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Thema: So richtig?: Zur Feier diesen schönen Tages...

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard So richtig?: Zur Feier diesen schönen Tages...

     

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.


    Sprachsystem

    Bei Ihrer Frage, ob Zur Feier diesen schönen Tages richtig ist, scheint es darum zu gehen, ob die Genitiv-Form des Demonstrativpronomens diesen lautet. Tatsächlich handelt es sich hier um einen Zweifelsfall, da es noch eine weitere Variante für diese Konstruktion gibt:

    Beispiel

    (1) Zur Feier dieses schönen Tages


    Denn in der Regel wird das Demonstrativpronomen dieser, diese, dieses stark flektiert:

    Maskulin Feminin Neutrum Plural
    Nominativ Dieser (Löffel) Diese (Gabel) Dieses (Messer) Diese (Sachen)
    Genitiv Dieses (Löffels) Dieser (Gabel) Dieses (Messers) Dieser (Sachen)
    Dativ Diesem (Löffel) Dieser (Gabel) Diesem (Messer) Diesen (Sachen)
    Akkusativ Diesen (Löffel) Diese (Gabel) Dieses (Messer) Diese (Sachen)

    Daher lautet die Form bei einem Maskulin für den Genitiv Singular dieses.

    Bei wenigen Substantiven jedoch hat sich neben der starken Form auf -es auch die schwache Form diesen verbreitet:

    Beispiel

    (2) Anfang diesen Jahres vs. Anfang dieses Jahres
    (3) Ende diesen Monats vs. Ende dieses Monats


    Die Schwankung zwischen dem starken und schwachen Flexionsverhalten bei dieser, diese, dieses tritt häufig in Konstruktionen mit Zeitangaben auf. Eine mögliche Erklärung für diese Schwankung kann in einer Analogie zu ähnlichen Konstruktionen mit einem Adjektiv anstelle eines Adjektivs gesehen werden. Anstelle von dies- finden sich dann bei ähnlichen Zeitangaben zum Beispiel nächst- oder letzt-:

    Beispiel


    (4) Ende nächsten Jahres
    (5) Ende des letzten Tages


    Die Tatsache, dass in solchen Zeitangaben das Adjektiv immer die Endung –en trägt, kann einen Einfluss auf die Zeitangaben mit dies- gehabt haben, d.h. man könnte analog zu Ende nächsten Jahres oder Ende des letzten Tages auch Ende diesen Jahres oder Ende diesen Tages bilden. Da dies- dann wie ein Adjektiv flektiert wird, spricht man von einer adjektivischen Flexionsvariante des Demonstrativpronomens.

    Möglicherweise besteht speziell in Ihrem Fall auch die Tendenz hin zur schwachen Flexion, da Ihrem Demonstrativpronomen nicht unmittelbar das Substantiv im Genitiv mit der Endung -es folgt, sondern ein schwach flektiertes Adjektiv (schönen). Dem Sprecher könnte somit die Konstruktion zur Feier diesen schönen Tages mit paralleler Flexion aus sprachtechnischen Gründen im Sprechvorgang leichter erscheinen.

    Fazit: Aus grammatischer Sicht lässt sich zwar eine mögliche Erklärung für die schwache Flexionsform diesen finden, allerdings ist dieser Gebrauch standardsprachlich noch nicht allgemein anerkannt. Wenn Sie also auf der sicheren Seite sein wollen, ohne Kritik zu ernten, sollten Sie die Form dieses verwenden, da dieser Gebrauch in Verbindung mit jedem Substantiv ausnahmslos akzeptiert ist.
     



    Sprachgeschichte

    Möglicherweise steht dies- gerade am Anfang einer Entwicklung, wie sie solch- bereits seit Langem durchläuft. Zu dem ursprünglichen Demonstrativpronomen solch- hat sich nämlich ebenfalls in Laufe der Zeit eine adjektivische Variante hinzu entwickelt, die inzwischen sogar dominiert.

    Ob dies- diese Entwicklung auch so weitgehend durchlaufen wird, ist jedoch unwahrscheinlich, da es einige adjektivtypische Verhaltensweisen vermutlich nicht nachahmen wird, wie es solch- tut, z.B. die Positionierung zwischen Artikel und Substantiv:

    Beispiel


    (1) eines solchen Tages
    (2) *eines diesen Tages


    Zudem lassen sich am Zweifelsfall zur Feier diesen schönen Tages/zur Feier dieses schönen Tages zwei grundsätzliche Sprachwandelphänomene ablesen. Zum einen kann man die Form diesen in diesem Zusammenhang als Versuch einer Vereinheitlichung der starken Flexionsmuster betrachten, d.h. das starke Flexionsmuster des Demonstrativpronomens wird an das starke Flexionsmuster des Adjektivs angeglichen. Statt eines starken Flexionsmusters für Demonstrativpronomen (Ende dieses Tages) und eines starken Flexionsmusters für Adjektive (Ende nächsten Tages) gäbe es folglich nur noch ein einheitliches starkes Muster (Ende diesen/nächsten Tages), was aus kognitiver Sicht ökonomischer wäre.

