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Thema: was ist richtig? ein Glas französischer/en Konjak/s nehmen

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard was ist richtig? ein Glas französischer/en Konjak/s nehmen

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Schülerfrage

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    bei Jung und in Lehr- und Übungsbuch der dt.Gramm.

    danke

  2. #2

    Standard Möglichkeiten zum Ausdruck eines partitiven Verhältnisses

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    Das Deutsche bietet grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, Konstruktionen vom Typ [[Behälter][Inhalt]] zu bilden. Für gewöhnlich enthält ein Behälter, wie in Ihrem Fall das Glas, ja nicht die gesamte Menge des betreffenden Stoffs, also nicht allen Konjak der Welt, sondern nur einen gewissen Teil dieser Menge. Daher wird das Verhältnis zwischen Behälter und Inhalt als partitiv bezeichnet (lat. pars „Teil“). Eine Möglichkeit, dieses partitive Verhältnis auszudrücken, ist die mit der Präposition mit + Dativ, z. B. ein Glas mit französischem Konjak. Die Wortgruppe mit französischem Konjak stellt dabei ein partitives Attribut zur Behälterbezeichnung ein Glas dar. Man könnte also sagen ein Glas mit französischem Konjak nehmen.

    In Ihrem Fall ist es außerdem möglich, das partitive Verhältnis durch einen Genitiv darzustellen („partitiver Genitiv“). Eine Nominalgruppe kann nämlich laut Dudengrammatik nur dann als partitiver Genitiv verwendet werden, wenn sie mindestens ein adjektivisch flektiertes Wort und mindestens ein Wort mit der Genitivendung –s oder –r enthält, und das ist in Ihrem Beispiel der Fall: Die Nominalgruppe französischen Konjaks enthält zum einen das adjektivisch flektierte Wort französischen und zum anderen die Genitivendung –s an Konjaks. Somit ist die Formulierung ein Glas französischen Konjaks nehmen korrekt, während *ein Glas Konjaks nehmen ungrammatisch ist (kein adjektivisch flektiertes Wort).

    Eine dritte Möglichkeit besteht darin, den Inhalt im selben Kasus wie die Behälterbezeichnung zu realisieren – man spricht dann von einer partitiven Apposition. Der Kasus der Behälterbezeichnung hängt dabei von der Funktion der Wortgruppe im konkreten Satz ab und die partitive Apposition passt sich im Kasus daran an.

    Beispiel

    (1) Auf dem Tisch steht ein Glas französischer Konjak. -> ein Glas steht im Nominativ, die partitive Apposition französischer Konjak passt sich daran an

    (2) Mit einem Glas französischem Konjak wird der Abend noch gemütlicher. -> einem Glas steht im Dativ, die partitive Apposition französischem Konjak passt sich daran an

    (3) Er trank ein Glas französischen Konjak. -> ein Glas steht im Akkusativ, die partitive Apposition französischen Konjak passt sich daran an


    Die Konstruktion *ein Glas französischer Konjak nehmen ist insofern nicht korrekt, als das Verb nehmen einen Akkusativ fordert. Dem zufolge müssen hier die Behälterbezeichnung ein Glas und die partitive Apposition im Akkusativ stehen (vgl. Beispiel 3). Dies ist hier aber nicht der Fall ist, da französischer Konjak im Nominativ steht. In der Regel wird der Nominativ bei partitiven Appositionen jedoch nur gewählt, wenn kein anderer Kasus kenntlich gemacht werden kann, z. B. beim oben erwähnten Beispiel *ein Glas Konjaks nehmen: Da die Bedingungen für einen Genitiv nicht erfüllt sind, weicht man bei der partitiven Apposition in den Nominativ aus (ein Glas Konjak nehmen). In Ihrem Fall kann der Akkusativ aber deutlich mit Hilfe des Adjektivs angezeigt werden, d. h. korrekt ist die Formulierung ein Glas französischen Konjak nehmen.

    Fazit: In Ihrem Fall sind alle drei dargestellten Möglichkeiten zum Ausdruck des partitiven Verhältnisses zwischen Behälter und Inhalt realisierbar und korrekt, d. h. Sie können ebenso gut ein Glas französischen Konjak (partitive Apposition), ein Glas französischen Konjaks (partitiver Genitiv) oder ein Glas mit französischem Konjak (partitives Attribut mit mit) nehmen.
     


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