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Thema: Heißt es "Statt wem soll er mitfahren?" oder "Statt wessen soll er mitfahren?"

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Heißt es "Statt wem soll er mitfahren?" oder "Statt wessen soll er mitfahren?"

    Nach "statt" folgt der Genitiv, aber auch in diesem Fall?

    Vielen Dank im Voraus!

  2. #2

    Standard

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Die Wortform statt kann grundsätzlich zwei Wortarten zugeordnet werden: Präpositionen und Konjunktionen. In Ihrem Fall handelt es sich um eine Präposition, die den Kasus der auf sie folgenden Nominalgruppe regiert/bestimmt. Ihre Frage kann nun dahingehend präzisiert werden, dass fraglich ist, welchen Kasus die Präposition statt regiert: den Dativ oder den Genitiv. Der Duden (Band 9) spricht davon, dass statt im Allgemeinen den Genitiv fordere (Beispiel 1 und 2).

    Beispiel

    Beispiel 1:
    Sie trug statt eines Kopftuchs (nicht: statt einem Kopftuch) einen Hut.


    Beispiel

    Beispiel 2:
    Aber warum wollte ich plötzlich den anderen statt seiner (nicht: statt ihm)?


    Einschränkend bemerkt der Duden (Band 9) jedoch: „Der Dativ wird dann verwendet, wenn der Genitiv Plural nicht erkennbar ist (statt Hüten, statt Eiern, da die Formen Hüte, Eier auch Nominativ oder Akkusativ Plural sein könnten). Der Dativ kann auch verwendet werden, wenn dem von statt regierten Genitiv Singular ein weiterer Genitiv folgt oder
    vorausgeht (statt dem Koffer des Mannes für statt des Koffers des Mannes; statt Vaters klugem Plan für statt Vaters klugen Planes).

    Auf die interrogativen Pronomen wem und wessen treffen aber diese ‚Ausnahmen‘ nicht zu. Demnach müsste nach dem Duden im Standarddeutschen der Genitiv – also statt wessen – gewählt werden. Es wurde aber auch deutlich, dass diese allgemeinere Regel nicht auf jeden Einzelfall Anwendung finden darf (siehe Ausnahmen). Somit scheint hier der tatsächliche Sprachgebrauch sehr interessant.
     



    Sprachgebrauch

    In der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ und in „DIE ZEIT online“ kann die allgemeine Regel dahingehend bestätigt werden, dass für „statt seiner/ihrer“ (Präposition + Pronomen) 410 Belege (einschränkend: wenige Verwendungen als attribuierendes Possessivpronomen „statt seiner Beine“) gefunden werden können, während die Suche nach „statt ihm/ihr“ (Präposition + Pronomen) gerade einmal 8 Treffer liefert. Fraglich bleibt jedoch die Verteilung bei der Verwendung von statt + interrogatives Pronomen (wem oder wessen). Für beide Kombinationen können in „DIE ZEIT“ und in „DIE ZEIT online“ keine Belege gefunden werden. Im Internet scheint die Verwendung von "statt wem" (14.600 Treffer) gegenüber "statt wessen" (1610 Treffer) zu überwiegen. Die Belege drücken jedoch nur sehr selten die von Ihnen angesprochene Bedeutung aus. Somit kann keine Variante als im Standarddeutschen etabliert gelten. Mehr Treffer - und auch verlässlichere Treffer - können jedoch für die Formulierung "an wessen Stelle" (47.800 Treffer) gefunden werden, die somit im Standarddeutschen eher anerkannt werden könnte.
     

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