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Thema: Monoflexion - Wie ist das mit Dativ Plural?

  1. #1
    Michael Gast

    Standard Monoflexion - Wie ist das mit Dativ Plural?

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Deutsche Grammatik - eine konstrastiv deutsch-niederländische Beschreibung für den Fremdspracherwerb

    Laut der Regel für Monoflexion kann man im Genitiv männlich/sächlich mit einer schwachen Deklination anfangen:

    jungen Mannes

    Wenn ich es richtig verstehe: die Flexion des Genitivs ist hier stark und deswegen ausreichend. Eine zweite starke Deklination geht laut dem Monoflexionsgesetz nicht.

    Wie ist das aber mit Dativ Plural?

    Beispiel: den großen Bergen

    Sind jetzt nicht Bestimmwort und Substantiv beide stark dekliniert? Oder wird das Dativ-N als schwache Endung bezeichnet?

    Vielen Dank für die Hilfe!

  2. #2

    Standard Monoflexion

    Ihre sehr berechtigte Frage betrifft keine grammatische Erscheinung des Sprachgebrauchs, sondern den Umgang mit einem Phänomen in der grammatischen Beschreibung. Wir verzichten deshalb auf unser übliches Antwortschema mit den Icons. Wir möchten Sie dennoch bitten, unseren kurzen Fragebogen zur Bewertung unserer Antwort auszufüllen.

    Im Prinzip "konkurrieren" bei der Erklärung der Deklination von Elementen im nominalen Bereich zwei Erklärungsprinzipien:

    1. Man erklärt die Deklination der einzelnen Wortarten. So gruppiert man die Substantive nach dem Genus und unterscheidet bei Maskulina und Neutra auch noch starke und schwache Deklination. Bei den Adjektiven unterscheidet man zwischen starker und schwacher Deklination. Zu beachten ist dabei allerdings, dass mit 'stark' und 'schwach' bei Adjektiven und Substantiven nicht das Gleiche gemeint ist: Während es bei den Adjektiven darum geht, ob ihnen ein bestimmter Artikel vorangeht (schwach) oder nicht (stark), ob sie also "Hauptmerkmalträger" sind (siehe Punkt 2), geht die Unterscheidung bei den Substantiven zurück auf Jakob Grimm, der damit bestimmte diachrone Gegebenheiten erfassen wollte. Im heutigen Deutsch unterscheiden sich die beiden Deklinationsklassen dadurch, dass es bei der schwachen Deklination (bspw. Mensch, Löwe) nur das -(e)n als Kasusendung gibt, während der Genitiv bei der starken Deklination (bspw. Berg, Kind) durch -es gekennzeichnet wird. Während die Unterscheidung stark/schwach bei der Adjektivflexion also eine Wahlmöglichkeit je nach syntaktischem Kontext bezeichnet, ist sie bei den Substantiven an einzelne Lexeme gebunden. Bei den Artikeln gibt es keine Unterscheidung zwischen starker und schwacher Flexion.

    2. Man betrachtet die Deklination aus der Perspektive der Nominalgruppe. Man betrachtet also quasi das Zusammenspiel der einzelnen Elemente der Nominalgruppe bzw. die Aufgabe der einzelnen Elemente der Nominalgruppe bei der Kennzeichnung von grammatischen Kategorien. In diesem Kontext spricht man dann von "Monoflexion". Dieses Prinzip besagt, dass es quasi ausreicht, wenn ein Element der "Hauptmerkmalträger" ist, wenn man also die Kategorien an einem Element erkennen kann (bspw. dem alten Auto / der jungen Frau). Außerdem gibt es noch die sogenannte "Parallelflexion" nach der mehrere gleichrangige Adjektive gleich flektiert werden (mit breitem, hämischem Grinsen).

    Ihre Frage bezieht sich nun darauf, dass es rein theoretisch möglich sein müsste, die Einteilung in stark/schwach nicht in Bezug auf einzelne Flexionsparadigmen vorzunehmen (Erklärungsperspektive 1), sondern ausgehend von der Funktion des Elements in der Nominalgruppe (Erklärungsperspektive 2). Rein theoretisch ist es aus unserer Sicht prinzipiell denkbar, auf diese Weise sozusagen eine Vermischung der beiden Erklärungsprinzipien vorzunehmen. Üblich ist das u.W. in der Grammatik aber bislang nicht. M.a.W.: In Ihrem Beispiel den großen Bergen ist das Adjektiv schwach flektiert, weil es nicht Hauptmerkmalträger ist. Berg gehört zu der Klasse der starken Maskulina. Der Artikel ist ein definiter Artikel und wird nicht nach stark/schwach bestimmt. Man sagt also nicht, dass die Endung -en allgemein als Marker einer schwachen Deklination (unabhängig von der Wortart) gilt.

    Eine Flexionsform kann also nicht automatisch als stark oder schwach gelten. Ein –en am Substantiv ist etwas anderes (schwach) als am Adjektiv ohne Artikel (stark) und am Adjektiv mit Artikel (schwach), vgl.:

    Beispiel

    (1) Das Geheimnis der Menschen
    (2) Der Käfig der Löwen
    -> schwache Maskulina; -(e)n also schwach

    (3) Sie genießen den großen Erfolg.
    -> schwache Adjektivflexion; -en also schwach

    (4) Sie haben großen Erfolg
    -> starke Adjektivflexion; -en als stark


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