form des Nebensatzes sowie die beiden reflexiven Verben in Ihrem Beispiel betrachtet wurden, soll nun die Form des Reflexivums im Nebensatz beleuchtet werden. Allgemein ist festzuhalten, dass es mit dem Subjekt in Hinblick auf Person und Numerus übereinstimmt. Dies nennt man auch Kongruenz. Nun haben Sie für Ihr Beispiel neben dem Reflexivum uns auch das Reflexivum sich vorgeschlagen. Laut Dudengrammatik (Duden Band 4) lautet das Reflexivum für die 3. Person im Singular und Plural sich:
    Er freut sich.
    Sie freuen sich.
    Alle anderen Formen für die 1. und 2. Person im Singular und Plural sind mit den Formen des Personalpronomens im Akkusativ identisch (wir – uns; ich – mich; du – dich; ihr – euch):
    Du freust dich.
    Wir freuen uns.
    Ihr freut euch.
    In Ihrem Beispiel wird im Infinitivsatz das Subjekt nicht benannt, jedoch gilt für den Nebensatz das gleiche Subjekt wie für den Hauptsatz. Die Umformulierung in einen dass-Satz zeigt dies deutlich, da in einem dass-Satz ein Subjekt realisiert werden muss:
    Wir freuen uns darauf, uns Ihrer Sache zu widmen.
    Wir freuen uns darauf, dass wir uns Ihrer Sache widmen.
    Da das Subjekt in Ihrem Beispiel in der 1. Person Plural steht, kommt für das Reflexivum nur die Form uns infrage:
    Wir widmen uns Ihrer Sache.
    Sie widmen sich Ihrer Sache.
    *Wir widmen sich Ihrer Sache.
    Möglicherweise wirkt der Nebensatz deshalb merkwürdig auf Sie, da das Reflexivum vorhanden ist, das Subjekt jedoch nicht explizit genannt wird, sondern durch den Hauptsatz quasi mitgedacht wird. Der Infinitivsatz ist jedoch korrekt gebildet und auch der Anschluss mit uns entspricht den grammatischen Merkmalen des Subjektes Ihres Satzes.
     


    Umfrage zum Umgang mit dieser Antwort

    War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
    Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!

    Umfrage öffnen


Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein