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Thema: aufbauend auf biblische Grundlagen oder aufbauend auf biblischen Grundlagen

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard aufbauend auf biblische Grundlagen oder aufbauend auf biblischen Grundlagen

     

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Bei Ihrem Zweifel, ob es aufbauend auf biblische Grundlagen (also auf + Akkusativ) oder aufbauend auf biblischen Grundlagen (also auf + Dativ) heißt, geht es um die Frage, welchen Kasus die Präposition auf in Verbindung mit aufbauend regiert (=fordert).
    Prinzipiell handelt es sich bei der Präposition auf um eine sogenannte Wechselpräposition. Wie der Name schon sagt, verlangen Wechselpräpositionen nicht einen festen Kasus, sondern mehrere, meist Dativ oder Akkusativ. Dabei werden dann mithilfe der unterschiedlichen Kasus auch unterschiedliche Aussagefunktionen getroffen.

    Beispiel

    (1) Das Buch liegt auf dem Tisch.
    (2) Er legt das Buch auf den Tisch.


    Die Beispiele verdeutlichen, dass durch die Verwendung unterschiedlicher Kasus ebenfalls unterschiedliche Sinnrichtungen ausgedrückt werden:

    Der Dativ in Verbindung mit lokalen Wechselpräpositionen gibt in der Regel eine statische Position bzw. das Verbleiben an einem Ort an.

    Der Akkusativ hingegen bezeichnet mit Verben der Bewegung eine dynamische und direktionale Ortsveränderung.

    Demnach wären je nach Aussageabsicht sowohl der Akkusativ als auch der Dativ in der Verbindung aufbauen auf denkbar.

    Beispiel

    (3) Ich baue auf meinen Kenntnissen auf. (mit Dativ)
    (4) Ich baue auf meine Kenntnisse auf. (mit Akkusativ)


    Beispiel (3) könnte dabei statisch gemeint sein, Beispiel (4) hingegen dynamisch. Allerdings ist bei vielen Beispielen der Interpretationsspielraum so groß, dass man die Aussagefunktionen in Abhängigkeit vom Kasus kaum unterscheiden kann.

    Laut Duden Band 9 „Richtiges und gutes Deutsch“ stehe allerdings heute üblicherweise der Dativ in Verbindung mit aufbauen auf, weil mit dem darauffolgenden Nominalausdruck (im wörtlichen oder übertragenen Sinn) ein Ort bezeichnet werde.

    Beispiel

    (5) Geschenke auf dem Präsentiertisch aufbauen
    (6) Ein System auf einer Annahme aufbauen


    Zudem tritt die Verbindung des Partizips aufbauend + auf oft als konventionalisierte Wendung auf, so dass man hier eine Sprachwandelerscheinung annehmen könnte. Hierbei könnte sich die Verbindung aus Partizip und Präpositionen zu einem festen Präpositionalausdruck entwickelt haben, der so stark konventionalisiert ist, dass er im Gesamten als eine komplexe Präposition gesehen werden kann. Es kommt nicht selten vor, dass sich aus Partizipien Präpositionen oder Präpositionalausdrücke entwickelt haben.

    Beispiel

    (7) Ungeachtet der Schmerzen
    (8) Einem Auftrag entsprechend handeln
    (9) Das Schreiben betreffend den Vertragsabschluss


    Dabei kann es sein, dass sich der komplexe Präpositionalausdruck aufbauend auf auf einen Kasus festlegen möchte, so dass diese Wendung eher zum Dativ neigt, wie bereits auch die Verbindung aus Verb + Präposition aufbauen auf laut Duden Band 9.
     


    Sprachgebrauch


    Laut Duden Band 9 werde heute üblicherweise der Dativ in Verbindung mit aufbauen(d) auf verwendet. Ob sich diese Tendenz auch in der Sprachgemeinschaft abzeichnet, kann eine Sprachgebrauchsanalyse im Zeitungskorpus des Instituts für Deutsche Sprache Cosmas II und in der Suchmaschine Google zeigen.

    Da die Verbindung des Adjektivs biblisch mit der Konstruktion aufbauend auf aus Ihrem Beispiel eher selten in den genannten Korpora vorkommt, weichen wir zum Zwecke der Sprachgebrauchsanalyse auf eine Verbindung mit dem Pronomen mein aus (aufbauend auf mein-). Denn an solchen Pronomen lassen sich in den meisten Fällen eindeutige Kasusmarkierungen erkennen. Eine Übersichtstabelle soll zeigen, welche Formen aufgrund eindeutiger Kasusmarkierung für die Untersuchung verwendet werden können und welche aufgrund Formgleichheit nicht in die Analyse mit einbezogen werden (kursiv markiert).


    Singular maskulin Singular feminin Singular neutrum Plural (maskulin/feminin/neutrum)
    Dativ meinem meiner meinem meinen
    Akkusativ meinen meine mein meine

    Die Sprachgebrauchsanalyse zeigt folgendes Ergebnis:

    Cosmas II Google
    Aufbauend auf meinem/meiner (mit Dativ) 4 40.700
    Aufbauend auf meine/mein (mit Akkusativ) 0 56.310

    Bei der Google-Recherche muss noch erwähnt werden, dass hier ebenfalls metasprachliche Treffer und Treffer für Übersetzungsvorschläge in andere Sprachen mit eingeschlossen sind. Diese können das Bild ein wenig verzerren. Bei Cosmas II hingegen handelt es sich wirklich lediglich um die Verwendung in der geschriebenen Sprache.

    Nichtsdestotrotz belegen die Zahlen, dass sich in der Sprachgemeinschaft nicht zwingend der Dativ in Verbindung mit aufbauend auf durchgesetzt hat, sondern eher dass der Dativ und der Akkusativ gleichermaßen nebenher in der Sprachgemeinschaft Anklang finden.

    Fazit: Aufgrund des Sprachgebrauchs scheinen sowohl der Dativ als auch der Akkusativ gebräuchlich zu sein. Wenn Sie allerdings auf der sicheren Seite sein wollen, raten wir Ihnen aufgrund der konventionalisierten Sprachwandelerscheinung eines komplexen Präpositionalausdrucks zur Verwendung mit dem Dativ.
     


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    Geändert von Katharina Stuckert (15.05.2013 um 11:05 Uhr)

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