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Thema: Eine Frage zur Kongruenz

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Eine Frage zur Kongruenz

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Studium

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Duden Band 9

    Welcher der folgenden beiden Sätze ist richtig?

    Gehen die anderen und du zusammen hin?
    Geht die anderen und du zusammen hin?

    Laut Duden Band 9 (Kongruenz S. 574) müsste der zweite Satz richtig sein.

    Vielen Dank!

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Wie Sie bereits richtig anmerken, handelt es sich um eine Frage zum Thema Kongruenz. Die Problematik entsteht im vorliegenden Fall dadurch, dass es sich um eine Reihung mit Subjektteilen handelt. Laut Dudengrammatik gilt für solche komplexen Subjekte folgende Kongruenzregel:
    "die Reihung gilt gesamthaft als Plural, das finite Verb steht daher ebenfalls im Plural" (§ 1602).
    Dieser Regel zufolge ist die erste Variante richtig:

    Beispiel

    Gehen die anderen und du zusammen hin?

    Es gibt aber prinzipiell auch die Möglichkeit, die Reihung als elliptische Reihung von Sätzen zu betrachten, also im Sinne von:

    Beispiel

    Gehen die anderen [ins Kino] und [gehst] du ins Kino?

    Für diese Möglichkeit der Analyse gilt laut Dudengrammatik die folgende Kongruenzregel:
    "Das Verb richtet sich nach dem näher stehenden Subjekt".
    Aber auch diese Regel spricht im vorliegenden Fall für Variante 1. D.h., unabhängig davon, ob wir das Kongruenzproblem auf ein komplexes Subjekt oder auf eine elliptische Reihung zurückführen, kommen wir zu dem Ergebnis, dass Variante 1 die richtige ist.
    Die von Ihnen angegebene Variante 2 ist prinzipiell nicht möglich, weil geht die 3. Person Singular kennzeichnet, im Beispiel aber die 3. Person Plural und die 2. Person Singular gereiht werden, sodass kein Grund erkennbar ist, warum das Ergebnis dieser Reihung die 3. Person Singular sein sollte. Möglicherweise haben Sie bei Ihrer Lektüre von Duden 9 eine andere Beispielvariante Ihrem Beispiel zugeordnet, obwohl diese nicht unmittelbar in den Person- und Numeruskategorien übereinstimmen.


     

  3. #3
    Unregistriert Gast

    Standard

    Vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort.

    Eine Frage hätte ich noch: Wenn nun die 2. Person Singular und eine 3. Person Singular gereiht werden, richtet sich dann das Verb nach der 3. Person Singular, also nach "ihr"?

    Zum Beispiel:

    Ich freue mich, dass Andreas und du geheiratet habt.
    Habt Andreas und du geheiratet?

    Vielen Dank!

  4. #4
    Unregistriert Gast

    Standard

    Eine Korrektur:

    Es muss natürlich folgendermaßen heißen: ..., richtet sich dann das Verb nach der 2. Person Plural, also nach "ihr"?

  5. #5

    Standard

    Es gibt zwar laut Dudengrammatik gibt die Regel "Die 1. Person rangiert vor der 2. Person, und die 2. Person rangiert vor der 3. Person" (§ 1602). Außerdem gibt es ja die bereits zitierte Regel "Das Verb richtet sich nach dem näher stehenden Subjekt."
    Das würde eigentlich für die Variante sprechen

    Beispiel

    Ich freue mich, dass Andreas und du geheiratet hast.

    Das erscheint mir in diesem Beispiel aber nicht sinnvoll, da es hier aufgrund der Verbsemantik (relativ) eindeutig ist, dass die beiden Subjektteile als komplexes, gereihtes Subjekt zu verstehen sind, die dann insgesamt einen Plural bilden:

    Beispiel

    Ich freue mich, dass Andreas und du geheiratet habt.

    Eine elliptische Lesart, bei der es darum geht, dass einerseits Andreas geheiratet hat und andererseits du geheiratet hast und beides dann koordiniert wird, dürfte zumindest nicht die präferierte Bedeutungsvariante sein. Das wäre aber die Voraussetzung dafür, die Kategorienkonstellation von einem der Reihungsbestandteile zu übernehmen und nicht einen Plural für die Gesamtheit anzunehmen.

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