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Thema: Im Folgenden wird versucht, den Krisenverlauf sowie dessen wirtschaftliche und soziale Folgen wiederzugeben.

  1. #1
    Unregistriert Gast

    Standard Im Folgenden wird versucht, den Krisenverlauf sowie dessen wirtschaftliche und soziale Folgen wiederzugeben.

    Wie ich auf die Frage gestoßen bin:
    Beim Korrekturlesen

    Ich glaube, ohne sicher zu sein, dass die Bildung der Adjektive (-e) im obigen Beispiel richtig ist. Gleichzeitig erscheint es mir aber auch möglich, die Adjektive mit der Endung -en zu bilden, also "... dessen wirtschaftlichen und sozialen Folgen..."
    Welche Variante ist grammatikalisch korrekt?

  2. #2
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    Gießen
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    Standard Starke vs. schwache Adjektivflexion

    Die Beantwortung Ihrer Frage ist Teil eines Forschungsprojekts zur Verständlichkeit von grammatischen Erklärungen. Wir bitten Sie deshalb darum, im Anschluss an die Lektüre der Antwort die Tools zur Bewertung (Fragebogen, Sternchenfunktion, Antwortoption) zu nutzen.

    Sprachsystem


    Ihre Frage betrifft die Flexion von Adjektiven. Dabei haben Sie richtig erkannt, dass es im Deutschen verschiedene Möglichkeiten gibt, Adjektive zu flektieren. Man unterscheidet zwischen der starken und der schwachen Adjektivflexion. Im normalen Sprachgebrauch fällt uns diese Unterscheidung häufig nicht auf. Unsicherheit entsteht jedoch manchmal, wenn mehrere Adjektive zusammenauftreten. Dies ist auch bei Ihrem Beispiel der Fall mit den Adjektiven wirtschaftlich und sozial.

    Zur Unterscheidung zwischen starker und schwacher Adjektivflexion empfiehlt es sich, diesen Beitrag zu beachten: http://www.grammatikfragen.de/showth...gruppenflexion

    Wie ein Adjektiv flektiert werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst gilt festzuhalten, dass die zwei Adjektive Teil der folgenden Nominalgruppe sind:

    Beispiel

    dessen wirtschaftliche(n) und soziale(n) Folgen


    Die Bestandteile einer Nominalgruppe müssen miteinander kongruent sein, d.h. sie müssen in Kasus, Numerus und Genus miteinander übereinstimmen. Diese Nominalgruppe ist besonders, da in ihr das Demonstrativpronomen dessen vorhanden ist. Dieses kongruiert nicht mit den anderen Bestandteilen der Nominalgruppe, obwohl es zu dieser gehört. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 375) Deswegen stehen die wirtschaftlichen und sozialen Folgen nicht im Genitiv wie das Demonstrativpronomen, sondern sie stehen im Akkusativ. Dies wird von dem Verb wiedergeben verlangt. Da das Substantiv Folgen im Plural steht, müssen auch die Adjektive im Plural stehen. Folgen ist vom grammatischen Geschlecht her Femininum, weswegen auch die Adjektive Femininum sein müssen. Daher müssen die Adjektive im Akkusativ, Plural, Femininum stehen. Vor diesem Hintergrund wird die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Flexion relevant, denn bei dieser Form gibt es Unterschiede zwischen den zwei Flexionsmustern. Dies zeigt die nachfolgende Tabelle:

    schwache Flexion starke Flexion
    Nominativ wirtschaftlichen, sozialen wirtschaftliche, soziale
    Genitiv wirtschaftlichen, sozialen wirtschaftlicher, sozialer
    Dativ wirtschaftlichen, sozialen wirtschaftlichen, sozialen
    Akkusativ wirtschaftlichen, sozialen wirtschaftliche, soziale

    Nun muss geklärt werden, nach welchen Kriterien entschieden wird, ob die schwache oder die starke Flexion zu wählen ist. Für diese Entscheidung sind die anderen Bestandteile der Nominalgruppe relevant. Jede Nominalgruppe hat einen Hauptmerkmalträger. An diesem lassen sich die grammatischen Merkmale einer Nominalgruppe eindeutig erkennen. Ein Adjektiv ist dann Hauptmerkmalträger, wenn vor ihm kein Artikelwort steht. Ist ein Adjektiv Hauptmerkmalträger, dann muss es stark flektiert werden. Steht vor dem Adjektiv jedoch ein Artikelwort, dann ist es kein Hauptmerkmalträger und wird demnach schwach flektiert. Das Demonstrativpronomen dessen erfüllt hier nicht die Funktion eines Artikelwortes. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 375/1526) Demnach muss das Adjektiv wirtschaftlich stark flektiert werden:

    Beispiel

    Im Folgenden wird versucht, den Krisenverlauf sowie dessen wirtschaftliche (= Hauptmerkmalträger, stark flektiert) und soziale(n) Folgen wiederzugeben.


    Nun stellt sich die Frage, ob auch das Adjektiv sozial stark flektiert werden muss. Hierzu bietet der Duden die Regel an, dass Adjektive parallel flektiert werden müssen. (Vgl. Dudengrammatik, Randnummer 1518) Das bedeutet, dass alle Adjektive in einer Nominalgruppe entweder stark oder schwach flektiert werden. Bezogen auf ihr Beispiel bedeutet dies, dass auch das Adjektiv sozial stark flektiert werden muss. Demnach lautet die richtige Variante:

    Beispiel

    Im Folgenden wird versucht, den Krisenverlauf sowie dessen wirtschaftliche und soziale (= stark flektiert) Folgen wiederzugeben
    .

     

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