Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Warum heißt es mich retten, aber mir helfen? Also warum einmal Akkusativ, einmal Dativ?

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Warum heißt es mich retten, aber mir helfen? Also warum einmal Akkusativ, einmal Dativ?

     

  2. #2
    Registriert seit
    04.07.2014
    Ort
    Gießen
    Beiträge
    85

    Standard Kasusrektion von Verben

    Sprachsystem

    Ihre Frage bezieht sich zunächst auf die Valenz des Verbs, also die Fähigkeit, bestimmte Mitspieler in einem Satz zu fordern. Helfen und retten beispielsweise fordern jeweils zwei Mitspieler (auch Ergänzung oder Komplement genannt), die in der Bedeutung der Verben angelegt sind. So ergibt sich aus der Bedeutung von helfen, dass es jemanden geben muss, der hilft, und jemanden, dem geholfen wird.

    Beispiel


    (1) Sie hilft ihm.
    (2) Sie rettet ihn.


    In Beispiel 1 wird das Verb durch das Subjekt und das Dativobjekt ergänzt und in Beispiel 2 durch das Subjekt und das Akkusativobjekt. Die Eigenschaft des Verbs, einen bestimmten Kasus zu verlangen, wird als Kasusrektion bezeichnet. Man sagt, dass das Verb einen oder mehrere Kasus regiert. Eine Regel, mit deren Hilfe sich allerdings von der Bedeutung des Verbs Rückschlüsse auf den jeweils regierten Kasus ziehen ließen, gibt es nicht. Entsprechend kann nur gelernt werden, welcher Kasus vom Verb regiert wird.

    Obwohl der vom Verb geforderte Kasus arbiträr (= willkürlich) ist, gibt es aber eine allgemeine Regel bezüglich der Verben, die sich nur mit einem einzigen Kasusobjekt verbinden. Jene besagt, dass solche Verben üblicherweise ein Akkusativobjekt fordern. Das bedeutet, dass Verben, die sich nur mit einen Kasusobjekt verbinden und den Dativ fordern, eine Ausnahme darstellen (vgl. Duden 4: 398; Randnummer 544).

    Die Verben, die nur den Dativ fordern, gehören zu den intransitiven Verben, die von den transitiven Verben, die den Akkusativ fordern, unterschieden werden. Ebenfalls zu den transitiven Verben gehören aber auch solche, die sich mit Akkusativ und Dativobjekt verbinden, die Ditransitiva. Dem Dativobjekt kommt hier oft die Rolle des Personenobjekts, genauer die Rolle des Empfängers oder dessen Gegenteil sowie des Nutznießers oder dessen Gegenteil zu (vgl. Duden 4: 394 f.; Randnummer 534).

    Beispiel


    (3) Sie schenkt ihm ein Lächeln.
    (4) Er nimmt ihm die Vorfahrt.
    (5) Sie erzählt ihr die Neuigkeit.
    (6) Er verschweigt ihr den Vorfall.


    Relevant ist die Rolle des Dativobjekts in den Beispielen 3 bis 6, in denen immer eine Person im Dativ steht, insofern, als sich das Dativobjekt bei intransitiven Verben ähnlich verhält. Auch hier tritt es meist als Personenobjekt in Erscheinung.

    Als Indiz für diese Regel lässt sich auch das Ergebnis einer Suchanfrage im elektronischen Valenzwörterbuch E-VALBU ansehen. Schränkt man die Wortliste dieses Wörterbuchs, das eine Auswahl hochfrequenter Verben des Deutschen umfasst, so ein, dass ausschließlich Verben angezeigt werden, die neben dem Subjekt nur noch ein Akkusativobjekt fordern, erhält man 646 Treffer. Bei Verben, die neben dem Subjekt nur noch ein Dativobjekt fordern, fällt die Liste mit 34 Treffern hingegen deutlich kürzer aus.

    Häufig wird das Dativobjekt von Verben regiert, die mit dem Präfix ent- und den Partikeln nach, entgegen, gegenüber und zu neu gebildet werden oder gebildet wurden.

    Beispiel


    (7) Er entkam dem Verfolger.
    (8) Der Hund lief ihr zu.


    Allerdings kann dies nicht als verlässliche Regel gelten, da auf diese Weise gebildete Verben auch den Akkusativ regieren können.

    Beispiel


    (9) Sie enttäuschte die Eltern.
    (10) Er gab die Tat zu.


    Fazit: Welchen Kasus ein Verb regiert, lässt sich nicht mit einer Regel bestimmen. Es lässt sich lediglich festhalten, dass die Zahl der Verben, die nur ein Kasusobjekt verlangen und den Akkusativ regieren, überwiegt, sodass das Dativobjekt als einziges Kasusobjekt in einem Satz als Abweichung vom Normalfall gesehen werden kann.
     


    Umfrage zum Umgang mit dieser Antwort

    War diese Antwort hilfreich für Sie? Wie gehen Sie damit um?
    Helfen Sie unserem Forschungsteam von der Universität Gießen dabei herauszufinden, wie eine solche Grammatik benutzt wird, welche Erläuterungen interessant sind und wie Sie damit umgehen. Durch die Beantwortung unseres Fragebogens tragen Sie dazu bei, die Qualität unserer Antworten und die Qualität von Grammatiken zu verbessern!

    Umfrage öffnen

    Geändert von Dennis Koch (22.07.2014 um 10:55 Uhr)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 27.09.2013, 19:29
  2. Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 27.09.2013, 18:12
  3. Bewerbung. Bitte einmal drüber gucken, danke.
    Von HalloIhrLieben im Forum Fragen zur Grammatik
    Antworten: 2
    Letzter Beitrag: 10.05.2013, 03:22
  4. Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 11.03.2013, 16:51
  5. Antworten: 1
    Letzter Beitrag: 01.10.2012, 10:02

Lesezeichen

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein