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Thema: WAs ist korrekt: Es gibt eine Menge guter Fußballspielerinnen ... oder "Es gibt eine Menge gute Fußballspielerinnen"

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard WAs ist korrekt: Es gibt eine Menge guter Fußballspielerinnen ... oder "Es gibt eine Menge gute Fußballspielerinnen"

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Deutschheft unseres Sohnes

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden-Die deutsche Rechtschreibung

    Bei der Regel zur Beugung der Adjektive (R5) steht, dass das Adjektiv nach Zahlenwörtern ohne starke Endung stark gebeugt wird. Als Beispiel stand dort "viel frisches Gemüse". Ich wusste nun nicht, ob diese Regel auch bei "eine Menge" in Kraft tritt.

  2. #2

    Standard Partitiver Genitiv oder Partitive Apposition?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem

    Bei Ihrem Beispiel handelt es sich um die Frage, in welchem Kasus das Attribut „gute Fußballspielerinnen“ stehen muss. Bei Konstruktionen aus der Angabe einer Sammelbezeichnung plus der Art des umfassenden Ganzen bietet das Deutsche grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, das Attribut anzuschließen. Allgemein werden Phrasen, die nach Maß-, Mengen-, Behälter-, Gestalt-, und Sammelbezeichnungen stehen, als partitives Attribut (lat. „pars“ = Teil) bezeichnet. Solche partitive Attribute können im Deutschen durch verschiedene Konstruktionen ausgedrückt werden:

    - Partitiver Genitiv: „Der Bericht führt eine erstaunliche Anzahl neuer Projekte auf.“
    - Partitive Apposition: „Der Bericht führt eine erstaunliche Anzahl neue Projekte auf.“
    - Präpositionale Fügungen: „Der Bericht führt eine erstaunliche Anzahl von/an neuen Projekten auf.“

    Die partitive Apposition steht dabei in Kasuskongruenz (= Übereinstimmung im Fall) zum Bezugswort.

    Sowohl die Dudengrammatik als auch der Zweifelsfälleband von Wahrig formulieren für die Wahl der Konstruktion bestimmte Neigungen in Abhängigkeit von der Form des Attributs. (Vgl. Duden Band 4, S. 983 ff. und Wahrig 5, S.584 f.) Dabei konkurrieren vor allem der partitive Genitiv und die partitive Apposition miteinander. Der Anschluss mithilfe einer präpositionalen Fügung stellt bei Sammelbezeichnungen eine allgemeine Alternative dar und wird daher im Folgenden nicht näher erläutert.

    Wenn zum Beispiel nach einer Maß- oder Mengenangabe ein einfaches Substantiv im Singular steht, so wird die partitive Apposition im Nominativ gewählt.

    Beispiel

    „ein Glas Bier“
    „mit einer Fuhre Sand“


    Wird ein Attribut bestehend aus Adjektiv plus Substantiv im Singular angeschlossen, so geschieht dies in Form einer partitiven Apposition und richtet sich im Kasus nach dem Bezugswort. Alternativ ist hier aber auch ein partitiver Genitiv möglich, welcher allerdings heutzutage als gehoben empfunden wird.

    Beispiel

    „ein Glas kühles Bier“ (partitive Apposition) vs. „ein Glas kühlen Bieres“ (partitiver Genitiv)
    „mit einer Fuhre feinem Sand“ (partitive Apposition) vs. „mit einer Fuhre feinen Sandes“ (partitiver Genitiv)


    Steht das Attribut nach Maß- oder Mengenangaben im Plural, so kann sowohl die partitive Apposition als auch der partitive Genitiv gewählt werden.

    Beispiel

    „eine Menge nette Leute“ (partitive Apposition) vs. „eine Menge netter Leute“ (partitiver Genitiv)


    Wendet man diese Regeln nun auf Ihr Beispiel an, so sind prinzipiell alle drei Konstruktionen möglich:

    (1) „eine Menge guter Fußballspielerinnen“ (partitiver Genitiv)
    (2) „eine Menge gute Fußballspielerinnen“ (partitive Apposition im Nominativ)
    (3) „eine Menge an guten Fußballspielerinnen“ (Anschluss durch präpositionale Fügung)


    Das Attribut besteht nämlich aus einem Adjektiv und einem Substantiv im Plural. Dies erklärt zum einen die Wahl des partitiven Genitivs als auch der partitiven Apposition (1+2). Da es sich bei „einer Menge“ um eine Sammelbezeichnung handelt, haben wir hier zusätzlich die Möglichkeit, das Attribut durch eine präpositionale Fügung anzuschließen (3).
     



    Sprachgebrauch

    Laut Dudengrammatik ist der Genitiv heutzutage fast nur noch im Plural üblich. Bei Sammelbezeichnungen (wie z.B.: Anzahl, Unmenge, Menge, Gruppe, Schar) überwiege der Genitiv sogar noch. Es gilt, diese Feststellung mithilfe einer Korpusanalyse zu überprüfen.
    Eine Recherche mit Comsas II und Google ergab folgendes Resultat:

    Verwendungshäufigkeit bei Cosmas II Verwendungshäufigkeit bei Google
    „Menge nette Leute“ 9 221.000
    „Menge netter Leute“ 17 67.800
    „Menge gute Gründe“ 9 24.000
    „Menge guter Gründe“ 14 15.800
    „Menge neue Ideen“ 11 26.000
    „Menge neuer Ideen“ 34 26.800


    Während der partitive Genitiv bei Cosmas II knapp vor der partitiven Apposition rangiert, sind bei Google hingegen beide Formen in ähnlichem Maße gebräuchlich, wenn nicht sogar die partitive Apposition häufiger verwendet wird („Menge nette Leute“ hat 221.000 Treffer, „Menge netter Leute“ dagegen hat 67.800 Treffer). Somit weicht dieses Ergebnis von der Schlussfolgerung der Dudengrammatik ab, dass der Genitiv bei einer Sammelbezeichnung wie zum Beispiel „Menge“ bevorzugt wird.
    Alles in allem zeigt die Korpusrecherche jedoch auch, dass prinzipiell beide Formen nebeneinander existieren und somit gebräuchlich sind.
     


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