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Thema: Diese mathematischen (und andere) Kenntnisse und Fähigkeiten ODER Diese mathematischen (und andereN) Kenntnisse und Fähigkeiten

  1. #1
    Sue Gast

    Standard Diese mathematischen (und andere) Kenntnisse und Fähigkeiten ODER Diese mathematischen (und andereN) Kenntnisse und Fähigkeiten

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim Korrekturlesen

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Bei Ihrem Zweifelsfall geht es darum, ob das Zahldjektiv ander- in der Wortgruppe Diese mathematischen (und andere(n)) Kenntnisse und Fähigkeiten stark oder schwach flektiert (dekliniert, gebeugt) wird. Muttersprachlern ist oft gar nicht bewusst, dass es im Deutschen zwei Arten der Adjektivflexion gibt, da sie im alltäglichen Sprachgebrauch meist „automatisch“ die passende Form wählen. Zu Problemen kommt es allerdings häufig dann, wenn zwei (oder mehr) attributive Adjektive vor einem Substantiv stehen. Man fragt sich, ob beide Adjektive gleich („parallel“) oder ob sie unterschiedlich flektiert werden.

    Die folgende Tabelle zeigt zunächst einmal die starken und schwachen Formen des Adjektivs ander- im Plural.

    Plural starke Adjektivflexion schwache Adjektivflexion
    Nominativ andere Kenntnisse (die) anderen Kenntnisse
    Genitiv anderer Kenntnisse (der) anderen Kenntnisse
    Dativ anderen Kenntnissen (den) anderen Kenntnissen
    Akkusativ andere Kenntnisse (die) anderen Kenntnisse

    Möglicherweise könnte die Klammersetzung zur Unsicherheit über die Flexion führen. Aus diesem Grund betrachten wir Ihr Beispiel zunächst ohne Klammern:

    Beispiel

    (1) Diese mathematischen und andere(n) Kenntnisse und Fähigkeiten


    Für das erste Adjektiv mathematisch haben Sie die Entscheidung der Adjektivflexion bereits getroffen, denn hier sind Sie sich sicher, dass es mathematischen heißen muss. Der Grund dafür ist, dass der Wortgruppe Diese mathematischen und andere(n) Kenntnisse und Fähigkeiten das Artikelwort diese vorangeht, der den Kasus (Fall) der gesamten Wortgruppe mit seiner Endung bereits deutlich anzeigt. Jede Nominalgruppe besitzt einen Hauptmerkmalsträger, an welchem man das grammatische Merkmal eindeutig identifizieren kann. Dies kann entweder ein Adjektiv oder ein Artikelwort sein. Die anderen Komponenten sind dann Nebenmerkmalträger. Eine Grundregel der Grammatik besagt, dass immer die am weitesten links stehende Wortform als Hauptmerkmalträger gewählt wird. Somit ist in Ihrem Beispiel das Artikelwort diese der „Hauptmerkmalsträger“ der gesamten Wortgruppe. Für das erste Adjektiv mathematisch bedeutet das, dass es diesbezüglich „entlastet“ wird – ihm reicht dann die schwache Endung aus (mathematischen).

    Bleibt die Frage, ob das zweite (Zahl)Adjektiv ander- dann auch schwach flektiert wird oder ob es stark flektiert werden muss. Für diesen Fall stellt die Dudengrammatik die Regel auf, dass Adjektive grundsätzlich parallel flektiert werden, d. h. sie sind innerhalb einer Wortgruppe entweder alle stark oder alle schwach (vgl. Duden 4, S. 948).

    Beispiel

    (2) andere gute Vorschläge (parallel stark)
    (3) die anderen guten Vorschläge (parallel schwach, wenn noch ein starkes Artikelwort vorangeht)


    Dieser Grundregel folgend muss die Formulierung Diese mathematischen und anderen Kenntnisse und Fähigkeiten lauten.

    Durch die von Ihnen gewählte Klammersetzung ergibt sich jedoch noch eine weitere Betrachtungsweise und somit eine weitere Möglichkeit.
    Laut dem amtlichen Regelwerk des Rats der deutschen Rechtschreiben schließen Klammern Zusätze oder Nachträge ein, so auch in Ihrem Beispiel. In der vorangegangen Ausführung ohne Klammersetzung gliedert sich das Zahladjektiv ander- fest in das Flexionsschema der gesamten Nominalgruppe ein. Durch die Klammern wird (und andere(n)) nicht so fest an die Nominalgruppe gebunden und wirkt somit "freier", eben wie ein Nachtrag. Durch den Status einer lockeren Apposition (= erläuternder Nachtrag) gewinnt dieser Bestandteil mehr Selbständigkeit, wodurch ebenfalls die starke Form (und andere) denkbar ist.
     


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