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Thema: Die Suche hat "ihr" oder "sie" viel Zeit gekostet.

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Die Suche hat "ihr" oder "sie" viel Zeit gekostet.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Artikel in der Zeitung

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Nein

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.


    Sprachsystem

    Bei Ihrem Zweifelsfall handelt es sich um die Frage, in welchem Kasus die Ergänzung der Person bzw. des Nutznießers bei Konstruktionen mit kosten stehen muss. Dabei geben Sie den Dativ (ihr) und den Akkusativ (sie) als Optionen an.

    Laut Dudengrammatik (§ 1485 ff.) erhalten nur wenige Verben zwei Akkusativobjekte, unter anderem auch das Verb kosten. Allerdings besteht bei den Verben mit solchen Satzbauplänen die Tendenz, sich auch mit einem Dativ- und Akkusativobjekt zu verbinden.

    Demnach gibt es für das Verb kosten zwei Möglichkeiten den Satzbau zu realisieren:

    Beispiel


    (1) [Subjekt]+[Akkusativobjekt]+[Akkusativobjekt]+Prädikat
    [Diese Reise] hat [mich] [fast das Leben] gekostet.

    (2) [Subjekt]+[Dativobjekt]+[Akkusativobjekt]+Prädikat
    [Ein Blick aus dem Fenster] hat [mir] schon [beinahe den Verstand] gekostet.


    Der Duden Band 9 „Richtiges und Gutes Deutsch“ stellt die Verwendungsweisen dieser beiden Muster in Abhängigkeit zu den Bedeutungen.

    1. kosten mit doppeltem Akkusativ im Sinne von „etwas verlangt von jemandem einen bestimmten Preis oder etwas verlangt von jemandem etwas [als Preis]“

    Beispiel


    (3) Das kostet mich mindesten 100 Euro. (im Sinne von „etwas verlangt von jemandem einen bestimmten Preis“)
    (4) Es kostet ihn große körperliche Mühe. (im Sinne von „etwas verlangt von jemandem etwas [als Preis]“)


    2. kosten mit dem doppelten Akkusativ oder mit dem Dativ zu Bezeichnung der Person und dem Akkusativ zu Bezeichnung der Sachen im Sinne von „etwas bringt jemanden um etwas“

    Beispiel


    (5) Das kostet die Mannschaft den Sieg. (mit doppeltem Akkusativ)
    (6) Und dieses Zögern kostet seinem Sohn das Kaiserreich und ihm selbst die Freiheit. (mit dem Dativ der Person und dem Akkusativ der Sache)


    Betrachtet man also die Syntax, sind beide von Ihnen angegebenen Varianten in Ihrem Beispiel möglich.

    Beispiel

    (7) Die Suche hat sie viel Zeit gekostet.
    (8) Die Suche hat ihr viel Zeit gekostet.


    Aus semantischer Sicht kann Ihr Beispielsatz sowohl im Sinne von „etwas verlangt von jemandem einen bestimmten Preis“ als auch im Sinne von „jemanden um etwas bringen“ aufgefasst werden, sodass der Dativ und Akkusativ nicht nur auf syntaktischer sondern auch auf semantischer Ebene zulässig sind.
     


    Sprachgeschichte


    Ihr Zweifel, ob das Verb kosten zusätzlich zu dem „einfachen“ Akkusativobjekt (viel Zeit) mit einem weiteren Akkusativobjekt (sie) oder einem Dativobjekt (ihr) konstruiert wird, existiert nicht erst seit kurzem. Solche Schwankungen lassen sich laut Duden Band 9 „Richtiges und gutes Deutsch“ bereits in mittelhochdeutscher Zeit finden. Das Verb leitet sich aus dem lateinischen Verb „constare“ (mittellat. „costare“), welches sich in seiner Volksform in ganz Europa verbreitet hat. Das deutsche Verb kosten wurde 12./13. Jh. aus dem altfranzösischen „coûter“ entlehnt. Mit der Entlehnung in die deutsche Sprache sind auch die Schwankungen zwischen Dativ und Akkusativ für den Nutznießer im Satzbauplan aufgetreten.
    Die Brüder Grimm weisen ebenfalls bereits in ihrem Deutschen Wörterbuch auf diese Schwankung hin: „die person, für die bei constat der dat. galt, hat bei uns vielmehr wechselnd dat. und acc., und letzterer erscheint urspr. vorwiegend (s. mehr am ende). Doch ist auch der dat. schon mhd.“ Hier wird bereits darauf verwiesen, dass das Schwanken alt ist und beides nebeneinander existiert.

    Beispiel

    (1) ein wort nur kostets mich (Schiller)
    (2) es kostet dir nur ein einziges wort (Schiller)
     


    Sprachgebrauch


    Laut Duden 9 war der Gebrauch des Dativs im 18.Jh. weit verbreitet. In der Folgezeit und in der heutigen Zeit hingegen stelle die Variante mit Akkusativ statt Dativ die häufigere Variante dar. Mithilfe einer Sprachgebrauchsanalyse im Zeitungskorpus des Instituts für Deutsche Sprache und in der Suchmaschine Google kann eine allgemeine Tendenz der Sprachgesellschaft festgestellt werden.

    Cosmas II Google
    „kostet mir“ 15 46.500
    „kostet mich“ 650 664.000

    Diese kurze und einfache Untersuchung untermauert die These des Duden Band 9, dass der Dativ in dieser Konstruktion auf dem Rückmarsch ist und der Akkusativ heutzutage bevorzugt verwendet wird.

    Fazit: Somit sind zwar beide Kasus möglich, allerdings stellt der Akkusativ die sicherere Variante dar, weil er sich zum einem in der Sprachgemeinschaft größerer Verbreitung erfreut und zum anderen weil der Akkusativ beide Bedeutungsvarianten abdeckt.
     

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