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Sprachsystem
Hier liegt ein Problem der Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb vor. Als Grundregel der deutschen Sprache gilt, dass das finite Verb (also der Teil des Prädikats, der die Numerusmarkierung trägt) mit dem Subjekt in Person und Numerus übereinstimmt. Normalerweise bereitet das den Sprechern auch keine Schwierigkeiten – steht das Subjekt im Singular, muss auch das finite Verb in den Singular gebracht werden, und das Gleiche gilt für den Plural. Die Herstellung von Kongruenz läuft also quasi automatisch ab.
Es gibt allerdings Subjekte, bei denen nicht so leicht zu entscheiden ist, ob sie nun im Singular oder im Plural stehen, was natürlich auch die Herstellung von Kongruenz mit dem finiten Verb erschwert. Genau dies trifft auf Ihr Beispiel zu.
Der Grund dafür, dass es Ihnen schwer fällt zu entscheiden, ob es gefällt oder gefallen heißen muss, liegt also nicht beim finiten Verb selbst, sondern beim Subjekt. Das Subjekt dieses Satzes besteht aus zwei Teilen (die Mischung, der Kontakt), die durch die Konjunktion und miteinander verbunden sind. Der Dudengrammatik zufolge sind in diesem Fall – je nach Lesart - Singular und Plural des finiten Verbs zulässig, da man den Satz grammatisch auf zweierlei Art und Weise deuten kann. (Vgl. Dudengrammatik S.1004 f.)
1. Die einzelnen Subjektteile die Mischung und der Kontakt können, obwohl sie für sich genommen im Singular stehen, „zusammenaddiert“ werden, so dass das Subjekt als Gesamtpaket als Plural aufgefasst wird. Verfolgt man diese Auffassung, ist es naheliegend, auch das finite Verb in den Plural zu setzen. Hier würde also die Duden-Kongruenzregel II für Subjekte mit gereihten Subjektteilen greifen: „Die Reihung gilt gesamthaft als Plural, das finite Verb steht daher ebenfalls im Plural.“ (Dudengrammatik § 1602)
Demzufolge müsste es „An dem Beruf der Veranstaltungskauffrau gefallen mir besonders die Mischung aus kaufmännischer Tätigkeit und der Kontakt mit Menschen.“ heißen.
2. Aber auch der Singular ist grammatisch begründbar: Der Satz könnte ursprünglich aus zwei Sätzen bestanden haben, die durch eine Verbindung mit der Konjunktion und zu einem Satz zusammengezogen wurden. Der „Ursprungssatz“ könnte wie folgt ausgesehen haben:
„An dem Beruf der Veranstaltungskauffrau gefällt mir besonders die Mischung aus kaufmännischer Tätigkeit und an dem Beruf der Veranstaltungskauffrau gefällt mir der Kontakt mit Menschen.“
Da dies natürlich ziemlich umständlich ist, tendieren Sprecher dazu, Bestandteile, die in beiden Sätzen vorkommen, einmal einzusparen. So kann man im zweiten Teil des Satzes die Ergänzung An dem Beruf der Veranstaltungskauffrau und das finite Verb mit dem Dativ-Objekt gefällt mir streichen, da diese Elemente in zweifacher Ausführung erscheinen. Somit bleibt nur noch das Subjekt plus Ergänzung der Kontakt mit Menschen übrig.
In diesem Fall kommt die Duden-Kongruenzregel III für Subjekte in zusammengezogenen Sätzen mit nur einem finiten Verb zur Anwendung. Hier heißt es, dass sich das Verb bei Subjekten in zusammengezogenen Sätzen mit nur einem finiten Verb nach dem näher stehenden Subjekt richtet. Das wäre in Ihrem Fall die Mischung aus kaufmännischer Tätigkeit, das für sich genommen im Singular steht, so dass das finite Verb den Numerus dieses Subjekts übernimmt. Somit lautet Ihr Satz dann:
„An dem Beruf der Veranstaltungskauffrau gefällt mir besonders die Mischung aus kaufmännischer Tätigkeit und der Kontakt mit Menschen.“
Fazit: Schlussendlich hängt es also von Ihrer Lesart ab, welche Variante Sie bevorzugen. Aber wir können festhalten, dass beide Varianten standardsprachlich anerkannt und somit „richtig“ sind. Der Dudengrammatik zufolge ist der Plural allerdings gebräuchlicher.
Sprachgeschichte
Anhand von Dokumenten aus früheren Sprachzuständen (etwa dem Mittelhochdeutschen oder dem Frühneuhochdeutschen) lässt sich zeigen, dass die Deutschen schon seit geraumer Zeit rätseln, ob der Singular oder der Plural des finiten Verbs in solchen Fällen die bessere Wahl ist – in den alten Schriften findet sich mal der Singular, mal der Plural. Eine endgültige Klärung des Zweifelsfalls ist auch heute nicht abzusehen, aber die Tendenz geht offenbar zu einer mehr „integrativen“ Betrachtungsweise des Subjekts, d. h. es wird zunehmend als ein komplexes Element mit pluralischem Charakter aufgefasst, was den Plural des finiten Verbs zur Folge hätte.
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