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Thema: Adam ist der Mensch, den Gott geschaffen hat, damit er seine/dessen (?) Schöpfungsarbeit fortsetzt.

  1. #1
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    Standard Adam ist der Mensch, den Gott geschaffen hat, damit er seine/dessen (?) Schöpfungsarbeit fortsetzt.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim schreiben einer Arbeit.

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden 4 Grammatik

    Wenn das "Eigentum" dem Subjekt des Satzes gehört benutzt man das Possessivpronomen (mein, dein,...) und wenn es jemand anderem gehört benutzt man das Relativpronomen (dessen, deren,..)
    1) Er kam mit Hans und seiner Frau. (Frau = die Frau des Subjekts, "er")
    2) Er kam mit Hans und dessen Frau. (Frau = Hans' Frau)
    Hier ist alles einfach, weil nur einfache Hauptsätze vorliegen, aber im obenan aufgeführten Beispiel
    liegt ein Satzgefüge vor:
    Adam ist der Mensch (Hauptsatz), den Gott geschaffen hat (Relativsatz), damit er seine/dessen (?) Schöpfungsarbeit fortsetzt (Adverbialsatz, Zielsatz).
    Nun, im Hauptsatz ist Adam Subjekt, im Relativsatz ist Gott Subjekt und im Adverbialsatz ist wiederum Adam Subjekt und die Schöpfungsarbeit gehört Gott. Auf welches Subjekt muss ich mich nun orientieren - das Subjekt des Relativsatzes oder das Subjekt des Hauptsatzes, um zu bestimmen, mit welchem Pronomen ich eindeutig ausdrücken kann, dass die Schöpfungsarbeit Gottes Arbeit ist?
    Ich würde tendieren für das Possessivpronomen, weil der Adverbialstaz sich eher auf den Relativstaz - dessen Subjekt Gott ist - als auf den Hauptsatz -dessen Subjekt Adam ist - bezieht.
    Ich weiß, dass Sie mich gut beraten werden und danke Ihnen schon dafür.
    Mit freundlichen Grüßen
    Michel Soumillion

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Das demonstrative Artikelwort dessen kann laut Duden (Band 9) anstatt des possessiven Artikelworts sein gebraucht werden, wenn es Missverständnisse geben könnte. Hierbei beziehe sich dessen immer auf die letztgenannte Person oder Sache. Diese Regel ist – wie auch Ihr Beispiel zeigt – zu allgemein und bezieht sich vielmehr nur auf eine kleine Gruppe von Beispielen (Beispiel 1)

    Beispiel

    Beispiel 1: (Duden 9)
    1a. Margot verabschiedete sich von Edith und deren Mann.
    (ihrem Mann kann sowohl Ediths als auch Margots Mann meinen)
    1b. Ralf begrüßte seinen Freund und dessen Schwester.
    (mit seine Schwester könnte auch Ralfs Schwester gemeint sein)


    Zutreffend ist jedoch die Regel nach Duden (Band 4), dass sich dessen bei diesem Gebrauch nicht auf das Subjekt beziehen lässt (Beispiel 2).

    Beispiel

    Beispiel 2: (Duden 4)
    Otto fand dessen Schlüssel.
    (es kann sich nur um den Schlüssel einer anderen Person handeln)


    Somit eignet sich dessen also dazu, für Klarheit zu sorgen, wenn es zu Missverständnissen kommen könnte.

    In Ihrem Beispiel geht es also nicht um die Frage, auf welches Subjekt Sie sich beziehen müssen, sondern vielmehr um die Verständlichkeit im Kontext oder – vereinfacht – um die Frage „Um wessen Schöpfung geht es hier?“. Man könnte rein grammatisch – ohne es hier vertiefen zu wollen – auch schon fragen, auf wen sich das Personalpronomen er bezieht – Gott oder Adam? Geht man berechtigterweise davon aus, dass sich er auf Adam bezieht, könnte man mit dessen die gewünschte Semantik – Adam setzt Gottes Schöpfung fort – leicht absichern, denn dessen kann sich nicht auf das Subjekt er (= Adam) des letzten Teilsatzes „damit er dessen Schöpfung fortsetzt“ beziehen. Jedoch bleibt zu überlegen – und auch Sie haben schon eine Tendenz zum possessiven Artikelwort seine geäußert –, ob hier seine gar nicht durch dessen ersetzt werden muss, damit das gewünschte Verständnis gesichert ist. Auch seine Schöpfung kann unter Rückgriff auf das Allgemeinwissen als die Schöpfung Gottes verstanden werden. Zudem gibt auch der Kontext Aufschluss über die Verhältnisse: Wie kann jemand, der (gerade) erschaffen wurde (= Adam), die eigene (seine) Schöpfung fortsetzen? Somit ist auch bei der Verwendung von seine der Bezug auf Gott gesichert. Letztlicht können also beide Varianten verwendet werden. Die Verwendung von dessen ist jedoch nicht zwingend nötig, da auch mit seine der gewünschte Bezug (auf Gott) hergestellt werden kann. Kann hingegen kein Allgemeinwissen oder Kontext herangezogen werden, kann auch die Verwendung von dessen gegebenenfalls geboten sein, um eine beabsichtigte Aussage abzusichern (Beispiel 3).


    Beispiel

    Beispiel 3:
    3a. Hans verklagt Peter, damit Peter keine Hunde auf dessen Grundstück hält.
    (Peter soll keine Hunde auf Hans’ Grundstück halten)
    3b. Hans verklagt Peter, damit Peter keine Hunde auf seinem Grundstück hält.
    (Peter soll keine Hunde auf Peters Grundstück halten ODER Peter soll keine Hunde auf Hans’ Grundstück halten)

     

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