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Thema: was stimmt? Es wird öfter benutzt als früher? oder Es wird öfter als früher benutzt?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard was stimmt? Es wird öfter benutzt als früher? oder Es wird öfter als früher benutzt?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Frage eines Schülers

    Ich bin auf beide Formen gestoßen. Das gilt auch für Positin des Partizip Perfekts bei als/wie.
    Ich würde mich freuen, wenn Sie es näher erkären könnten.
    Vielen Dank.
    Ihre Leserin

  2. #2
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    Standard Es wird öfter benutzt als früher

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.



    In Ihrem Beispiel geht es um die Frage, ob mit als und wie eingeleitete Vergleiche direkt bei ihrem Bezugsausdruck stehen müssen oder aber auch davon getrennt, an späterer Stelle auftauchen können. Zunächst lässt sich sagen, dass beide Varianten richtig sind und begründet werden können.
    Strukturen mit als und wie haben in der Regel die Aufgabe, ihren Bezugsausdruck über einen Vergleich näher zu charakterisieren. Der Bezugsausdruck ist im gegebenen Fall das Adverb oft in der Komparativform öfter. Solche vergleichenden Komparativformen fordern eine durch als eingeleitete Vergleichsgröße (früher), die sozusagen zu ihnen gehört und daher in ihrer Nähe steht. Dies erklärt die Stellungsvariante „Es wird öfter als früher benutzt“. Allerdings heißt es in der Duden-Grammatik (2009: 886), dass solche vergleichenden Anschlüsse mit als (und wie) besonders oft ausgeklammert werden, was bedeutet, dass sie beim Vorliegen zusammengesetzter Prädikate (in Ihrem Fall: wird benutzt) dem satzschließenden Prädikatsteil (der so genannten rechten Klammer im Satz, hier: benutzt) nachgestellt werden. Dies wäre die Variante „Es wird öfter benutzt als früher“. Im Allgemeinen kann die Platzierung verschiedener Elemente nach dem satzschließenden Prädikatsteil auf unterschiedliche Gründe zurückgeführt werden. So ist es bspw. in gesprochener Sprache üblich, eigentlich abgeschlossene Sätze durch Hinzufügen von neuem Material doch noch zu erweitern:

    [Beispiel]

    1. Ich habe gestern einen tollen Film gesehen, in dem Kino da an der Ecke.

    statt

    1a Ich habe gestern in dem Kino da an der Ecke einen tollen Film gesehen.

    Auch aus stilistischen Gründen können bspw. als zu lang und/oder als zu komplex empfundene Einheiten ausgeklammert werden:

    [Beispiel]

    2. Ich habe begonnen mit Fragen zu verschiedenen interessanten, aber auch komplizierten und nicht für alle sofort nachvollziehbaren Themen, die auf jeden Fall eingehend untersucht werden müssen.

    statt

    2a Ich habe mit Fragen zu verschiedenen interessanten, aber auch komplizierten und nicht für alle sofort nachvollziehbaren Themen […] begonnen.

    Schließlich gibt es Fälle, in denen die Positionierung der jeweiligen Einheit nach dem satzschließenden Prädikatsteil als grammatische Norm betrachtet werden kann. Dies gilt etwa für Folgesätze:

    [Beispiel]

    3. Das Auto ist gestern kaputtgegangen, sodass jetzt ein neuer Motor eingebaut werden muss.

    statt

    3a *Das Auto ist gestern, sodass jetzt ein neuer Motor eingebaut werden muss, kaputtgegangen,

    wobei in 3a die Stellung des sodass-Satzes vor dem schließenden kaputtgegangen sogar falsch ist.
    In Ihrem Beispiel können wir davon ausgehen, dass es kein spezifisch gesprochensprachliches Phänomen darstellt. Es ist auch klar zu sehen, dass die Einheit als früher nicht zu komplex oder zu lang ist, was eine Nachstellung unter stilistischem Aspekt motivieren könnte. Es handelt sich bei der Variante „Es wird öfter benutzt als früher“ also darum, dass als-/wie-Vergleiche der grammatischen Norm entsprechend zwar nicht obligatorisch (wie etwa Folgesätze, s. oben), aber doch „gerne“ nachgestellt werden.

