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Thema: Heißt es "laut Bettinas Trauzeuge Christian" oder "laut Bettinas Trauzeugen Christian"?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "laut Bettinas Trauzeuge Christian" oder "laut Bettinas Trauzeugen Christian"?

    Vielen Dank!

  2. #2

    Standard Mit welchem Kasus steht die Präposition "laut"?

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.


    Sprachsystem


    Bei der Frage, welcher Kasus nach der Präposition laut stehen muss, sind sich selbst die Grammatiken nicht einig. Im Wahrig Band 5 „Fehlerfreies und gutes Deutsch“ lässt sich folgende Regel finden: „Die Präposition laut regiert den Genitiv. Zunehmend findet auch der Dativ Verwendung.“ In der Dudengrammatik hingegen findet man die Präposition laut unter der Überschrift „Präpositionen mit Dativ“. In diesem Kapitel wird jedoch auch ausgeführt, dass Präpositionen, die ursprünglich nur den Dativ verlangt haben, gelegentlich auch den Genitiv regieren. Zu diesen Präpositionen gehört unter anderem laut. Somit besteht hier zwar eine Schwankung in der Verwendung zwischen Genitiv und Dativ nach der Präposition laut, aber beide Verwendungen werden sowohl von Wahrig als auch von Duden als zulässig angesehen.

    Beispiel

    (1) Laut dem amtlichen Nachweis
    Laut des amtlichen Nachweises
    (2) Laut dem letzten Bericht
    Laut des letzten Bericht


    Laut der Dudengrammatik sind bei Präpositionen Schwankungen vor allem zwischen dem Dativ und Genitiv Ausdruck natürlichen grammatischen Wandels, da sich die Kasusrektion nicht aus den Eigenschaften einer Präposition ableiten lässt und somit veränderbar sein kann. Solche Schwankungen findet man auch bei anderen Präpositionen, zum Beispiel bei wegen, während, trotz usw.

    Laut der Dudengrammatik besteht Freiheit bei der Kasuswahl, wenn man von Stilunterschieden absieht. Denn der Genitiv gelte eher als schriftsprachlich und stilistisch höher stehend.

    In Ihrem Beispiel kommt eine weitere Alternative in Frage, nämlich die unflektierte Form (d.h. der Nominativ). Die Möglichkeiten für den Dativ bzw. Genitiv und den Nominativ lauten dann:

    Beispiel

    (3) Laut Bettinas Trauzeugen Christian
    (4) Laut Bettinas Trauzeuge Christian


    Das Substantiv, das zur Präposition gehört und daher auch den Kasus aufgrund der Präposition erhält, ist Trauzeuge. Die anderen Substantive Bettinas und Christian stellen Attribute zu Trauzeuge dar. In Beispielsatz (3) ist durch die zweideutige Markierung des Substantivs Trauzeugen nicht klar erkennbar, ob es sich hier um einen Genitiv oder einen Dativ handelt (Genitiv: Laut des Trauzeugen; Dativ: Laut dem Trauzeugen). In Beispiel (4) handelt es sich um die unflektierte Form.
    Wie oben bereits erwähnt, steht in der Regel bei „laut“ entweder der Dativ oder Genitiv, sodass Sie die Variante in Beispiel (3) durchaus verwenden können.

    Stellt sich nun noch die Frage, ob die Variante (4) auch zulässig ist? Laut Duden Band 9 „Richtiges und gutes Deutsch“ wird die unflektierte Form gebraucht, wenn auf die Präposition ein allein stehendes stark flektierendes Substantiv im Singular folgt.

    Beispiel

    (5) Laut Vertrag
    (6) Laut Bericht


    Da das Substantiv Ihres Beispielsatzes aber zu der schwach flektierenden Flexionsklasse (d.h. dass in allen Kasus außer im Nominativ die Endung –en oder –n auftritt) gehört und nicht allein nach der Präposition steht, wäre diese Regel laut des Duden Band 9 nicht auf Ihr Beispiel anwendbar.



    Schwache Flexionsklasse
    Nominativ Der Trauzeuge
    Akkusativ Den Trauzeugen
    Dativ Dem Trauzeugen
    Genitiv Des Trauzeugen

    Der Wahrig Band 5 „Fehlerfreies und gutes Deutsch“ formuliert jedoch eine andere Regel zur Verwendung der unflektierten Form: „Folgt auf die Präposition ein Substantiv ohne Artikel, Pronomen oder Adjektiv, so steht im Singular stets die unflektierte Form.“ Demnach wäre Ihre Variante mit der unflektierten Form doch möglich.
     



    Sprachgebrauch


    Einen möglichen Anhaltspunkt für die Gebräuchlichkeit der unterschiedlichen Kasus mit „laut“ bietet eine stichprobenartige Sprachgebrauchsanalyse bei Cosmas II.

    In der Tat finden sich bei den rund 600.000 Treffern am häufigsten Formulierungen mit laut plus Personenbezeichnung plus Personennamen in unflektierter Form oder nur laut plus Personennamen in unflektierter Form.

    Beispiel

    (7) „[…] laut Trainer Franz Ponweiser […]“ (aus: Burgenländische Volkszeitung, 17.02.2011)
    (8) „[…] laut Direktor Peter Stoiber […]“ (aus: Burgenländische Volkszeitung, 24.02.2011)
    (9) „Laut Johann Würzinger […]“ (aus: Burgenländische Volkszeitung, 03.02.2011)


    Fazit: Insgesamt ließen sich bei der Sprachgebrauchsanalyse bei Cosmas II die unterschiedlichsten Kasusverbindungen mit laut finden. Da es sich bei Ihrem Beispiel um eine ähnliche Form wie laut + Personenbezeichnung + Personenname handelt, könnte man diese Formulierung auf Ihr Beispiel übertragen, sodass Sie in Ihrem Beispiel auch die unflektierte Form laut Bettinas Trauzeuge Christian verwenden können. Die vielen Treffer dieser Zusammensetzung zeigen, dass diese recht gebräuchlich und produktiv zu sein scheint.
     



    Sprachgeschichte


    Auch im Grimmwörterbuch wird bei der Präposition laut die Schwankung zwischen Genitiv und Dativ thematisiert. Laut Grimmwörterbuch wird die Genitivrektion als die ursprüngliche aufgefasst: „dieses laut wird als Präposition verwendet, nicht nur in Verbindung mit dem Genitiv, wie von altersher, sondern auch mit dem Dativ (indem es der Fügung von nach folgt)“(laut dem Artikel - nach dem Artikel).

    Beispiel


    „laut dieses Eides würde er sich allem unterziehen müssen.“ (Schiller)
    „laut: wo dem also wär, hielten sie die dingk nit lut des artikels.“ (von 1467)

     


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    Geändert von Katharina Stuckert (11.08.2012 um 23:43 Uhr)

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