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Thema: Welche (grammatische oder sprachgeschichtliche) Form hat die Fügung "Unser Frauen" ?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Welche (grammatische oder sprachgeschichtliche) Form hat die Fügung "Unser Frauen" ?

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Stefan Georges München-Gedicht: "...Heimat deucht / uns erst wo Unser Frauen Türme ragen."

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Paul/Mitzka, Mittelhochdeutsche Grammatik

    Mittelhochdeutsch veränderte sich "frouwe" zu "frou" und die schwache Deklination auf -en änderte sich im Neuhochdeutschen zur gemischten, also im Singular ohne -en (=starke Deklination) und im Plural mit -en (=schwache Deklination).
    Damit ist aber noch nicht die besondere Form des possessiven Artikelworts "unser" geklärt - warum heißt es nicht "unserer" ??
    Das Phänomen steckt nicht nur in jenem George-Gedicht, sondern auch im Namen einer Pfarrei in Memmingen ("Unser Frauen") oder in der Marktkirche von Halle ("Unser Lieben Frauen").

  2. #2
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    Ort
    Kassel
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    23

    Standard unser Frauen

    Da Ihre Frage keine Grammatikfrage in unserem Sinne darstellt (d.h. keine Frage zu einem grammatischen Zweifelsfall ist), wird hier auf unser übliches Antwortschema mit den Icons verzichtet. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.
    Laut den Angaben im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm handelt es sich bei unser lieben Frauen um eine feste Wendung vor allem in Bezeichnungen von Pflanzen und Kirchen. Für feste Wendungen ist es typisch, dass ihre Bestandteile besondere Formmerkmale (und/oder besondere semantische Merkmale) aufweisen. Vielfach lässt sich dann für die jeweiligen Besonderheiten, die aus heutiger Sicht als "komisch" empfunden werden, eine Erklärung finden.
    Im vorliegenden Fall, d.h. bezogen auf unser, sind drei Optionen möglich:

    1. unser ist flexionslos.
    2. unser ist eine Verkürzung des dativischen/genitivischen uns(e)rer sowohl im Genitiv/Dativ Plural wie auch im Genitiv/Dativ Singular Femininum.
    3. Zu unser existiert sprachhistorisch auch eine einsilbige Stammvariante, nämlich uns-. unser wäre dementsprechend die dativische/genitivische Flexionsform (uns-er) zur einsilbigen Stammvariante.

    Das Grimmsche Wörterbuch merkt dabei an, dass im Falle neuhochdeutscher schriftsprachlicher Belege nicht sicher zu entscheiden ist, welche Option genau vorliegt.
    Es lässt sich insgesamt sagen, dass unser lieben Frauen als feste Wendung die alte Genitivform unser konserviert.

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