    Fazit: Sie und Ihr Schüler haben hier freie Wahl, wobei beide von Ihnen erwähnten Varianten grammatisch gut begründet werden können.

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    War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
    Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!

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    Geändert von Dániel Czicza (29.06.2012 um 09:28 Uhr)

  3. #3
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    Standard Es wird öfter benutzt als früher

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.



    In Ihrem Beispiel geht es um die Frage, ob mit als und wie eingeleitete Vergleiche direkt bei ihrem Bezugsausdruck stehen müssen oder aber auch davon getrennt, an späterer Stelle auftauchen können. Zunächst lässt sich sagen, dass beide Varianten richtig sind und begründet werden können.
    Strukturen mit als und wie haben in der Regel die Aufgabe, ihren Bezugsausdruck über einen Vergleich näher zu charakterisieren. Der Bezugsausdruck ist im gegebenen Fall das Adverb oft in der Komparativform öfter. Solche vergleichenden Komparativformen fordern eine durch als eingeleitete Vergleichsgröße (früher), die sozusagen zu ihnen gehört und daher in ihrer Nähe steht. Dies erklärt die Stellungsvariante „Es wird öfter als früher benutzt“. Allerdings heißt es in der Duden-Grammatik (2009: 886), dass solche vergleichenden Anschlüsse mit als (und wie) besonders oft ausgeklammert werden, was bedeutet, dass sie beim Vorliegen zusammengesetzter Prädikate (in Ihrem Fall: wird benutzt) dem satzschließenden Prädikatsteil (der so genannten rechten Klammer im Satz, hier: benutzt) nachgestellt werden. Dies wäre die Variante „Es wird öfter benutzt als früher“. Im Allgemeinen kann die Platzierung verschiedener Elemente nach dem satzschließenden Prädikatsteil auf unterschiedliche Gründe zurückgeführt werden. So ist es bspw. in gesprochener Sprache üblich, eigentlich abgeschlossene Sätze durch Hinzufügen von neuem Material doch noch zu erweitern:

    [Beispiel]

    1. Ich habe gestern einen tollen Film gesehen, in dem Kino da an der Ecke.

    statt

    1a Ich habe gestern in dem Kino da an der Ecke einen tollen Film gesehen.

    Auch aus stilistischen Gründen können bspw. als zu lang und/oder als zu komplex empfundene Einheiten ausgeklammert werden:

    [Beispiel]

    2. Ich habe begonnen mit Fragen zu verschiedenen interessanten, aber auch komplizierten und nicht für alle sofort nachvollziehbaren Themen, die auf jeden Fall eingehend untersucht werden müssen.

    statt

    2a Ich habe mit Fragen zu verschiedenen interessanten, aber auch komplizierten und nicht für alle sofort nachvollziehbaren Themen […] begonnen.

    Schließlich gibt es Fälle, in denen die Positionierung der jeweiligen Einheit nach dem satzschließenden Prädikatsteil als grammatische Norm betrachtet werden kann. Dies gilt etwa für Folgesätze:

    [Beispiel]

    3. Das Auto ist gestern kaputtgegangen, sodass jetzt ein neuer Motor eingebaut werden muss.

    statt

    3a *Das Auto ist gestern, sodass jetzt ein neuer Motor eingebaut werden muss, kaputtgegangen,

    wobei in 3a die Stellung des sodass-Satzes vor dem schließenden kaputtgegangen sogar falsch ist.
    In Ihrem Beispiel können wir davon ausgehen, dass es kein spezifisch gesprochensprachliches Phänomen darstellt. Es ist auch klar zu sehen, dass die Einheit als früher nicht zu komplex oder zu lang ist, was eine Nachstellung unter stilistischem Aspekt motivieren könnte. Es handelt sich bei der Variante „Es wird öfter benutzt als früher“ also darum, dass als-/wie-Vergleiche der grammatischen Norm entsprechend zwar nicht obligatorisch (wie etwa Folgesätze, s. oben), aber doch „gerne“ nachgestellt werden.

    Fazit: Sie und Ihr Schüler haben hier freie Wahl, wobei beide von Ihnen erwähnten Varianten grammatisch gut begründet werden können.

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