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Thema: Ist es richtig, nach einem Possessivpronomen das Numerale "ein" adjektivisch zu gebrauchen? (z.B. sein eines Bein)

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Ist es richtig, nach einem Possessivpronomen das Numerale "ein" adjektivisch zu gebrauchen? (z.B. sein eines Bein)

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    In der Übersetzung von Colum McCanns "Die große Welt" hat Herr Dirk van Gunsteren auf S. 21 folgenden Text übersetzt: "..., obwohl ihre eine Hand irgendwann mehrfach gebrochen gewesen war."

    Mit folgendem Nachschlagewerk versuchte ich dieser Frage auf den Grund zu gehen:
    Bd. 4. Duden "Grammatik der deutschen Sprache" , ISBN 3-411-20904-6

    "..., obwohl ihre eine Hand irgendwann mehrfach gebrochen gewesen war."

    Mir ist bewusst, dass bereits das Plusquamperfekt Passiv hier falsch gebildet worden ist, da das Partizip "gebrochen" ausreicht.

    Ich habe bisher keine Grammatikregel der deutschen Sprache bezüglich der Verwendung von "mein eines Bein" oder "deine eine Tasche" oder Ähnlichem finden können, deshalb bleibt mir der Zweifel bezüglich der Richtigkeit.
    Zwar würde ich schreiben "mein Bein" oder "eines meiner Beine", analog "deine Tasche" oder "eine deiner Taschen", um obige, mir unbehagliche Formulierung, zu umgehen, doch würde ich mich sehr freuen, wenn mich jemand bezüglich der Richtigkeit der infrage stehenden Wendung aufklären könnte, nach Möglichkeit unter Angabe eines entsprechenden Nachschlagewerkes.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre freundliche Erklärung.

  2. #2

    Standard adjektivischer Gebrauch von "ein"

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    Sprachsystem


    Das Lexem ein wird zwar vor allem als indefiniter Artikel gebraucht, es ist aber ein multifunktionales Sprachzeichen. Eine Übersicht zu den verschiedenen Gebrauchsweisen von ein finden Sie in der Dudengrammatik unter § 446. Dort wird u.a. auf die Verwendung als "unbestimmtes Zahladjektiv" hingewiesen. Beispiele sind:

    Beispiel

    (1) Ich will die einen Tomaten sofort essen, die anderen zu Soße verarbeiten.
    (2) Unsere eine Katze heißt Max, unsere andere Moritz.

    Dabei ist es natürlich kein Zufall, dass ein in diesen Beispielen mit andere kontrastiert wird. Das ist zwar in sein eines Bein nicht der Fall, da wir ja aber wissen, dass zu einem Bein immer auch ein anderes gehört, ist es nicht notwendig, diesen Kontrast in allen Fällen explizit zu versprachlichen.
    In beiden Beispielen gliedert sich das Adjektiv ein als Attribut in eine Nominalgruppe ein. In (1) folgt das attributive Adjektiv auf den definiten Artikel, in (2) auf ein als Artikel gebrauchtes Possessivpronomen. Es handelt sich also nicht um eine spezielle Verbindung aus Possessiv"pronomen" und ein, sondern ein kann als Adjektiv auf verschiedene Typen definiter Artikel folgen. Gegen den Gebrauch von ihre eine Hand in dem von Ihnen aufgeführten Beispiel ist folglich nichts einzuwenden.

    Auch das Plusquamperfekt Passiv ist in

    Beispiel

    (3) obwohl ihre eine Hand irgendwann mehrfach gebrochen gewesen war.

    richtig gebildet.

    Beispiel

    (4) obwohl ihre Hand irgendwann mehrfach gebrochen war

    ist das Präteritum des Zustandspassivs.
     


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