    Zum anderen gibt es eine Tendenz dahingehend, das deutliche Kasusmerkmal innerhalb einer Wortgruppe nur noch an einem Wort (dem Hauptmerkmalsträger) anzubringen. Folgt man dieser Tendenz zur Monoflexion, so ist es nicht mehr nötig, das Demonstrativpronomen dies- mit der Genitivendung –es zu versehen, wenn diese bereits am dazugehörigen Substantiv vorhanden ist. Das bedeutet: Da Tages mit der Endung –es bereits über eine deutliche Genitivmarkierung verfügt, kann sich dies- auch mit der weniger deutlichen Endung –en.
     


    Sprachgebrauch


    Eine Untersuchung des Sprachgebrauchs belegt, dass der Gebrauch der schwachen Flexionsform diesen standardsprachlich noch nicht allgemein anerkannt ist bzw. die starke Form dieses bevorzugt wird. Denn im Zeitungskorpus des IDS Mannheim liegt die Variante dieses Tages mit 99,4% weit vor diesen Tages.

    Zieht man für die Untersuchung jedoch kein standardsprachliches Korpus heran, sondern gibt die betreffenden Varianten einmal bei Google ein, so ergibt sich ein etwas verändertes Bild: Hier macht die Variante diesen Tages immerhin fast 12 % von der Gesamtsumme aus (Stand: 14.10.2012). Allerdings sind die Daten, die eine solche Suche bei Google liefert, oftmals verzerrt: Neben den "echten" Funden, die den tatsächlichen Sprachgebrauch anzeigen, listet Google meist auch Forumsbeiträge u.Ä. auf, die sich mit dem sprachlichen Zweifelsfall befassen. Letztere müssten bei einer wissenschaftlichen Korpusanalyse eigentlich ausgeschlossen werden, was jedoch bei mehreren Tausend oder Millionen Funden schwer zu bewerkstelligen ist. Dennoch lassen die oben angegebenen Zahlen eine gewisse Tendenz erkennen.
     


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  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard Zur Feier diesen Jahres

    Statt eines starken Flexionsmusters für Demonstrativpronomen (Ende dieses Tages) und eines starken Flexionsmusters für Adjektive (Ende nächsten Tages) gäbe es folglich nur noch ein einheitliches starkes Muster (Ende diesen/nächsten Tages), was aus kognitiver Sicht ökonomischer wäre.

    Ich bin hier ein bisschen verwrrt.
    Sind Ende diesen Tages, usw. keine schwachen Flexionsmuster stta starhe?

    Danke

  4. #4
    Unregistriert Gast

    Standard Zur Feier nächsten Jahres

    Statt eines starken Flexionsmusters für Demonstrativpronomen (Ende dieses Tages) und eines starken Flexionsmusters für Adjektive (Ende nächsten Tages) gäbe es folglich nur noch ein einheitliches starkes Muster (Ende diesen/nächsten Tages), was aus kognitiver Sicht ökonomischer wäre.

    Ich bin hier ein bisschen verwirrt.
    Sind Ende diesen/nächsten Tages, usw. keine schwachen Flexionsmuster statt starker?

    Danke

  5. #5

    Standard

    Ihre Verwirrung ist völlig berechtigt. Die Endung -en ist ja neben -e eine der beiden Endungsvarianten der schwachen Flexion. Im Grunde genommen gibt es hier möglicherweise tatsächlich zwei Sichtweisen. Es hängt davon ab, was man als Kriterium für "schwache vs. starke Flexion" ansieht.
    Für gewöhnlich wird als ausschlaggebend für das jeweilige Deklinationsmuster angesehen, ob dem Adjektiv ein Artikelwort vorangeht oder nicht: Adjektive nach Artikelwort mit Flexionsendung werden schwach flektiert, andernfalls stark (vgl. Dudengrammatik 2005: 368, § 488). Im Paradigma der starken Adjektivflexion der Maskulina und Neutra im Singular taucht dabei die sonst meist schwache Endung -en für den Genitiv auf. Ausgehend vom Kriterium "kein Artikelwort mit Flexionsendung" wird der Genitiv Maskulin/Neutrum auf -en also als Bestandteil des schwachen Deklinationsmusters angesehen. Dabei wird dennoch deutlich, dass diese Form gewissermaßen "aus der Reihe tanzt", da die Deklination der Adjektive hier von der Deklination der Artikelwörter und Pronomen abweicht. Wenn nun der Demonstrativartikel dies im Genitiv auf -en endet,wird sein Flexionsverhalten damit an das der Adjektive angeglichen. Es gäbe somit ein einheitliches Flexionsmuster für Demonstrativartikel/-pronomina und die starke Adjektivdeklination der Neutra und Maskulina.
    Andererseits ist es wohl kein Zufall, dass die Adjektive und Demonstrativartikel gerade im Genitiv die Endung -en aufweisen können: Es ist im Paradigma der substantivischen Neutra und Maskulina im Singular die einzige Position, die eine Kasusmarkierung am Substantiv aufweist (-s). Es besteht deshalb keine Notwendigkeit, dass Adjektiv oder Demonstrativartikel als Merkmalsträger fungieren. Wenn man nun (abweichend von der Konvention) den Status als Merkmalsträger als Kriterium für starke/schwache Flexion auffasst, könnte man durchaus behaupten, dass Adjektiv und Demonstrativartikel im Genitiv Maskulin/Neutrum nun einheitlich schwach flektiert werden.

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